Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
fragte die Markgräfin. Ihre Stimme klang wie ein Reibeisen und schien dem großen Mund und dem vielfachen Kinn unkontrolliert zu entströmen, statt artikuliert zu werden.
»Ach, sehr gut, Euer Exzellenz. Ich bin seit vierzehn Tagen da und finde es faszinierend! Mein Mann starb vor kurzem und hinterließ mir ein ansehnliches Vermögen. Euer Mond scheint mir eine richtige Goldgrube zu sein. Mit etwas Geschick kann man sich hier zu Tode verdienen.«
Sie beobachtete die Mienen vor sich genau, aber keiner reagierte auf das Wort ›Tod‹. Das hatte sie auch nicht erwartet, aber es war eines Versuchs wert.
»In der Tat – hier wurden schon viele große Vermögen gemacht«, sagte der Mann, »und kleine wurden vergrößert. Wir haben hier immer Anlagemöglichkeiten für Kapitalinvestitionen. Wieviel wollen Sie anlegen?«
»Verzeihung, Gospodin, aber ich kann mich nicht erinnern, Ihren Namen gehört zu haben«, entschuldigte sich Yvette. »Ich möchte nicht unhöflich erscheinen – aber mein Mann predigte mir immer, man müsse sich vergewissern, mit wem man Geschäfte macht.«
»Natürlich, meine Dame. Ich bin es, der sich entschuldigen muß, daß ich mich nicht eher vorstellte. Mein Name ist Garst, und ich bin Erster Rat Ihrer Exzellenz.«
Ihre Miene bewahrte Ruhe, doch ihr Verstand drehte sich wie ein Kreisel, während sie versuchte, den Namen unterzubringen. Garst. Ich kenne den Namen von irgendwoher. Aber woher? »Danke, Gospodin Garst. Nun, ich wollte mit einer bescheidenen Summe beginnen – sagen wir sieben oder acht Millionen?«
Am Aufleuchten seiner Augen erkannte sie, daß er die Summe alles andere als bescheiden erachtete. Jetzt faßte er sie eingehender ins Auge und versuchte, hinter ihre Maske zu blicken, um über diese geheimnisvolle, reiche Witwe Klarheit zu gewinnen. Fast konnte sie hören, wie die Schaltungen in seinem Kopf klickten. Doch während sein Blick über ihre Gestalt glitt, verdüsterte sich seine Miene für den Bruchteil einer Sekunde. »Ein sehr attraktives Angebot einer attraktiven DesPlainianerin«, sagte er. Hatte sie nicht einen leisen Nachdruck auf dem letzten Wort herausgehört?
»Ich bin keine DesPlainianerin, obwohl Sie nicht weit danebentippten«, beeilte sie sich zu versichern. »Ich stamme eigentlich von Purity, erkannte aber die irrige Lebensauffassung der Bewohner und wanderte noch früh genug aus, um durch und durch Purityanerin zu werden. Die Schwerkraftverhältnisse sind auf beiden Planeten ähnlich und führten zu Ähnlichkeiten im Körperbau – deswegen Ihre Verwechslung.«
»Ein Irrtum meinerseits, Gospoza! Vergeben Sie mir diesen Irrtum!« Seine Stimme war jetzt ganz neutral und ließ keinen Schluß auf seine Gedanken zu.
Ganz plötzlich fiel Yvette ein, wo sie Garsts Namen schon gehört hatte. Dak hatte ihn genannt! Er hatte gesagt, er wolle auf eine Privatparty im Hause eines Garst, eines der hiesigen VIP, also eines Prominenten. Das war Daks letzter Programmpunkt auf seinem Terminkalender gewesen, an jenem Tag, als er verschwand. Myerson hatte bestätigt, daß Dak sich auf den Weg zu Garsts Party gemacht hatte, und das war der letzte Moment gewesen, da man ihn gesehen hatte. Dieser Garst nahm in Yvettes Augen nun ganz andere Dimensionen an.
Er weicht der Markgräfin nicht von der Seite, notierte sie im Geiste. Es sah aus, als hinge die Herrscherin Vesas nicht nur im Hinblick auf seine Ratgeberschaft von ihm ab. »Es freut mich, daß Sie mein Angebot attraktiv finden«, sagte sie lässig. »Sie haben hier zwar eine ganze Menge von Hotels und Kasinos, aber gleichzeitig so viele Touristen, daß ich mir dachte, für das eine oder andere wäre immer noch Platz genug. Ich denke da allerdings an etwas Originelles, das eine Abwechslung bieten würde: Ich möchte mich an der Errichtung eines auf der Mondoberfläche gelegenen durchsichtigen Kuppelbaues beteiligen, der natürlich durch Tunnels mit dem unterirdischen Vesa in Verbindung steht.
Das wäre hier etwas Einzigartiges und würde sicher viele Touristen anziehen.«
»Der Plan eines solchen Kuppelbaues auf der Oberfläche von Vesa war schon da«, sagte Garst. »Es gibt da aber natürlich eine Reihe von Problemen, die dem entgegenstehen, beispielsweise die Gefahr von Meteoriteneinschlägen. Bis jetzt hat noch niemand genügend Kapital und Initiative zur EHirchführung eines solchen Projektes aufgebracht. Vielleicht sind Sie die erste.«
Das Gespräch zog sich noch fünfzehn Minuten hin und wurde zu einem
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