Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Lebensweise, seine präzisen Arbeitsgewohnheiten - und seine Feindseligkeit gegen Leute wie Fortier, die versuchten, seine Vergangenheit genauer unter die Lupe zu nehmen.
War Stanck tatsächlich ein Roboter, dann mußte man mit äußerster Vorsicht gegen ihn vorgehen. Roboter besaßen übermenschliche Kräfte und waren gegen Betäuberwaffen immun. Nur ein Strahler konnte einem Roboter etwas anhaben, aber ein Roboter war imstande, verheerende Zerstörungen anzurichten, wenn er nach Aufdeckung seiner Identität nicht sofort unter Kontrolle gebracht werden konnte.
Als erstes galt es zweifelsfrei festzustellen, daß Stanck ein Roboter war. Die örtliche SOTE stellte Fortier die dazu benötigte Sensorenausrüstung bereitwillig zur Verfügung, und einer der Mitarbeiter übernahm die schwierige Aufgabe, Meßwerte von Stancks Körperfunktionen aufzuzeichnen. Das Problem dabei war, daß Stanck sich fast nie in der Öffentlichkeit zeigte. Er hielt sich entweder in seinen Amtsräumen, in seinem Wagen oder in seiner Wohnung auf, an Orten also, wo Fortiers Ausrüstung keine Meßwerte ohne Störfaktoren liefern konnte.
Erst nach einer Woche sollte sich Fortiers Geduld bezahlt machen. Stanck würde bei einer sportlichen Großveranstaltung zu wohltätigen Zwecken im Stadion eine Rede halten. Fortier war zur Stelle und konnte sich so nahe an Stanck heranpirschen, daß die Instrumente ordentliche Meßwerte angaben. Seine Befürchtungen wurden leider bestätigt. Stanck war kein lebendiger Mensch, sondern ein komplexer künstlicher Mechanismus in einer Plastidermhülle. Eines der höchsten Regierungsämter in Sektor Vier wurde von einem Roboteragenten der Verschwörer eingenommen!
Fortier wog seine nächsten Schritte sehr sorgsam ab. Er war in dieser Sache am Ende seiner Kompetenz und wußte es. Wenn es um Hochverrat ging, dann mußte die SOTE den Fall übernehmen. Der Geheimdienst der Navy war für Piraterei, Schmuggel und ähnliches zuständig. Eigentlich hätte er den Fall schon an SOTE abgeben müssen, als er auf die Sache mit der Heimund gestoßen war, doch er hatte sich in den Fall so verbissen, daß er einfach nicht aufgeben konnte. Er war entschlossen, den Fall bis zum Ende verfolgen.
Folglich unterließ er es, SOTE von seiner Entdeckung zu informieren. Statt dessen wandte er sich an die örtliche Navy-Basis und forderte ein paar Kameraden an, die ihm helfen sollten, den Roboter zu fassen.
Sie näherten sich Stanck eines Morgens in dessen unterirdischer Garage, als er eben einsteigen und ins Büro fahren wollte. Als hoher Regierungsbeamter war Stanck natürlich von Leibwächtern umgeben. Fortier hatte aus Vorsicht eine Abteilung von zwanzig Mann mitgenommen. Als die zwei Gruppen sich einander inmitten der Betonpfeiler der Garage näherten, baute sich sofort Hochspannung auf.
»Stanck, stillgestanden!« rief Fortier. »Sie werden nirgends hinfahren.«
»Captain. Sie haben hier nichts zu sagen«, ließ sich der andere eisig vernehmen. »Und wenn Ihre Leute nicht auf der Stelle Platz machen, dann lasse ich euch vor ein Kriegsgericht stellen, so rasch, daß eure Schaltkreise rauchen.«
»Ich weiß, daß Sie ein Roboter sind«, fuhr Fortier ungeachtet der Drohung fort. »Sie gehören der Verschwörung an, die die Stanley-Dynastie stürzen will.«
»Man hat mir schon vieles in die Schuhe schieben wollen, aber das ist doch die lächerlichste Anschuldigung, die ich je gehört habe.« Stanck wandte Fortier den Rücken zu und wollte einsteigen.
Da gab Fortier ein Zeichen, und seine Leute zogen die Waffen. Die Leibwächter reagierten sofort, und in Sekundenschnelle zischten die Geräusche einer Betäuberschlacht durch die Luft. Der Roboter wartete den Ausgang des Gefechtes nicht ab. Er setzte sich ans Steuer und fuhr los, noch ehe ihn jemand daran hindern konnte.
Captain Fortier nahm sofort die Verfolgung auf, das Gefecht überließ er seinen Kameraden. Er hatte nicht die Absicht, Stanck jetzt schon zu fassen. Vielmehr hoffte er, dieser würde in seiner Panik einen Fehler begehen. Bei einer direkten Konfrontation würde der Roboter sich eher vernichten lassen, als etwas zu verraten, und bei seiner Kraft und der Immunität gegenüber Betäuberwaffen war die Möglichkeit, ihn ›bei lebendigem Leib‹ zu fassen, sehr gering. Fortier hoffte, der Roboter würde ihn jetzt auf eine wichtige Verbindung stoßen lassen, ehe er gezwungen war, ihn zu zerstören.
Einen Block weiter hatte Fortier vorsorglich einen Helikopter warten lassen.
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