Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
um vieles einfacher, nur einen in diese Gruppe einzuschleusen. Denk daran, wie schwer es ist, sich zu qualifizieren. Und doch könnte ich mir vorstellen, daß wir es mit mehr als nur einem zu tun haben.«
»Dann müssen wir eben mehr Tatsachen schaffen«, meinte Jules resolut. »Und ich glaube, ich weiß auch schon wie. Ich werde meine eigene kleine Bombe explodieren lassen.«
Doch damit wartete er bis zum Dinner. Als alle um die große Tafel saßen – und sich natürlich über den Mord unterhielten -, ließ Jules plötzlich die Bemerkung in die Unterhaltung einfließen, daß er eine Theorie habe, wer der Mörder sei. Edna bedachte ihn mit einem merkwürdigen Blick, weil sie nicht wußte, welches Spiel er spielte, sagte aber, geschickt wie sie war, kein Wort. Statt dessen überließ sie es den anderen, Fragen zu stellen, die sie selbst gern gestellt hätte.
An Fragen mangelte es wahrlich nicht. »Wer ist es?« fragte Hans Gudding.
Jules schüttelte den Kopf. »Das möchte ich noch nicht sagen -ich sage nur, daß ich es nicht bin. Es handelt sich hier um eine ernste Sache, und ich möchte niemandem mit meinen Beweisen zu Unrecht belasten. Falls es sich als Irrtum herausstellt, könnte ich es mir nie verzeihen, daß ich einen Unschuldigen zum Mörder gestempelt habe.«
»Sollten Sie mit Ihren Verdachtsmomenten nicht zur Polizei gehen?« fragte Paul Symond.
»Ja, das sollte ich wohl – aber erst, wenn ich meiner Sache sicherer bin. Morgen früh werde ich gleich als erstes anrufen und meine Theorie erläutern.«
»Was haben Sie eigentlich im Köcher?« fragte Mulvaney.
»Während der hier gemeinsam verbrachten Tage passierte so allerhand. Die Person, die ich verdächtige, hat etliche Dinge getan, die mir sofort als höchst merkwürdig erschienen. Es gibt da eine oder zwei Tatsachen, die ich draußen im Garten noch überprüfen möchte.« Er war mit dem Essen fertig und schob den Stuhl zurück. »Bitte entschuldigt mich, aber es könnte von Bedeutung sein.«
Zur Verwunderung aller ging er hinaus. Er durchstreifte zwei Stunden lang allein den Garten, wanderte die Wege entlang und bückte sich hin und wieder, um im schwachen Licht von Ansegrias einzigem Mond etwas näher zu untersuchen. Längere Zeit verbrachte er am Fundort der Leiche. Er drehte jeden Stein um und bewegte sich dauernd im Kreise. Die Leute starrten ihn durch die Fenster an und fragten sich, was er wohl finden wolle, aber Genaueres wollte lieber keiner wissen. Sie ließen ihn allein draußen umherwandern.
Das paßte Jules genau in den Kram, denn was er eigentlich zu finden hoffte, befand sich gar nicht im Garten.
Als es spät wurde, entschloß sich Jules schließlich zur Rückkehr ins Schloß. Die meisten waren inzwischen zu Bett gegangen, wie er feststellte. Obgleich man heute weniger unternommen hatte als an den Vortagen, so war doch der psychologische Zoll, den der Mord gefordert hatte, enorm. Da es ihm an Gesprächspartnern mangelte, entschloß sich Jules, sich ebenfalls auf sein Zimmer zurückzuziehen.
Als Jules in den zu seinem Zimmer führenden Gang einbog, sah er, daß hier kein Licht brannte. Es war stockfinster. Diese Tatsache registrieren und handeln war eines. Er stieß sich mit seinen mächtigen Beinmuskeln ab, hechtete vorwärts, gleichzeitig leicht nach rechts, rollte sich zu einer Kugel zusammen und ließ sich rollen, bis er gegen die Wand prallte.
Sein Verhalten war goldrichtig. Noch im Springen hörte er das Summen eines Stürmers. Der Strahl verfehlte ihn nur um wenige Zentimeter, obwohl er das gar nicht bemerkte. Er wußte nur, daß er im Licht vor einem dunklen Bereich stehend ein perfektes Ziel abgab für jeden, der auf ihn schießen wollte. Und er hatte gehandelt, um diesen Fehler zu beheben.
Und jetzt, in Bewegung begriffen, bot sich ihm die bessere Überlebenschance. Gegen ihn standen die Geschicklichkeit und die Reflexe seines Angreifers – unbekannte Faktoren, derentwegen sich Jules aber keine großen Sorgen machte. Seine eigenen Reflexe waren mit Sicherheit denen jedes anderen Menschen überlegen.
Der Anprall an der Wand bewirkte, daß er in hockender Stellung zum Stillstand kam. Ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde innezuhalten, sprang er wieder los – vorwärts und nur ganz leicht mit Linksdrall. Er glaubte ziemlich sicher zu wissen, wo sein Angreifer stand – ganz hinten im dunklen Korridor, wo er Jules' Silhouette die ganze Zeit über ausnehmen konnte ... und wo Jules ihn nicht sehen konnte. Indem er
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