Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
die Stirn. »Also gut, ich will Ihnen glauben. Aber wir dürfen in der Sache nicht überstürzt vorgehen. Eine Anklage gegen einen Großherzog ist eine ernste Sache. Da muß ich mir erst Vollmachten von oben holen.«
»Wenn Sie die bekommen«, sagte Fortier, »dann wäre ich bei der Festnahme gern dabei.«
»Ich setze mich mit Ihnen wieder in Verbindung«, versprach der Admiral, ehe er die Verbindung unterbrach.
Dann lehnte er sich zurück und dachte an die schreckliche Bürde, die ihm auferlegt worden war.
Die Festnahme eines Großherzogs wegen Hochverrats wäre in jedem Fall eine schwierige Sache gewesen, aber dieser Fall war unendlich schlimmer, weil Admiral Trejas zu den wenigen gehörte, die wußten, daß der Großherzog von Sektor Vier, Zander von Wilmenhorst, der Chef des Service of the Empire war. Nein, eine Festnahme war in diesem Fall eine besonders knifflige Sache.
4.
Zander von Wilmenhorsts Festnahme
Nach einigen Minuten, die er zum Überlegen brauchte, ließ Admiral Trejas sich mit seinem Vorgesetzten, dem Lordadmiral Cesare Benevenuto, dem obersten Befehlshaber der Navy, verbinden. Benevenuto hörte sich den Bericht an und spürte dabei, wie ihm kalt ums Herz wurde. Großherzog Zander war ein alter und hochgeachteter Freund, doch der Beweis stammte aus verläßlicher Quelle. Benevenuto versprach Trejas eine rasche Entscheidung in der Sache und tätigte prompt einen Anruf, der die Information an die nächsthöhere Ebene weiterleitete.
Nur im Krieg oder bei Notstand erstattete der Lordadmiral der Kaiserin direkt Bericht. Im Normalfall verlangte das Protokoll, daß er Herzog Mosi Burruk informierte, der der Kaiserin Stanley XI. als Vorsitzender des Kaiserlichen Rates diente, wie schon ihrem Vater bis zu ihrer Thronbesteigung vor einem halben Jahr. Zwar besaß die Kaiserin volle Autorität, doch gehörte es zu den Aufgaben des Ratsvorsitzenden, jene Probleme vorzulegen, die ihre sofortige Aufmerksamkeit erforderten, während er selbst diejenigen Angelegenheiten übernahm, die auf niedrigerer Ebene abgewickelt werden konnten.
Der Herzog war ein kleinwüchsiger schwarzer Mann Ende Fünfzig. Er hörte sich Benevenutos Bericht mit demselben Gefühl für drohende Gefahr an wie die zwei Admiräle vor ihm. Als Chef von SOTE war Zander von Wilmenhorst auch Mitglied des Kaiserlichen Rates. Er war in politischen Angelegenheiten sehr oft mit Herzog Mosi aneinandergeraten, manchmal sehr heftig. Und es wurmte Burruk, daß Stanley X. und jetzt seine Tochter Edna öfter die Partei von Wilmenhorsts ergriffen als seine. Trotzdem schmerzte ihn die Neuigkeit. Falls es stimmte, daß von Wilmenhorst der geheimnisvolle C war, bedeutete das, daß die Verschwörung alle Staatsgeheimnisse kannte und an vielen Entscheidungen mitgewirkt hatte. Ein Schaudern überlief ihn bei dem Gedanken, in welches Verderben das Imperium hätte gestürzt werden können.
Nicht ohne Widerstreben suchte Herzog Mosi um eine Audienz bei der Kaiserin nach. Die Angelegenheit war von so großer Bedeutung, daß sie andere Termine absagte und ihn nach einer halben Stunde empfing.
Die Unterredung fand im privaten Konferenzzimmer des Kaiserlichen Palastes in Moskau statt. Es war ein Raum, in dem vor allem gearbeitet wurde und dem der Glanz der Prunkräume fehlte. Schwere goldene und braune, mit Einhorn- und Greifvogelmotiven geschmückte Wandtapisserien bedeckten die schalldichten Wände und dämpften die Geräusche noch mehr. Vergoldete Holzstühle standen um einen ovalen Konferenztisch mit lederbezogener Platte, der den Raum beherrschte. Es war ein kühler, majestätischer Raum, der die Stimmung der Besitzerin widerspiegelte. Der Ratsvorsitzende war, wie es seinem Wesen entsprach, pünktlich zur Stelle und wartete bereits ehrerbietig, als Edna Stanley, Beherrscherin des Erdimperiums, den Raum betrat.
Die Kaiserin, oberste Herrscherin eines Reiches, das an Größe alle anderen im Laufe der Menschheitsgeschichte übertraf, war knapp sechsundzwanzig. Sie war keine Schönheit, strahlte aber so viel natürlichen Zauber aus, daß ihre Untertanen sich meist auf den ersten Blick in sie verliebten. Edna trug einen cremefarbigen Jumpsuit aus Wildleder. Ihre Haltung drückte Selbstvertrauen und Stolz aus. Nur ihre ernste Miene zeugte von der schweren Bürde, die auf ihr lastete - totale und absolute Herrschaft über eine gesamte Galaxis.
Edna Stanley nahm ihren gewohnten Platz am Kopf des ovalen Tisches ein. »Nun, was ist so wichtig, daß es keinen Aufschub
Weitere Kostenlose Bücher