Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Wortgeplänkel zwischen Yvette und dem Ersten Rat, bei dem sie sich gegenseitig die Bälle zuwarfen. Die Markgräfin saß träge da und hörte zu, wie sich die beiden Widersacher gegenseitig abtasteten, aus Worten, Redewendungen und Tonfall des anderen nach Hintergedanken und schwachen Stellen des Partners suchten. Ein ernsthaftes, verbales Katz-und-Maus-Spiel, bei dem keine der beiden Seiten einen Punkt an die andere verlieren wollte. Yvette ließ sich weiter über ihre ›Pläne‹ betreffend die Kuppelhalle aus, und Garst versprach die Unterstützung der Markgräfin für das Projekt. Den wahren Kern des Gespräches bildete jedoch ein mißtrauisches Sich-Umkreisen.
Als sie sich verabschiedete, hatten sich bei Yvette einige ihrer Vermutungen bestätigt. Markgräfin Gindri war nicht der Kopf der Mörderverschwörung, soviel stand fest. Yvette sah in ihr eine törichte – und sehr traurige – Figur. Vielleicht wußte sie um die Vorgänge – das war eine fast unumstößliche Tatsache, da sie ja der Polizei Anweisungen gegeben hatte, die Hände aus dem Spiel zu lassen. Die Behörde würde derartige Anordnungen von niemandem sonst, nicht einmal vom Ersten Rat entgegennehmen, schon aus Furcht, daß die Sache aufkäme. Aber Gindri verfügte weder über den Verstand, eine solche Organisation aufzubauen, noch über die Fähigkeit, sie in Gang zu halten. Dazu bedurfte es einer viel gerisseneren Persönlichkeit, die mehr Härte und weniger Skrupel besaß.
Bei Garst trafen diese Voraussetzungen in vollem Maße zu. Er besaß jene Art angeborener Gerissenheit, der man die Planung eines derartigen Unternehmens zutrauen konnte. Dazu eine Kälte, die alle moralischen Bedenken beiseite schob, und die hohe Stellung, die es ihm gestattete, praktisch unkontrolliert zu arbeiten. Sie mußte über diesen Gosjpodin mehr herausbekommen – und zwar rasch!
Kaum hatte Carmen Velasquez den Palast verlassen, entschuldigte sich Garst bei der Markgräfin und empfahl sich. Er bestellte seinen Leutnant Lessin zu sich. »Weiß man schon etwas über duChamps?« fragte er ihn.
»Noch nichts«, berichtete Lessin, »aber es kann nicht mehr lange dauern. Ich ließ ein Fahndungsbild herstellen und ließ es allen unseren Leuten zeigen. Sogar an die Schule wurde eine Kopie geschickt, falls er dort unerwartet aufkreuzen sollte.«
»Gut. Da wäre noch jemand, den wir überprüfen müssen -eine Frau namens Carmen Velasquez. Sie sieht wie eine DesPlainianerin aus, und das hat meinen Verdacht erweckt. Sie kam mit einem zu verlockenden Angebot. Ich habe das Gefühl, daß sie etwas auskundschaften will. Sie behauptet, eine Ex-Purityanerin zu sein, aber von der Sorte kenne ich einige, und die sehen ganz anders aus. Wer immer sie sein mag – sie ist jedenfalls äußerst raffiniert – zu raffiniert, um nur das zu sein, was sie vorgibt.«
»Möchten Sie, daß die Dame ausgeschaltet wird?«
Garst schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht. Es besteht ja immerhin die Möglichkeit, daß sie echt ist. Ihre geschäftlichen Pläne können sehr profitabel sein, wenn alles klappt. Aber ich möchte, daß sie beobachtet wird. Sie wohnt im Regulus. Sie soll ständig überwacht werden. Ich möchte wissen, wohin sie geht, was sie treibt und mit wem sie spricht. Und insbesonders, ob sie Kontakte mit einem DesPlainianer hat, der sich Georges duChamps nennt. Sie könnte der Hebel sein, mit dem wir das Geheimnis knacken.«
11. KAPITEL
Die Würgerschule
Wie Passar gesagt hatte, war alles in Ordnung – in allerbester Ordnung sogar. Jules hatte nicht zu hoffen gewagt, daß er so rasch Erfolg haben würde.
Passar führte Jules hinauf und stellte ihn Tuhlman vor, einem kleinen, öiigen Mann mit dem Körperbau einer Tonne, der wie ein Umkleideraum für Turner roch. Tuhlman stellte gezielte Fragen über ihre Flucht, die er als schieres Wunder ansah. Jules überließ Passar das Reden. Tuhlman würde der Geschichte mehr Glauben schenken, wenn er sie von jemandem hörte, den er kannte, und außerdem schmückte Passar das Abenteuer so geschickt aus, daß Jules es kaum wiedererkannte. Eventuelle Fehler, die ihm bei dem Unternehmen vielleicht unterlaufen waren, wurden durch Passars Übertreibungen ausgebügelt.
Dann kam die Frage der Bezahlung für ihr Versteck. Passar stellte da kein Problem dar – er verfügte über eine Unzahl von Kontakten und konnte in kürzester Zeit jede Menge Arbeit haben. Bei Jules war es etwas anderes. Tuhlman fragte ihn eingehend über seine
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