Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Vergangenheit aus, und Jules gab vorsichtige Antworten, entsprechend der von Kantana für ihn präparierten Lebensgeschichte. Das daraus resultierende Bild zeigte einen Mann, der wie ein wildes Tier gejagt wurde, wenn er auf Chandakha blieb, der eine große Familie hatte, die er durchbringen mußte und der alles tun würde – Mord eingeschlossen -, um zu Geld zu kommen. Jules hoffte, das Porträt eines idealen Rekruten für die vesanischen Verschwörer abzugeben.
Tuhlman schluckte den Köder. Er bat Passar, den Raum kurz zu verlassen, und erzählte Jules unter vier Augen von einer Organisation, die ihm vielleicht den Weg auf einen anderen Planeten ebnen und gleichzeitig für seine Familie sorgen würde. Die verlangte Arbeit wäre leicht und ungefährlich, obwohl Tuhlman es sorgsam vermied, sich über weitere Einzelheiten auszulassen. Er schilderte alles in so leuchtenden Farben, daß Jules zur Überzeugung gelangte, daß der Mann eine Provision für jeden Angeworbenen erhalten müsse. Es war ein Angebot, dem man nicht widerstehen konnte – und Jules wollte gar nicht. Er erklärte, er würde nur zu gern unterschreiben, und die beiden wechselten zur Bekräftigung des Handels einen Händedruck. Tuhlman ließ die beiden in eine kleine Kammer führen, wo sie eine gute, warme Mahlzeit bekamen und die Nacht verbrachten.
Am frühen Morgen des nächsten Tages kamen zwei Männer, die Jules unsanft weckten, ihn zum Aufstehen aufforderten und ihn hießen, sich rasch anzuziehen. Nach einer hastigen Tasse lauen Tees wurde er eilends zu einem wartenden Helikopter geführt, der sofort abhob, nachdem die drei eingestiegen waren. Die Männer verbanden ihm die Augen und kreisten eine Weile über der Stadt, bis sie sicher sein konnten, daß er endgültig die Orientierung verloren hatte. Dann flogen sie auf ihr Ziel los.
Jules fragte, wohin der Flug denn ginge, und bekam die rüde Antwort, er solle den Mund halten, es ginge ihm nichts an. Der Rest des Fluges wurde in Schweigen absolviert.
Die Stille kam Jules sehr gelegen. Da er keine Uhr oder eine andere Zeitmeßmethode zur Hand hatte, machte sich Jules die Gesprächspause zunutze und zählte seine eigenen Herzschläge. Er mußte herausfinden, wie weit entfernt das Trainingslager von Bhangora war, und dieser biologische Rhythmus war seine einzige Orientierung.
Nach seiner Schätzung verging etwa eineinhalb Stunden, bevor der Helikopter wieder landete. Die Augenbinde wurde ihm abgenommen, und Jules sah sich blinzelnd um, geblendet vom grellen Tageslicht.
Der Helikopter stand in der Mitte eines großen, freien Hofes, der ungepflastert war. Um sie herum wurden Männer in Gruppen von sechs oder sieben Mann verschiedenen Exerzierübungen unterworfen. Der Hof wurde von drei Seiten von einer sechs Meter hohen Mauer umgeben, während die vierte Seite von einer Reihe barackenähnlicher Bauten eingenommen wurde. Ein richtiges Militärlager, dachte Jules, gebührend beeindruckt. Organisation steckte da dahinter, das muß man ihnen lassen!
Jules' Bewacher führten ihn zum nächstgelegenen Gebäude, das um eine Spur ›offizieller‹ wirkte als die anderen. Drinnen wurde er in ein kleines Wartezimmer geführt, nach zwei Minuten wurde er in ein Büro eingelassen.
Der Raum war spartanisch einfach. Ein zerschrammter, alter Schreibtisch, zwei Stühle mit hohen Lehnen und eine Wandtafel waren die einzigen Einrichtungsgegenstände. Die Glasscheiben hatte man absichtlich undurchsichtig gemacht, damit niemand hereinsehen konnte, und Jules, der sich eben erst an Helligkeit gewöhnt hatte, mußte sich wieder auf gedämpftere Lichtverhältnisse einstellen.
Der Mann hinter dem Schreibtisch trug ein eindrucksvolles, militärisches Gehabe zur Schau. Er gehörte zu den größten Chandakhari, die Jules je gesehen hatte – er maß mit Leichtigkeit zwei Meter. Seine Haltung war beeindruckend aufrecht, und das Gesicht trug Spuren unzähliger Straßenkämpfe – und Unruhen.
Bekleidet war er mit einem schlichten, braunen Kaftan, der bis zum Boden reichte.
»Willkommen, Gospodin Koosman – willkommen in unserer kleinen Schule!« Der Mann reichte ihm nicht die Hand, sondern deutete auf einen Stuhl. Jules querte den Raum und setzte sich.
Der andere ebenfalls. »Ich bin Jakherdi, und wir werden einander in den nächsten paar Wochen sehr gut kennenlernen.«
»Das wird mich freuen, Sir«, sagte Jules wohlerzogen.
Der andere verzog höhnisch das Gesicht. »Das möchte ich sehr bezweifeln. Wie ich hörte,
Weitere Kostenlose Bücher