Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
dabei die Finger von der Aristokratie und beschränkten ihre Fischzüge auf reiche bürgerlicher Herkunft. Die Ausbeute war geringer, aber das spielte für sie keine Rolle. Wichtig war, daß der Risikofaktor bedeutend verringert wurde. Darum sollten sie sich schließlich der Gefahr aussetzen, zufällig gefangen zu werden, noch ehe sie mit der richtigen Arbeit begonnen hatten?
Es schwirrte nur so von Spekulationen über diese trickreichen Verbrecher. Wiederholt wurde darauf hingewiesen, daß die Diebe auf ihrer Beute sitzenbleiben würden, da die Stücke leicht zu identifizieren waren und die Polizei sorgfältig alle bekannten Fluchtmöglichkeiten überwachte. Diese Einzelheit war den zwei SOTE-Agenten völlig gleichgültig. Sobald sie ihre Absicht erreicht hatten, wollten sie es so arrangieren, daß die Beute unversehrt wieder gefunden wurde. Nur die Identität der Diebe würde nie entdeckt werden.
Die Nachtstunden verbrachten sie mit der Ausführung ihrer Verbrechen, Nachmittage und frühe Abendstunden wurden jedoch dazu verwendet, eine andere Phase ihres Planes auszuführen. Sie mußten mit der örtlichen Unterwelt in näheren Kontakt kommen und mußten insbesondere herausfinden, wo und wie sie an einen ›Fluchthelfer‹ herankommen konnten, wenn erst die Zeit reif war.
Um die Wirkung zu verdoppeln, trennten sie sich und besuchten die verschiedenen Lokalitäten allein. Jules hielt sich an die Bars, die ihm persönlich ein Greuel waren, denn wie alle Bewohner seines Heimatplaneten war er gegen Alkohol allergisch und hielt sich lieber an andere Getränke. Doch versuchte er seiner Pflicht klaglos nachzukommen.
Nach Ablauf einer Woche gehörte er bereits dazu. In diesen Lokalen sah man immer wieder dieselben Gesichter. Aus belauschten Gesprächsfetzen konnte er sich zusammenreimen, wer in welche ungesetzlichen Aktivitäten verwickelt war. Mit einigen der vielversprechendsten Kandidaten knüpfte er eine persönliche Bekanntschaft an. Zunächst waren alle mißtrauisch. Bei Neuankömmlingen mußte man damit rechnen, daß es sich um Spitzel oder Informanten handelte. Doch Jules setzte alles daran, ihre Befürchtungen zu zerstreuen. Vor allem zeigte er sich völlig desinteressiert an den Einzelheiten ihrer verbrecherischen Machenschaften – die SOTE war schließlich keine Unterabteilung der Polizei. Ein Verbrecher fiel erst dann in Jules' Sparte, wenn seine Aktivität den Grenzbereich des Hochverrats berührte.
Mit der Zeit nahmen die Unterweltler zur Kenntnis, daß der nette Neuling keine Bedrohung für sie darstellte, ja daß er einen dankbaren Zuhörer für ihre alten, mit Aufschneidereien angereicherten Geschichten abgab. Jules ließ auch durchblicken, daß er ebenfalls in der Branche tätig sei, wenn er auch nicht behauptete, einer der momentan so prominenten Fassadenkletterer zu sein. Langsam entwickelte sich eine Art Kameraderie, und Jules bekam das Gefühl, daß er Zugang zu den richtigen Kontakten finden könnte, wenn er sie brauchte.
Inzwischen bahnte Yvette anderweitig eigene Kontakte an. Während Jules sich in Bars und Kneipen herumtrieb, machte Yvette die Runde durch sämtliche Spielkasinos. Auf Cordoba war Glücksspiel eigentlich illegal, doch war es als Unterhaltungszweig so beliebt, daß das Auge des Gesetzes meist wegguckte. Kasinos, die ihr Gewerbe mit Anstand zu betreiben verstanden, machten hervorragende Geschäfte.
Diese Etablissements gab es in allen Varianten: Kasinos für die Oberschicht in vornehmen Herrenhäusern. Dort durften die Reichen von Cordoba stil- und würdevoll in gediegener Umgebung ihr Glück versuchen. Für die Mittelklasse tarnten sich die Kasinos meist als Privatklubs oder Vereine mit Mitgliedsbeiträgen und Vereinsstatuten. Hier ging es lässiger zu, und am Ende kam es aufs gleiche heraus.
Aber das waren nicht die Kasinos, die Yvette besuchte. Dir Revier waren die Spelunken, die schmutzigen Hinterzimmer, die überfüllten schmuddeligen Keller, in denen es nach Schweiß und abgestandenen Drogenstiften statt nach Parfüm und Räucherkerzen roch. Hier ging es turbulenter zu, das Spiel schien eher ein Trieb, denn ein Mittel zur Entspannung. Yvette konnte nicht umhin, die hier herrschende verzweifelte Stimmung mit der luxuriösen Atmosphäre der Nobelkasinos auf Vesa zu vergleichen. Hier drängten sich die Menschen nicht so dicht wie auf Vesa, doch die Spannung war greifbarer.
Frauen waren in diesen Etablissements nichts Außergewöhnliches, obwohl sie hier gewöhnlich eigenen
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