Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
haben Sie in der Vergangenheit bereits Menschen getötet. Stimmt das?«
»Gewiß, das läßt sich in den Straßen kaum vermeiden.«
»Wie viele?«
»Gezählt habe ich nie. Ein Dutzend etwa, genau weiß ich es nicht. Im Palast des Barons von Calpuna waren es zwei Wachen, das weiß ich noch.«
Jakherdi stieß ein Schnauben aus. »Wenn du für uns arbeitest, mußt du dich an die dreifache Menge pro Woche gewöhnen. Außerdem wirst du sie nicht auf zufällige Art, wie ein Straßenräuber, töten. Deine Morde werden säuberlich, exakt und fachgerecht vonstatten gehen. Wir werden so lange üben, bis es Routine wird, und du wirst mit anderen zusammenarbeiten, die ebensogut ausgebildet wurden. Sie töten ohne Gefühlsregung, nur aus einem Grund – des Profites wegen. Töten aus Leidenschaft schwächt die Seele, und schwache Seelen können wir bei uns nicht brauchen. Ist das klar?«
»Ja, sehr sogar. Aber ich werde von der Polizei gesucht...«
»Nicht auf Vesa. Dorthin wirst du nach der Ausbildung, gebracht werden. Hier wird man dich übrigens auch nicht suchen, da kein Mensch von der Existenz dieses Lagers weiß. Und jetzt zum Risiko, Koosman! Deine einzige Sorge soll sein, zu lernen und das Erlernte anzuwenden. Wenn du das tust, dann wirst du reich belohnt – so reich, daß du dir das gar nicht vorstellen kannst. Mehr habe ich im Moment nicht zu sagen. Man wird dich zu deinem Quartier führen und mit allem Notwendigen versorgen. Dann mach sofort bei einer Anfängergruppe mit. Viel Glück!«
»Danke, Sir.«
Jules wurde zu einem Gebäude im rückwärtigen Teil des Lagers geführt und bekam eine eigene Schlafstelle zugewiesen. Da er ohne seine persönliche Habe aus dem Gefängnis geflohen war, brauchte er nicht auszupacken. Er wurde mit annähernd passenden Sachen ausgestattet und zog sich um. Dann wurde er hinausgeführt und den anderen jungen Rekruten vorgestellt.
Der Tag verging größtenteils mit theoretischem Unterricht. Jules erhielt grundlegende Belehrungen, wie die Gruppe aufgebaut war, über ihre Motivationen und wie sie arbeitete. Er erfuhr, daß die Opfer wahllos von einem Späher des Teams ausgesucht wurden, der sich auf diese Art Kontaktnahme spezialisiert hatte. Dieser Kontaktmann näherte sich dem oder den Opfern, fing eine harmlose Unterhaltung an und entschied, ob sich der Mord lohne. Wenn ja, erschlich er sich rasch das Vertrauen des Opfers und mußte einen Weg finden, es von allen zu isolieren. Getötet wurden sie durch Erwürgen, eine Teamarbeit, die das hilflose Opfer auf höchst wirksame Art tötete. Dann wurde der Tote durchsucht und weggeschafft, während ein oder zwei Teamleute das Hotelzimmer durchsuchten und ausräumten, ohne dabei eine Spur zu hinterlassen. Rückfahrttickets wurden kassiert -und die Person hörte auf zu existieren.
»Hinter uns darf es keine offenen Türen geben«, betonte der Lehrer. »Diese Vorgangsweise hat zwanzig Jahre überdauert, weil wir sorgfältig jede Spur vermieden, die zu uns hätte führen können. Wir sind nicht zu fassen. Wir sind wie der Wind, fegen alles vor uns her und verschwinden spurlos.«
»Entschuldigung, Sir«, sagte Jules und hob die Hand. »Darf ich eine Frage stellen?«
»Du bist hier, um zu lernen, und Fragen verhelfen dazu.«
»Sie sprachen davon, daß man die Leichen verschwinden läßt.
Wenn sie aber so zahlreich sind, wie Sie sagen, wie kann man sie unauffällig loswerden?« Das war das große Rätsel, das er und Yvette nicht hatten lösen können. Er hoffte, jetzt eine Antwort zu bekommen.
»Sehr klug! Nun, wir machen uns die Natur von Vesa zunutze. Es handelt sich um einen geschlossenen, luftlosen Mond, der seine Abfälle so gut wie möglich wiederaufbereiten und umwandeln muß. Vesa verfügt über eine beneidenswert funktionierende Recycling-Anlage. Wir schicken einfach die Leichen hin, und sie helfen mit, das Gleichgewicht des Lebens auf Vesa zu erhalten.«
Die Einfachheit dieser Erklärung überrollte Jules wie eine Meereswoge den Strand. Das war die Antwort! Auf diese Weise blieben keine Spuren zurück, außer ein paar Zenriliter metallischer Rückstände am Boden des Recycling-Gefäßes. Wer immer diesen Plan ausgeheckt hatte – er bewies Gründlichkeit und Brillanz bei der Durchführung.
Nach dem Unterricht aßen sie zu Mittag. Der Nachmittag wurde im Freien mit Übungen und Gruppenexerzieren verbracht. Sie lernten als Gruppe auf gewisse Situationen richtig zu reagieren und vor allem die Zusammenarbeit zur Erreichung des
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