Weltraumschwimmer
Johnny“, meldete sich der sanfte Bariton Barth Stuves. „Ich habe Ihren Anruf erwartet. Ich bin bereit, mich zu ergeben – unter meinen eigenen Bedingungen, natürlich.“
„Und die wären?“ fragte Johnny.
„Kommen Sie allein zu mir, dann sollen Sie sie erfahren. Allein und unbewaffnet. Außer mir befindet sich niemand im Turm. Glauben Sie es mir.“
„Es spielt keine Rolle, ob ich Ihnen glaube oder nicht“, erwiderte Johnny. „Ich komme.“
Er legte sein Sonargewehr auf den Boden und die Seitenwaffe dazu. Er blickte die Treppe hoch, die zu den beiden Baikonen führte, und dann auf die Tür im Fundament des Turms. Sie schwang nach innen auf. Dahinter lag tiefe Dunkelheit.
Er näherte sich ihr. Der Magnetschild schien einen Augenblick wie eine Seifenblase an ihm zu kleben, dann war er hindurch. Er trat in die Finsternis, und hinter ihm schloß die Tür sich automatisch.
Das Licht ging an. Er stellte fest, daß er sich in einem kreisrunden Raum befand, der wie ein Herrenzimmer ausgestattet war. Eine lautlos laufende Rollrampe erhob sich in der Mitte des Zimmers und verschwand durch die Decke ins nächste Geschoß. Er ließ sich von ihr dorthin tragen. Hier, im ersten Stock, befanden sich mehrere Büros, alle leer. Also begab er sich eine Etage höher und kam durch einen ebenfalls verlassenen Speisesaal. Darüber, im dritten Stock, befand sich ein weiteres Herrenzimmer, und in der vierten Etage brachte die Rollrampe ihn zu einem schmalen Korridor mit je einer geschlossenen Tür rechts und links.
„Die linke Tür“, erklang Stuves Stimme von irgendwo aus der Korridorwand.
Johnny trat zur linken Tür. Sie öffnete sich vor ihm. Er sah etwas vor sich, das wie ein Arbeitszimmer im Stil des späten neunzehnten Jahrhunderts aussah. Wände und Decke waren mit Nußbaumholz getäfelt, ein schwerer Orientteppich bedeckte fast den ganzen Parkettboden. Ein altmodischer offener Kamin mit Marmorsims befand sich in der Wand zu Johnnys Rechten. Von einem falschen Fenster, das in Wirklichkeit ein Bildschirm war, fiel goldenes Abendlicht aus der der äußeren Rundung des Turmes angepaßten Wand, direkt Johnny gegenüber.
Am Ende des Zimmers, links vom Kamin und vor dem Fenster befand sich ein massiver Schreibtisch, hinter dem Stuve in einer grauen Wolfspelzjacke stand. Die lächerlich breiten Schultern verdeckten den größten Teil des Bildschirms, der den friedlichen See zeigte. Johnny schritt zum Schreibtisch und blieb davor stehen.
Eine Sekunde sahen Stuve und er sich schweigend an.
„Sie kamen also, um meine Bedingungen zu hören“, sagte Stuve sanft.
„Stimmt.“
„Nein, das glaube ich nicht.“ Stuves Hände waren hinter dem Schreibtisch versteckt gewesen. Jetzt hob er die Rechte. Sie hielt eine Sonarpistole. „Sie kamen hierher, um mich zu töten.“
„Nein“, erwiderte Johnny ruhig. „Nicht, wenn Sie sich ergeben. Nicht, wenn Sie sich zurückziehen und nicht mehr versuchen wollen, die Herrschaft an sich zu reißen.“ Beim Anblick der Sonarpistole hatten sich ihm die Härchen auf dem Nacken aufgestellt, aber sein Verstand arbeitete mit kühler Präzision, während er sich gleichzeitig im Zimmer umsah. Er dachte daran, daß Stuves Verstand nicht weniger überlegt und schnell als sein eigener funktionierte und daß er sich in diesem Fall nicht wie sonst auf seine Überlegenheit verlassen konnte.
„Ich bin enttäuscht. Ich dachte, Sie wären ehrlich zu mir. Ich bin es zu Ihnen. Ich sorgte dafür, daß Sie hierherkamen, um Sie zu töten – weil Sie mein früheres Angebot der Partnerschaft nicht annahmen. Sehen Sie …“
Er trat hinter dem Schreibtisch hervor, die Pistole weiter auf Johnny gerichtet, und an den Kamin. Er drückte auf eine Stelle des Simses darüber. Ein Klicken war zu hören. Der ganze Kamin schwang zurück. Er drehte sich auf Angeln und gab einen kreisrunden, mit glänzendem Metall verkleideten Schacht frei. Eine Metalleiter führte in die Tiefe, aus der Licht heraufstrahlte.
„Ich wollte, daß Sie verstehen und sich das ansehen, ehe ich Sie töte, Johnny“, sagte Stuve. „Das hier ist mein Geheimgang, der mich in Sicherheit bringt. Bis Ihre Leute sich einen Weg hier herein sprengen, bin ich schon lange mit meiner privaten U-Bahn auf dem Weg zum Yellowstone Park Bahnhof.“
Er hielt inne und starrte Johnny an. „Es ist Ihre letzte Chance, Ihren Entschluß zu ändern. Ich habe hier in meinem Jagdsitz auf Sie gewartet, weil ich wußte, daß Sie den Angriff persönlich
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