Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Todesfälle hätte man noch als Zufälle zu den Akten legen können, hätte es nicht drei andere Fälle gegeben, bei denen nicht so viel Tarnung benutzt wurde. Eine Gräfin und zwei Herzöge wurden Opfer von Bandenüberfällen, bei denen die Halunken zuschlugen, töteten und sich aus dem Staub gemacht hatten, ehe wir unsere Kräfte einsetzen konnten.
Eine Spur, die wir dabei verfolgen, sind die nationalistischen Terrororganisationen, deren Ziel die Loslösung ihrer Welten aus dem Imperium ist. Die jeweiligen örtlichen Behörden untersuchen die Fälle nach diesen Gesichtspunkten, aber offen gesagt verspreche ich mir nicht viel davon. Die Koordination, die hinter allem steht, ist mir verdächtig. Und dazu kommt die Tatsache, daß die Opfer sorgfältig ausgewählt waren.«
»Nach welchen Gesichtspunkten?«
»Jedes der Opfer befand sich bereits in vorgerücktem Alter. Jedes war ein unerschütterlicher Gefolgsmann des Kaisers und war aus dem Banion-Skandal über jeden Verdacht erhaben hervorgegangen. Und ein jedes hat einen gesetzlichen Erben, der nach unseren Gesichtspunkten alles andere als zufriedenstellend ist. Einer dieser Erben bewegt sich knapp am Rande der geistigen Unzurechnungsfähigkeit. Die beiden anderen sind Feiglinge ohne Rückgrat. Bei den letzten beiden handelt es sich um einen Drogensüchtigen und einen Trinker. Und mit Ausnahme des Drogensüchtigen haben wir gegen keinen der anderen eine gesetzliche Handhabe, sie am Antreten ihres Erbes zu hindern. Natürlich könnte der Kaiser sie ihrer Titel verlustig erklären, aber das Umstoßen der Stanley-Doktrin ohne handfeste Beweise könnte böse Erschütterungen nach sich ziehen. Ein kleiner Aufruhr unter jenen Herren, die in dieser Doktrin einen Schutz gegen kaiserliche Willkür sehen, wäre das allermindeste. Und wenn die glauben, sie müßten um ihre Sicherheit bangen, dann ist es bis zum offenen Krieg nicht mehr weit.«
Jules nickte. Die vor zwei Jahrhunderten von Kaiserin Stanley III. festgelegte Doktrin regelte den Fortbestand der Adelstitel und die Erbteilung. Durch diese Doktrin waren alle bestehenden Titel legitimiert. Setzte sich der Kaiser ohne triftigen Grund über diese Doktrin hinweg, dann wurde die gesamte Adelshierarchie verunsichert. Und es hatte schon geringfügigerer Ursachen bedurft, eine Revolte zu beginnen. »Also haben wir diese neu aufgetauchten Halunken auf dem Hals. Liegen Beweise für Hochverrat vor?«
»Im Moment nicht. Doch handelt es sich um Typen, die sehr leicht in schlechte Gesellschaft geraten und abrutschen könnten.«
»Sie vermuten also, daß eine Verschwörergruppe nicht mehr die Geduld aufbringen will, auf den Tod der alten Edelleute zu warten, und sich die Hochzeit der Prinzessin zunutze macht und dem natürlichen Lauf der Dinge ein wenig nachhilft?«
»Genau. Meiner Ansicht nach könnte Lady A selbst in die Sache verwickelt sein.«
»Übrigens – bei meinen Ermittlungen habe ich nichts Dramatisches finden können, aber ich habe immerhin einen Punkt entdeckt, der von Interesse sein könnte.« Er berichtete dem Chef von dem bei der offiziellen Ankündigung der Verlobung gemachten Foto.
Zander von Wilmenhorst hörte höchst aufmerksam zu. Als Jules geendet hatte, nickte er. »Ja, das scheint zu passen. Jetzt neige ich noch stärker zu der Annahme, daß sie in die Sache verwickelt ist. Sie zeigte ein nicht zu übersehendes Interesse an der Hochzeit der Prinzessin – das mag uns als Anhaltspunkt dienen. Und auch die Morde sehen mir ganz danach aus, als wären sie von langer Hand geplant – genauso, wie ihre Organisation es zu machen pflegt. Wäre ich ein Glücksspieler, würde ich eine hübsche Summe darauf verwetten, daß sie hinter allem steckt.«
Jules lächelte unmerklich. Waren in dieser Organisation nicht alle Spieler? Jeder einzelne Agent oder Offizier innerhalb des SOTE mußte manchmal Leben und Ruf aufs Spiel setzen – und das auf eine bloße Ahnung hin. Wenn das nicht Glücksspiel war ...
Der Chef stand auf und nahm nun vor Jules Aufstellung. An die Schreibtischplatte gelehnt sagte er: »Wir haben mittels gründlicher Analysen mögliche Opfer herausgefiltert und möchten jene Namen, die am gefährdetsten scheinen, unter unseren speziellen Schutz nehmen. Und ein Mann im besonderen ist es, den ich als nächstes Opfer ansehe – nämlich Herzog Hanforth von Melenaria. Er ist alt, ein wenig exzentrisch, doch dem Imperium mit Leib und Seele ergeben. Sein Sohn bringt mit Frauen und sonstiger flotter
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