Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
erledigt und sich der Leichen entledigt. Die Tatsache, daß man sie weiterbeförderte, war ein Zeichen dafür, daß er es ehrlich mit ihnen meinte.
Nach einer Stunde hatten sie das Gerüttel überstanden. Ganz plötzlich wurde ihr Behälter rüde in die Luft geworfen, so daß sie in ihrem kleinen Abteil hin und her geschleudert wurden. Die Abschürfungen, die sie jetzt abkriegten, ergänzten den Schmerz der verkrampften Muskeln vortrefflich. Der Behälter wurde unsanft abgestellt, und so beließ man ihn eine halbe Stunde. Dann wiederholte sich das Heben und Hinstellen. Die Agenten hatten sich eben zu der Ansicht durchgerungen, daß es sich hier nicht um eine Flucht als vielmehr eine Reihe sorgfältig ausgeklügelter Foltern handelte, als sie spürten, wie sie von einer neuen Kraft plötzlich mit aller Gewalt gegen den Boden ihrer Kammer gedrückt wurden. Ein sehr vertrautes Gefühl – die Beschleunigung eines Raumschiffes beim Abheben. Unter normalen Umständen hatten sie sich bei dreifacher Schwerkraft sehr wohl gefühlt, doch bei der momentanen Verkrampfung erhöhte die Beschleunigung nur ihr Unbehagen.
Als die Beschleunigung aufhörte, erlebten sie das gegenteilige Gefühl – Null-Schwerkraft. Das Gefühl des Schwebens lockerte den Schmerz in ihren Gliedern ein wenig.
Nach einer Ewigkeit spürten sie endlich, daß das sie umgebende Material ausgeladen wurde. Dann wurde ihr Abteil geöffnet, Licht drang herein und blendete sie. Sie zwinkerten und brauchten einige Zeit, bis sie die Umrisse dreier Männer erkannten, die sich vor ihnen aufbauten. Schmierige Hände langten herein, umfaßten ihre Arme und zerrten sie unsanft heraus.
»Willkommen an Bord der Linnea Rose«, sagte eine rauhe Stimme. »Ihr seid auf dem Weg zum Asylplaneten.«
6. KAPITEL
Die Fahrt zum Asylplaneten
Mit schmerzenden Gliedern kletterten die d'Alemberts aus dem Versteck. Sie befanden sich im Laderaum eines Schiffes, umgeben von unzähligen Behältern und Kisten.
»Stecken in all den Kisten Menschen?« fragte Jules, während er ein paar Übungen zur Lockerung der Muskeln vollführte. Auch Yvette verrenkte sich merkwürdig, um sich wieder fit zu machen.
»Ach wo, wir haben immer nur ein paar pro Fahrt dabei«, gab einer der Männer Auskunft. »Mehr Platz haben wir nicht. Ich zeige euch die Unterkunft.«
Er schwamm hinauf an die ›Decke‹ des Raumes, nämlich an die Vorwand, während das Schiff in Bewegung war. Jules und Yvette schwammen ihm mit noch immer schmerzenden, aber wenigstens funktionstüchtigen Gliedern nach. Ein Passagierschiff hätte natürlich unter Ultra-Gravität gestanden, um der Bequemlichkeit der Fahrgäste entgegenzukommen, aber ein Frachtschiff konnte sich diesen Luxus nicht leisten. Die Besatzungsmitglieder mußten entweder das Arbeiten unter diesen Bedingungen lernen oder suchten sich eine andere Beschäftigung-
Der Mann führte sie einen Gang entlang zu zwei Metalltüren. Die zwei nebeneinanderliegenden Räume glichen einander in ihrer Kargheit: eine Null-Schwerkraft-Pritsche entlang einer Wand, mehrere in die Wand eingebaute Schubladen für persönliche Dinge und in einer Ecke eine Waschgelegenheit. Die Metallwände waren grau und kalt.
»Ein Fortschritt im Vergleich zum Container«, bemerkte Yvette. »Aber kein großer.«
»Man möchte meinen, bei fünfzigtausend pro Nase dürfte man mehr erwarten«, meuterte Jules.
»Nur nicht meckern! Sie zahlen für unsere Dienste und nicht für die Unterbringung«, sagte der Mann. »Mit einem Passagierschiff hätte man euch nicht so leicht fortschaffen können. Auf dem Asylplaneten sieht es dann viel besser aus. In der Zwischenzeit müssen Sie sich damit begnügen. Seien Sie froh, daß Sie überhaupt da sind. Das Essen wird in zwei Stunden serviert. Die Messe ist weiter vorne.« Nach Erfüllung seiner Bewillkommungspflichten ging er.
»Immer noch besser als eine Gefängniszelle«, sagte Yvette, Dabei berührte sie ihren Bruder sachte an der Schulter. Ihre Finger tippten eine kurze verschlüsselte Botschaft: Der Raum wird wahrscheinlich abgehört.
Jules antwortete mit einem unmerklichen Nicken. An Bord des Schiffes konnten sie vermutlich nicht offen sprechen, und sie durften auf feindlichem Territorium nicht erkennen lassen, daß sie eigentlich zu Unrecht hier waren.
»Du hast recht«, sagte er laut. »Und ich strecke mich jetzt aus und mache ein Nickerchen. Das habe ich nach dem Aufenthalt in der Box dringend nötig.«
Das war sein Ernst. Die Aktivitäten
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