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Weltraumschwimmer

Weltraumschwimmer

Titel: Weltraumschwimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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leiten würden, weil ich wußte, daß Sie in meinen Turm kämen. Ich wollte Sie retten, wenn es möglich wäre …“
    Seine Augen verengten sich. Johnny sah, daß Stuve seine Anspannung bemerkt hatte. Er warf sich vorwärts. Seine beiden Hände schlugen nach innen, wie die Klingen einer Schere – seine Linke traf den Lauf der Sonarpistole, die Rechte hieb wie eine Axt auf Stuves Handgelenk. Die Pistole flog vor den Kamin. Gleichzeitig riß Johnny die Linke zurück und nach oben, um mit der Kante Stuves Hals zu erwischen. Aber sein Vorteil der seegeborenen Reflexe, auf die er sich bei der Entwaffnung Stuves verlassen hatte – denn er hatte natürlich die Pistole vorhergesehen –, genügte in diesem Fall nicht. Stuves Hals war nicht, wo er ihn erwartet hatte. Der Konstruktionsbaron war im gleichen Augenblick zurückgesprungen, als Johnny ihm die Pistole aus der Hand schlug. Und nun trennte ihn die Schreibtischecke von seinem Gegner.
    Johnny griff nach ihm, aber seine Finger erfaßten lediglich eine Handvoll des Pelzes der Jacke und ein Stück Hemd darunter. Sowohl Jacke als auch Hemd gaben nach und rissen, als Stuve erneut zurücksprang. Im Sonnenuntergang des falschen Fensters stand er nun mit den Fetzen seiner Jacke, die genau wie das zerrissene Hemd seinen Oberkörper entblößten. Kein Laut kam über seine Lippen, nur das leise Zischen war zu hören, als er die Luft einsog. Seine Hand ruhte auf der Oberfläche des Schreibtischs, und seine Augen funkelten in dem stillen, weißen Gesicht.
    Johnny stand leicht geduckt und schätzte die Situation beim Anblick von Stuves Oberkörper neu ein. Die Pelzjacke mit ihren breiten, gepolsterten Schultern hatte wie eine übertriebene Modetorheit ausgesehen. Nun erinnerte Johnny sich an den dicken Schnurrbart von Stuves Vetter – einem der Jäger, die sein Bergheim angegriffen hatten, als Pat und Maytig zu ihm gekommen waren. Dieser Schnurrbart hatte eine Hasenscharte verborgen. Die breitschultrige Jacke war, wie Johnny jetzt sah, ein geschickter Trick gewesen, die Form und Größe von Stuves deformierten Schultern zu verheimlichen.
    Diese Schultern waren nicht nur ungewöhnlich, sie waren beängstigend. Ihre Breite hätte zu einem Riesen von mindestens zwei Meter dreißig gepaßt. Aber ihnen fehlten das Fleisch und die Muskeln, die zu dieser ungeheuerlichen Knochenstruktur gehört hätten. Sie sahen aus wie die Schultern eines verhungerten Titanen. Zum Ausgleich jedoch waren die Armmuskeln so kompakt unter der straffen, glatten Haut, daß sie wie modelliert für Anatomiestudien erschienen. Der Instinkt riet Johnny, ihnen lieber auszuweichen. Er war gerade dabei gewesen, ein zweitesmal über den Schreibtisch nach Stuve zu greifen. Jetzt wurde ihm klar, daß der andere nur darauf wartete, damit er die Kraft dieser abnormen Arme gegen ihn einsetzen konnte.
    An diesem Tag würden ihm seine seegeborenen Reflexe mehr als seine Drittgenerationsstärke helfen, dachte Johnny. Was die Kraft anbelangte, hatte er einen ebenbürtigen Gegner.
    Wie Schachspieler beobachteten sie sich eine Sekunde. Dann machte Stuve seinen Zug. Er täuschte vor, sich die Pistole vor dem offenen Kamin holen zu wollen. Als Johnny in diese Richtung sah, sprang er plötzlich um das andere Schreibtischende.
    Sie standen sich nun ohne ein Hindernis zwischen sich gegenüber. Stuve stand ein wenig geduckt wie ein Ringkämpfer, die Beine gerade, den Oberkörper gebeugt, und ein Arm schoß in Johnnys Richtung. Johnny, der sich auf seine überlegene Reaktion verließ, duckte sich nach rechts darunter und versuchte die nach ihm greifende Hand zu fassen.
    Aber er war nicht schnell genug. Stuves Finger umklammerten Johnnys Unterarm. Gemeinsam gingen sie zu Boden und rollten ineinander verschlungen durch die Länge des Zimmers. Als sie gegen die Wand prallten, schnellte Johnny die kräftigen Schwimmerbeine gegen den anderen. Stuve riß sich los und sprang in die Mitte des Zimmers zurück.
    Johnny kam auf die Füße und folgte ihm. Auf dem freien Platz vor dem Kamin begannen sie, sich vorsichtig im Kreis zu bewegen.
    Alles, was bisher geschehen war, außer dem Aufprall der fallenden Körper, hatte sich in völliger Stille zugetragen. Stuve atmete gleichmäßig, sein Gesicht war nicht gerötet, er verriet keinerlei Emotionen und war offenbar tatsächlich völlig ruhig in seiner Konzentration. Seine Augen beobachteten Johnny.
    Beide hatten einander studiert. Jeder wußte jetzt viel vom anderen. Beide waren in der

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