Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
nichts und schau auf den Monitor. Vater wußte, daß du dich freuen würdest. Damit will er seinen Dank dafür abstatten, daß du und Pias mir auf dem Asylplaneten das Leben gerettet habt. Und mein Dank ist darin natürlich mit enthalten.«
Yvette sah wieder zum Bildschirm. Pias war nun unter Wasser und suchte einen Ausweg. Jetzt wandte sich Jules an Helena.
»Ich habe dir ebenfalls das Leben gerettet«, sagte er mit gespielter Eifersucht. »Bekomme ich keine bezahlten Ferien?«
»Ich glaube, Vater hat auch für dich etwas – vielleicht – nichts so Amüsantes, aber gewiß etwas ebenso Originelles. Er wird dich morgen besuchen und es dir sagen. Und jetzt sei still, ich möchte zusehen, wie Pias sich macht.«
Die drei jungen Leute waren begeistert, als der Prüfling durch die Röhre in die Schwerkraft-Kammer kroch. Und seinen mühseligen Weg zum Ausgang begleiteten sie mit mitfühlenden Seufzern und machten ihm mit lauten Zurufen Mut, obwohl er sie nicht hören konnte.
Atemlos beobachteten sie die letzte Szene zwischen Pias und seinem Lehrer. Als Pias sich schließlich die Waffe schnappte und gegen Wilson richtete, sank Yvette mit sichtlicher Erleichterung in ihrem Sitz zusammen. Helena drückte eine Reihe von Knöpfen. Der Bildschirm erlosch, und gleich darauf erschien darauf eine Reihe von Zahlen. »Möchtet ihr wissen, wieviel er schaffte?« fragte sie ihre Freunde.
»Fast fürchte ich mich vor dem Ergebnis«, sagte Yvette, konnte sich aber einen Blick nicht verkneifen. Die Einzelbewertungen interessierten sie nicht. Sie las nur die unterste Zeile: »Mittlerer Wert 994«.
Mit einem Freudenschrei sprang Yvette auf und lief aus der Zelle. »Wir müssen ihr nach«, sagte Jules voll verhaltener Freude, »ehe sie vor Begeisterung über die eigenen Füße stolpert.« Er und Helena folgten gemesseneren Schrittes. Dabei klangen ihnen Yvettes Schritte laut im Ohr.
Unten im Test-Raum hielt Pias noch immer die Waffe drohend auf Wilson gerichtet. Ein Lautsprecher dröhnte mechanisch und laut: »Dieser Teil der Prüfung ist vorüber. Der Bewerber wird nun der endgültigen Bewertung unterzogen.«
Wilson sah seinen Schüler lächelnd an. »Alles vorüber. Tut mir leid, daß ich so gegen Sie vorgehen mußte, aber das gehört nun mal zum Test. In unserer Branche darf man buchstäblich niemandem trauen.«
»Und woher wollen Sie wissen, daß ich Ihnen jetzt traue?«
Pias wollte die Waffe nicht aus der Hand geben.
»Wenn Sie wollen, dürfen Sie auf mich schießen. Die Waffe funktioniert nicht. Ich bleibe hier, und Sie gehen jetzt durch diese Tür. Man sagte mir, dort warte jemand, der Sie überzeugen würde. Leider durfte ich nicht sehen, wer es ist.«
Pias ging vorsichtig mit dem Rücken zur Tür und ließ den anderen nicht aus den Augen. Schließlich richtete er den Strahler gegen den Boden und feuerte. Nichts geschah. Lächelnd warf er die Waffe seinem Lehrer zu. »Ich danke Ihnen für alles, was Sie mir beibrachten«, sagte er.
Als Erwiderung hob Wilson die Hand zum Gruß. »Auf ein Morgen, Kamerad und Freund«, sagte er.
»Mögen wir beide das Morgen erleben«, beendete Pias den Sinnspruch des Service. Gleich darauf drehte er sich um und durchschritt die Tür.
Im gleichen Augenblick wurde er von einer Frau leidenschaftlich umarmt. »Herrje, und ich dachte, der Test wäre vorbei!« rief er aus. »Ich wußte ja nicht, daß ich mich auch der Gefahr aussetzen müßte, zu Tode geküßt zu werden.«
»Du bist ja ganz naß«, sagte Yvette lachend. »Wie gut, daß ich dich so liebe, du triefendes Stück Mensch.« Und sie küßte ihn von neuem, und Pias ergab sich trotz seiner Erschöpfung in sein Schicksal. Wenn er sich schon küssen lassen mußte, dann wollte er es auch voll und ganz genießen.
2. KAPITEL
Abelard, der Bibliothekar
Fünfzehntausend Kilometer weit entfernt, auf einem anderen Kontinent der Erde fand in einer geschmackvoll eingerichteten Büro-Suite eine weniger bewegte Begegnung statt. Die Frau, die den meisten nur als Lady A bekannt war, saß hinter einem großen, geradezu abnorm ordentlichen Schreibtisch. Diesen Schreibtisch benutzte sie hauptsächlich als Requisit, das mehr Distanz zwischen sie und einen eventuellen anderen Anwesenden legen sollte. Er verlieh ihr den Eindruck, als wäre sie unnahbar – was ohnehin zutraf.
Abel Howard, der Mann, den sie zu sich gebeten hatte, zeigte sich von der Szenerie ihres Büros unberührt. Er war groß und breitschultrig und verfügte über einen
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