Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
den Fall verwickelt waren, nahmen einige Vertreter des örtlichen Service an dem Verhör teil.
Der Bericht des Polizeiarztes hatte zumindest eine erstaunliche Tatsache ans Licht gebracht. Obwohl der Baum dem Körper erhebliche Verletzungen beigebracht hatte – was dem Obduktionsteam die Arbeit sehr erschwerte -, konnte der Arzt feststellen, daß die eigentliche Todesursache ein starker Hieb in den Nacken gewesen war, der die Wirbelsäule und die untere Schädelhälfte zerschmettert hatte. Erst nach dem Eintritt des Todes war der Baum auf den Körper gefallen.
Das war für alle mit Ausnahme der d'Alemberts und Roumeniers ein beträchtlicher Schock – und sogar die vier Agenten taten so erschrocken wie die anderen. Jetzt konnte niemand mehr an einen ungewöhnlichen und unglücklichen Unfall glauben. Es handelte sich um einen klaren Fall von Mord.
Die Polizei hielt sich mit den absonderlichen Aspekten des Falles nicht lange auf – mit der übermenschlichen Körperkraft des Mörders, der den Baum gegen Borov gehoben und geworfen hatte – und ging bald dazu über, die Mitglieder der Vorstellungstour zu verhören, im besonderen über ihren Verbleib während des Abends. Man hatte den Zeitpunkt des Todeseintrittes bis auf eine halbe Stunde eingrenzen können – und zufällig war es genau die halbe Stunde der Ballpause. Plötzlich versuchte sich jeder daran zu erinnern, was er während dieser Pause getrieben hatte, und nicht allen war dabei Erfolg beschieden.
Yvette hatte den Großteil der Pause mit Edna verplaudert, und Jules hatte sich diskret auf eine freundschaftliche Unterhaltung mit Yvonne eingelassen. Die meisten Kandidaten waren mit den Hofdamen hinaus in den Garten gegangen und hatten daher sichere Alibis für den fraglichen Zeitraum. Nur drei Herren konnten kein solches vorweisen – Paul Symond, Choyen Liu und ein Bursche namens Sean Mulvaney vom Planeten Arcta. Mulvaney behauptete, er hätte den Waschraum aufgesucht. Dafür konnte er keine Zeugen nennen. Symond behauptete, er wäre hinauf auf sein Zimmer, um Schmuckstücke zu holen, die er anzulegen vergessen hatte. Liu gab zu, er wäre hinaus in den Garten gegangen, allein, um dort zu meditieren.
Die Polizei konzentrierte sich sofort auf ihn. Die Tatsache, daß er für die fragliche Zeit kein Alibi aufzuweisen hatte, daß er zugab, sich im Garten aufgehalten zu haben und daß Borov ihn am gleichen Tag bedroht hatte, machte ihn zum Hauptverdächtigen. Liu nahm diesen Verdacht hin, sagte sehr wenig und beschränkte sich darauf, die ihm von der Polizei gestellten Fragen zu beantworten. Er stellte höflich, aber mit Bestimmtheit fest, daß er Borov nicht ermordet hätte und auch nicht wüßte, wer es getan hätte. Weder die SOTE-Beauftragten noch die Polizeidetektive konnten an seiner Geschichte den kleinsten Makel entdecken.
Schließlich mußten sie es aufgeben. Für eine Festnahme reichten die Beweise nicht aus, nicht einmal für ein intensiveres Verhör auf der Polizeistation. Da alle Verdächtigen Teilnehmer der Tour waren und die Veranstaltung noch eineinhalb Wochen dauern sollte, ließ es die Polizei dabei bewenden und ging statt dessen hinaus in die Gartenanlagen auf Spurensuche. Nach einer Weile war auch das erledigt, und sie zogen ab, nicht ohne die Mahnung zu hinterlassen, daß keiner der Tour-Teilnehmer den Planeten verlassen durfte, ohne sich zuerst bei der Polizei zu melden.
Für den Rest des Tages bildete der Mord das Hauptgesprächsthema. Symond, Mulvaney und Liu wurden inoffiziell zu Ausgestoßenen, mit denen nur mehr wenige ein Gespräch anfingen. Liu nahm dies so ruhig auf, wie alles andere. Die anderen zwei ertrugen es nicht so gelassen, daß ihre Integrität in Zweifel gezogen wurde, versuchten aber trotz ihrer mißlichen Lage, gute Stimmung zur Schau zu tragen.
Im Laufe des Tages fand Jules Gelegenheit, seine Schwester beiseite zu nehmen und mit ihr unter vier Augen zu sprechen.
»Mir ist da eine Idee gekommen«, sagte er. »Vielleicht haben wir uns in der Anzahl der Gegner getäuscht. Was ist, wenn wir es mit zwei Verrätern zu tun haben – einer, der die Bombe legt, und der andere, der als seine Rückendeckung fungiert? Falls es mehrere sind, dann sind die drei Verdächtigen aus dem Schneider. Der Mörder würde sagen, er wäre anderswo gewesen, und sein Helfer würde seine Geschichte bestätigen.«
Yvette überlegte eine Weile. »Vielleicht hast du recht«, sagte sie schließlich. »Wir haben aber einfach zu wenig Daten. Es ist
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