Weltraumroboter
ohne die Blickrichtung zu ändern, auf seinem leeren Glasteller herumzulecken.
»Nun bleibt mir nichts übrig, als neue Drinks zu bestellen«, sagte McDermott und versuchte, nach einem Kellner zu winken – ein etwas mühsames Unterfangen in dem halbdunklen Saal.
Melodie schaute zur Decke hinauf, wo ADAM und EVA, die Köpfe nach unten, munter plaudernd neben einem großen Kristallüster hingen – oder standen, je nachdem, wie man es nimmt; jedenfalls lehnten sie so an dem Lüster, als ständen sie an einer Bar. »Jeff, bestelle auch für diese da welche mit, vielleicht kommen sie dann wieder zu uns an den Tisch ... Hee, dort oben, ihr zwei Fledermäuse«, rief sie. »Kommt herab, wir spendieren Drinks!«
»In einer Minute«, rief ADAM zurück. »Wir bevorzugen Martinis.«
»Ja, leisten wir ihnen wieder Gesellschaft«, sagte EVA zu ihm.
»Eigentlich schade, den einzigen Platz zu verlassen, wo wir allein sein können«, seufzte ADAM.
»Oh, ADAM, du bist ein alter Romantiker.«
»Ohne Frage. Ich wurde als Romantiker geboren.« Er wies auf ihre Füße. »Wie funktioniert deine Saugvorrichtung?«
»Danke, gut. Und deine?«
»Auch gut. Aber ich kenne mich damit schon besser aus. Vergiß nicht, immer wieder deine Saugkraftskala zu kontrollieren, besonders wenn du an einer so hohen Decke hängst wie dieser. Dreh deine Rheostaten etwas weiter auf, das wird besser sein.«
»Ja, Liebster. Aber schau weg, während ich es mache.« Sie griff in den Kleidausschnitt.
Verdrossen wandte er den Kopf ab. »Ich wünschte, wir wären schon verheiratet.«
»Ach, Liebster, ich kann doch nichts dafür, daß ich ein bißchen genierlich bin.«
»Du und genierlich? Na, sei froh, daß es kein Tonband von unserer ersten Unterhaltung in deinem Hospitalzimmer gibt!«
»Da stand ich noch unter Drogeneinfluß. Ich konnte nichts dafür.«
»Ich weiß, Liebling. Komm, gib mir einen Kuß.«
»Nur, wenn du mir nicht mehr solche Sachen nachsagst.«
»Gut, ich werde dir solche Sachen nicht mehr nachsagen.« Er umarmte sie und gab ihr einen langen leidenschaftlichen Kuß.
»Oh, fein«, seufzte sie leicht schwankend, als es vorüber war. »Mit dem Kopf nach unten habe ich noch nie geküßt.«
»Ich auch nicht. Vielleicht sollten wir es gleich noch ein bißchen trainieren?«
»Ich denke, wir gehen lieber hinunter, du Versucher. Dieser Kuß hätte mir beinahe meine Saugnäpfe zerschmort.« Sie nahm seine Hand und machte vorsichtshalber zunächst ein paar ganz kleine Schritte. »ADAM, wäre es nicht ulkig, miteinander immer so an der Decke entlangzuspazieren? Allerdings sollte ich dann etwas Geeigneteres als ein Cocktailkleid anhaben.«
ADAM hörte sie anscheinend nicht. Sie wandte den Kopf und sah, daß er zögernd hinterdreinkam, völlig davon beansprucht, irgend etwas unten im Saal zu besichtigen.
Sie merkte, was es war, und ruckte an seiner Hand. »Komm, du Wüstling, und hör auf, mit deinen Vergrößerungslinsen diesem Mädchen dort in den Ausschnitt zu glotzen!«
»Kaum einen Tag verlobt«, murrte ADAM, »und du benimmst dich wie eine alte Ehefrau.«
»Benimm du dich nicht wie ein alter Ehemann! Benimm dich wirklich.«
Schweigend, aber etwas schneller, setzten sie ihren Weg fort.
»Aha«, sagte Melodie, als sie die Wand hinabspaziert und an den Tisch gekommen waren, »meine zwei Lieblingsfliegen in Menschengestalt sind zurückgekehrt. Ich habe ja schon manche Leute gesehen, die auf Parties in die Höhe gingen. Aber – tut ihr des Guten nicht etwas zu viel? Werdet ihr nicht schwindlig, wenn ihr so an der Decke herumlauft? Schießt euch nicht das Blut in den Kopf ...«
»Halt, mein Täubchen«, unterbrach McDermott. »Hättest du aufgepaßt, dann würdest du dich erinnern, daß einem das Blut nicht in den Kopf schießen kann, wenn man keines hat.«
Melodie biß sich auf die Lippen. »Ach, du meine Güte – natürlich«, murmelte sie und wandte sich wieder an die beiden: »Entschuldigt, bitte. Ich wollte eure Gefühle nicht verletzen.«
»Was wäre hier zu verletzen?« lachte ADAM. »Alle denken, sie verletzen unsere Gefühle. Dabei sind wir nun mal ein bißchen anders. Was sollten wir mit Blut? Es ist klebrig, beschmutzt einem die Kleidung, steigt Leuten, die gern trinken, in die Augen, und gerinnt zu einer unappetitlichen Masse, wenn man es irgendwo herumliegen läßt. Da lobe ich mir unsere gute, saubere Hydraulikflüssigkeit! Brauchen wir eine kleine Nachfüllung, dann können wir zu jeder beliebigen Tankstelle gehen und
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