Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums

Bewohner verändert und sie gegen alkoholische Getränke jeder Art allergisch gemacht. Obwohl er und Yvette imstande waren, Cocktails zu trinken – in Ausübung ihrer Pflicht würden sie es auch tun -, so würde die Reaktion darauf unangenehm sein, und deswegen freute er sich keineswegs darauf.
    Der Barkeeper brach das Flaschensiegel und füllte die Gläser zu drei Vierteln mit Vodnak. Dann fügte er ein paar Spritzer des Jumberry Fizz hinzu, was den Vodnak auf Eis so behebt machte. Als er Jules Wechselgeld herausgeben wollte, winkte dieser ungeduldig ab.
    Sein Glas gegen das Licht haltend, sagte er: »Ich bin der Überzeugung, daß dies der einzige zivilisierte Drink der ganzen Galaxis ist.« Das sagte er so laut, daß man es noch mehrere Tische weiter hörte.
    »Des ganzen Universums«, bestätigte Yvette ebenso laut.
    Keiner der beiden hatte Gelegenheit, die Getränke zu kosten, denn ein großer, schlanker Erdenmensch war an die Bar gekommen und hatte sich neben Yvette gesetzt. Er würdigte die beiden Ersatz-Delfianer keines Blickes, sondern zog mit einem Hochheben des Fingers die Aufmerksamkeit des Barkeepers auf sich. Als dieser diensteifrig herbeieilte, begann der Neuankömmling:
    »Ich nehme ein Schlückchen ...«
    Weiter kam er nicht. Yvette, die den Spiegel vor ihr nicht aus den Augen gelassen hatte, bemerkte eine rasche Bewegung am nahen Ende der Bar. So schnell die Bewegung war – Yvettes Reaktion war noch schneller. Die Reflexe auf einem Planeten wie DesPlanes, wo bei einem einfachen Stolpern Knochen brechen konnten, mußten blitzschnell erfolgen.
    Der alte Zirkusruf ›Hela Hopp‹ hatte sich bis in diese Tage erhalten – zum Teil jedenfalls -, so daß ihr Ausruf sie selbst und ihren Bruder in Aktion versetzte. Sie packte die schwere Flasche am Hals und schleuderte sie im Stürzen. Ein gräßlicher Strahl durchzuckte die Luft und verbrannte den schlanken Erdenmann, wobei der Strahl jene Stelle durchfuhr, die eben ihre Brust eingenommen hatte. Noch im Fallen – sie fiel fast flach hin – stemmte sie einen Fuß gegen die Bar und stieß sich so kräftig ab, wie es ihre Schenkelmuskeln erlaubten. Die Stoßwirkung beförderte sie kopfüber unter den nächsten Tisch. Mit einem Krümmen des Rückens hob sie den Tisch.
    Aber der tödliche Strahl war bereits erloschen – gleichzeitig mit dem, der ihn abfeuerte. Die schwere, halb gefüllte Glasflasche war mit der Kraft eines DesPlainianers und dem sicheren Zielen eines Akrobaten geschleudert worden. Sie war, mit dem Boden voraus, genau im Gesicht des Revolverhelden gelandet.
    Aber auch Jules war während dieses Zwischenfalles nicht müßig gewesen. Auch er hatte sich auf den Warnruf seiner Schwester hin fallen gelassen und noch im Fallen den Raum gemustert. Wie eine Feder traf er auf dem Boden auf, die Beine hochgezogen. Es ergab eigentlich einen Widerspruch, daß er hinfiel und gleich wieder aufsprang. Sein Sprung reichte hoch und weit, bis zu einem drei Meter entfernten Tisch für sechs Personen, an dem aber nur zwei Paare saßen. Einer der Männer am Tisch, halb verborgen hinter einer großen, stattlichen Blondine, war aufgestanden und langte nach einem Gegenstand in seinem Überkleid, der nahe der linken Achselhöhle eine leichte Auswölbung verursachte.
    Jules landete flach auf dem Tisch und glitt dessen ganze Länge entlang. Sein Schwung trug ihn, begleitet von einer ganzen Ladung zerbrechender und fliegender Teller, Gläser, Silbergeräte, Speisen und Getränken, direkt auf den Mann zu, der verzweifelt versuchte, seine Waffe zu ziehen. Jetzt streckte Jules einen Arm aus und schob die Blondine beiseite, ohne viel Kraft anzuwenden. Es war ein sanfter Schubs mit einer Hand, wie um sich den Weg zu bahnen. Sie fiel samt dem Stuhl rücklings um und machte einen unfreiwilligen Purzelbaum, bei dem ihr Rock hochrutschte und an der Innenseite des Schenkels eine Betäubungspistole sichtbar wurde. Die Maid landete auf dem Kopf und blieb bewußtlos liegen.
    Beim Weitergleiten benutzte Jules seinen linken Ellbogen und rammte ihn dem Mann in den Leib. Als dieser sich zusammenkrümmte und einen Schmerzensschrei ausstieß, sprang Jules vom Tisch und schlug im Stehen mit seinen harten, kallusverhärteten Handkanten zu.
    Als der Mann zu Boden glitt, packte Jules mit einem einzigen schnellen Griff die halbgezogene Waffe des Mannes. Mit einem Blick stellte er fest, daß es eher eine Betäubungs- als eine Strahlenwaffe war, aber die Waffe war immerhin auf die zehnte Stufe