Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
daß der Chef ihn in einer Sache von höchster Dringlichkeit sofort zu sehen wünschte. Jules entledigte sich seines Makeup – ein schieres Vergnügen, da es ihn fürchterlich juckte, und verließ die Wohnung, in die allesverhüllende Robe eines Delfianers gehüllt. So stürzte er hinunter zu seinem Wagen – sofern man bei einem Delfianer von Stürzen reden kann – und schoß davon in die würzige Nacht Floridas.
Jules' Wagen sah aus wie das allerneueste Frascati-Sportmodell, und doch bestand ein grundlegender Unterschied. Kaum war er nämlich draußen auf der Autobahn, betätigte er eine Reihe von Schaltern, und sein Wagen verwandelte sich in einen kleinen Jet, der sich blitzschnell in Richtung Miami zum geheimen Hauptquartier des SOTE bewegte.
Das Hauptquartier war in einem Wolkenkratzer untergebracht, der auch noch die Staatshalle für Sektor Vier beherbergte- und das mit gutem Grund. Der Chef des Service of the Empire, Zander von Wilmenhorst, war zugleich Großherzog von Sektor Vier. Von diesem imposanten Gebäude aus konnte er alle Maßnahmen innerhalb seiner eigenen Einflußsphäre und auch die vielschichtigen Operationen des SOTE entscheiden und überwachen.
Jules hatte seine Ankunft per Funk angekündigt, so daß sein kleines Flugzeug ungehindert an das hohe Gebäude herankam und auf dem Dach landen konnte. Von hier aus nahm er den Privatlift des Chefs und fuhr damit hinunter in dessen Büro.
Zander von Wilmenhorst ließ beim Ausgestalten seiner Räumlichkeiten seinen ganz bestimmten, eleganten Stil zur Geltung kommen. Wände und Decken waren mit sattbraunem Solentaholz getäfelt. Die hervorragendsten zeitgenössischen Maler waren hier mit echten Ölgemälden vertreten – an zwei Wänden. Die Ostwand nämlich war ein riesiges Panoramafenster, von dem aus man auf den Atlantik hinuntersah. Nun aber waren dichte Gardinen vorgezogen. Der Chef wollte jede, auch nur die geringste, Möglichkeit ausschließen, daß man einen seiner Top-Agenten per Telefoto ablichtete. Der große Schreibtisch war wie gewöhnlich mit Berichten und Dokumenten übersät, alle mit Stempeln versehen, welche die Dringlichkeitsstufe anzeigten.
Hinter dem Schreibtisch war das Wappen des Imperiums in die Wand eingelassen. Und neben dem Schreibtisch stand der Chef des SOTE, Zander von Wilmenhorst.
Der Großherzog von Sektor Vier war ein unauffälliger Mann, der große Mühe darauf verwandte, unauffällig zu bleiben: völlig kahl, konservativ gekleidet, mittelgroß, Ende Vierzig. Der einzige Hinweis darauf, daß sich in seinem Kopf ein überdurchschnittliches Gehirn befand, waren seine Augen, die sein Gegenüber scharf und klug ansahen. Tatsächlich war Zander von Wilmenhorst einer der wichtigsten politischen Ratgeber des Kaisers und an der Gestaltung interstellarer Vorgänge ebenso beteiligt wie der Kaiser selbst.
Der Chef begrüßte Jules herzlich und bot ihm Platz an. »Leider kann ich mich heute nicht von meiner geselligen Seite zeigen«, sagte er. »Mit der bevorstehenden Hochzeit kommen auf mich tausenderlei Sicherheitsdetails zu, die eigentlich schon vorvorgestern hätten erledigt sein müssen. Die meisten reine Routine, doch immerhin zeitraubend. Nun, wir sind ja schon mit Ärgerem fertig geworden. Aber ganz plötzlich – vor etwa fünf Tagen – wurde uns ein unerwartetes Problem beschert, das mir gar nicht gefällt.«
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und verschränkte die Hände im Nacken. »Da Prinzessin Edna die einzige Nachkomme des Kaisers und damit Thronerbin ist, wird ihre Hochzeit das bedeutendste gesellschaftliche Ereignis des Jahrzehnts. Und wie nicht anders zu erwarten, wird sich der Adel in Rekordmengen auf die Erde drängen. Selbst die unbedeutendsten Barone werden in Scharen kommen, wenn sie nur genügend Bargeld zusammenkratzen können. In unseren Hotels werden mehr Titel zu finden sein als in unseren Bibliotheken.
Das war zu erwarten, und unsere Sicherheitsvorkehrungen laufen schon monatelang auf vollen Touren. Was uns aber völlig unerwartet trifft, ist die Tatsache, daß jemand den entschlossenen Versuch wagen wird, gewisse ausgewählte Mitglieder der Aristokratie zu töten.«
Jules legte sein Gesicht in die passenden besorgten Falten, und der Chef konnte fortfahren. »Ein Marquis betritt eine Aufzugröhre, an der herummanipuliert wurde, und plumpst achtundzwanzig Stock in die Tiefe – tot. Eine Gräfin kommt bei einem Feuer ums Leben, das auf Brandstiftung zurückzuführen ist. Diese zwei
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