Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Stunden verbrachten sie mit dem Wälzen von Plänen, verwarfen unbrauchbare Ideen und feilten die guten aus, bis endlich ein Angriffsplan im Geiste Gestalt annahm.
Erst dann gönnten sie sich ein paar Stunden tiefen Schlafes, ehe sie zu ihrem neuen Bestimmungsort aufbrachen, der mehr als zweihundert Parsecs weit weg in einem ganz anderen Teil der Galaxis lag.
4. KAPITEL
Die Fassadenkletterer von Cordoba
Der Planet Cordoba galt als relativ wohlhabend. Die Bevölkerung von mehr als neunhundert Millionen lebte über drei große Kontinente verteilt. Von Überbevölkerung und ihren üblen Folgen konnte also keine Rede sein. Große Flächen fruchtbaren Landes wurden landwirtschaftlich genutzt, daneben blieb aber noch viel Raum für unberührte Wildnis. Die Industrie war hochentwickelt und machte den Planeten unabhängig, hatte sich jedoch noch nicht zu einer Belastung für die Umwelt entwickelt. Es gab keine Städte mit mehr als zwei Millionen Einwohnern, und nur vierunddreißig Städte auf dem ganzen Planeten wiesen mehr als eine Million auf.
Natürlich hatten auch die Menschen auf Cordoba mit Problemen zu kämpfen, sie waren jedoch im großen und ganzen mit ihrem Los zufrieden. In den Unterlagen des Service wurde Cordoba als stabiler Planet geführt, der keine bedrohliche Gefahrenherde aufwies.
Avila, die Hauptstadt, wurde von einer Baronin regiert. Obgleich ihr Rang in der Adelshierarchie eigentlich der niederste war, übte sie als Herrscherin einer Hauptstadt einen Einfluß aus, der über ihren Titel weit hinausging. Dazu kamen Steuereinnahmen, um die sie viele Earls, die größere Gebiete unter sich hatten, beneideten. Die Baronin von Avila gehörte zu den Reichsten auf ganz Cordoba.
Als Frau von Geschmack und Kultur legte sie ihr Geld mit Vorliebe in Kunstwerken und Schmuck statt in Unternehmungen geschäftlicher Art an. Sie besaß eine einzigartige Kollektion erlesene Smaragd- und Goldgeschmeide, einschließlich einer zehnteiligen Garnitur, nach ihren Wünschen gefertigt, mehr als dreitausend Karat schwer. Dazu kam eine eigene Galerie, mit einer kompletten Sammlung von Miniaturen des berühmten Künstlers Mastrovnaya – insgesamt siebzehn Exponate, die einen gewaltigen Versicherungswert darstellte. Ihr Landsitz, Casa Avila, gehörte zu den Sehenswürdigkeiten des Planeten.
An jenem besonderen Abend, acht Tage nach dem Gespräch des Chefs mit den d'Alemberts, weilte die Baronin außer Haus und nahm an einer Wohltätigkeitsveranstaltung teil. Um die Sicherheit ihres Besitzes brauchte sie sich keine Sorgen zu machen, denn Casa Avila wurde mittels einer vielfachen elektronischen Sicherung und einer Armee von Wachen geschützt. Juwelen und Kunstgegenstände waren gegen Diebe gut gesichert- doch ein gewisses Agentenpaar hätte sich nicht einmal von einer mit Warfen bestückten Festung abhalten lassen.
Die glatte Metallwand, die den Besitz umgab, war vier Meter hoch und mit Elektrizität von so hoher Spannung geladen, daß es selbst die stärkste Konstitution diesen Stößen nicht gewachsen war. Die zwei SOTE-Agenten in schwarzen Lederanzügen, auf dem Kopf schwarze Satinkappen, kamen aus dem kleinen, dem Besitz der Baronin benachbarten Wäldchen auf die Mauer zugerast. Knapp davor beugten sie die Knie und sprangen gleichzeitig los. Beide Körper flogen in hohem Bogen über die Mauer und landeten, trainierte Akrobaten, die sie waren, weich auf der anderen Seite, indem sie den Sprung abfederten und den Restschwung zu einer Rolle nach vorne ausnutzten, sodann in einer einzigen fließenden Bewegung wieder auf die Beine kamen und weiterliefen. Das alles wirkte ganz lässig, und doch brachten sie pro Sekunde etwa fünfzehn Meter hinter sich.
Sie hatten für das Überspringen der Mauer eine vom Haus möglichst weit entfernte Stelle ausgewählt, weil zu erwarten stand, daß die Posten dort nicht so dicht gesät waren. Leise und blitzschnell bewegten sie sich durch die Finsternis und hatten in weniger als einer Minute eine Seite des Hauptgebäudes erreicht. Bislang waren sie wie Schemen durch die Nacht gehuscht und unentdeckt geblieben.
Vorsichtig suchten sie die Hauswand ab und hielten Ausschau nach einer geeigneten Einstiegsmöglichkeit, immer auf der Hut vor eventuell auftauchenden Wachen. Im ersten Stock konnten sie ein Fenster mit vorragendem Fensterbrett ausmachen, für ihre Zwecke wie geschaffen. Während Jules unter dem Fenster breitbeinig Aufstellung nahm, ging Yvette etwa zehn Meter zurück und kam
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