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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Scheinwerfer an, in deren Lichtkegel der Staub als eine dichte gelbe Wolke sichtbar wurde, und brauste an ihnen vorbei mit einem anschwellenden Heulen des Getriebes und dem fordernden, drohenden, knüppelnden Tuten der Sirene. Dann hatten, ein Stück voraus, die Lastautos haltgemacht, und als Gómez und Andrés auf ihrem Motorrad weiterholperten, vorbei an Ambulanzen, Stabsautos, Panzerwagen, die alle still lagen in dem immer noch umherwirbelnden Staub wie schwere, riesige, metallene, mit Kanonen bespickte Schildkröten, kamen sie zu einer neuerlichen Kontrolle; hier hatte es einen Zusammenstoß gegeben. Ein fahrendes Lastauto war im Finstern in ein anderes, das gerade hielt, hineingefahren, hatte die Hinterwand des stehenden Autos eingedrückt und die Straße mit Kisten voller Gewehrmunition bepflastert. Eine der Kisten war beim Aufprallen geplatzt, und als Gómez und Andrés abstiegen und das Rad durch das Gewirr der gestoppten Vehikel schoben, um dem kontrollierenden Posten ihren Passierschein zu zeigen, watete Andrés in den Messinghülsen der Patronen, die zu Tausenden im Staub über die Straße verstreut waren. Der Scheinwerfer des zweiten Autos war völlig zerschmettert. Dicht dahinter stand ein drittes, und hinter dem dritten hatten hundert weitere sich angesammelt, und ein flott gestiefelter Offizier lief die Straße hinauf und schrie den Chauffeuren zu, sie sollten ein Stück zurückfahren, damit man das beschädigte Auto von der Straße wegschaffen könne.
 Es waren so viele Autos, daß sie nicht zurückfahren konnten, bis schließlich der Offizier das Ende der stetig anwachsenden Kette erreichte und weiteren Zuwachs verhinderte, und Andrés sah ihn mit seiner Taschenlampe schreiend und fluchend umherstolpern, und immer neue Autos fuhren im Dunkeln heran.
 Der Mann an der Kontrolle wollte ihnen den Passierschein nicht zurückgeben. Es waren ihrer zwei, die Gewehre quer über dem Rücken, Taschenlampen in Händen, und auch sie schrien aus vollem Halse. Der mit dem Passierschein in der Hand ging auf die andere Seite der Straße hinüber zu einem bergabfahrenden Auto und befahl dem Chauffeur, die nächste Kontrollstelle zu verständigen und den Leuten dort zu sagen, sie sollten alle Autos anhalten, bis die Stockung beseitigt sein würde. Der Chauffeur hörte sich das an und fuhr weiter. Der Mann von der Kontrollstreife kam herüber, hatte immer noch den Passierschein in der Hand und schrie jetzt den Fahrer an, dessen Last über die Straße verstreut war. »Laß das alles liegen und fahr um Gottes willen weiter, damit wir den Dreck endlich in Ordnung bringen!« brüllte er den Chauffeur an.
 »Mein Differential ist kaputt«, sagte der Chauffeur, der in gebückter Haltung hinter seinem Auto stand.
 »Hol der Teufel dein Differential! Fahr weiter, sage ich!«
 »Man kann nicht weiterfahren, wenn das Differential gebrochen ist«, sagte der Chauffeur und bückte sich wieder.
 »Dann laß dich abschleppen, vorwärts, damit wir diese Scheiße von der Straße wegkriegen!«
 Er richtete den Strahl der elektrischen Taschenlampe auf das eingedrückte Hinterteil des Autos. Der Chauffeur musterte ihn mürrisch.
 »Vorwärts! Vorwärts!« schrie der Soldat. Er hielt immer noch den Passierschein in der Hand.
 »Mein Papier!« sagte Gómez zu ihm. »Meinen Passierschein! Wir haben es eilig.«
 »Hol dich der Teufel mit deinem Passierschein!« sagte der Mann, reichte Gómez das Papier und lief dann auf die andere Straßenseite hinüber, um ein Auto, das die Straße herunterkam, anzuhalten.
 »Wende an der Kreuzung und mach dich bereit, den kaputten Kasten da abzuschleppen!« sagte er zu dem Chauffeur.
 »Mein Befehl lautet –«
 »Ich sch... auf deinen Befehl! Tu, was ich sage!«
 Der Chauffeur kuppelte ein, und das Auto rollte geradewegs die Straße hinunter und verschwand in den Staubwolken.
 Als Gómez das Motorrad an dem havarierten Auto vorbei auf die freie rechte Straßenseite hinübersteuerte, sah Andrés, der sich nun wieder an den Vordersitz anklammerte, wie der Kontrollposten abermals ein Transportauto anhielt und der Fahrer sich aus seinem Sitz herausbeugte und ihm zuhörte.
 Jetzt sausten sie mit voller Geschwindigkeit die Straße entlang, die in gleichmäßiger Steigung bergan lief. Der gesamte Verkehr in dieser Richtung war an der Kontrollstelle gestoppt worden, und nur die zurückkehrenden Autos fuhren in endloser Kette links an ihnen vorbei, während das Motorrad schnell und in gleichmäßiger

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