Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
zufrieden fest, dass sich dessen Gesichtsfarbe
schon etwas gebessert hatte. Sie musterte die alte Gwyneth und fragte
sich, ob sie ihr trauen konnte.
„Ich bin Ravenna
Sinclair Byam!“ sagte sie nach einer Weile. Die Alte schob
nachdenklich ihre zahnlosen Kiefer hin und her.
„Ihr seid also die
Enkelin des alten Baronet!“ Sie musterte Ravenna von oben bis
unten. „Und wieso diese Maskerade?“
„Das ist eine lange
Geschichte. Bitte seid so gut und nennt mich in Anwesenheit anderer
ebenfalls Sir Raven!“ sie schaute die Alte flehend an. Diese
überlegte eine Weile und willigte dann grummelnd ein.
„Was meint Ihr, wird er
es schaffen?“ fragte Ravenna ängstlich.
„In ein paar Wochen
springt er wieder rum wie ein junger Bock. Aber nur wenn er die
nächsten Tage strikte Bettruhe einhält und die Wunde nicht wieder
aufreißt!“
„Die nächsten Tage!“
rief Ravenna entsetzt.
„Besser wären zwei
Wochen. Seine Wunde ist sehr tief und groß. Und es hängt davon ab,
ob er noch Fieber bekommt oder nicht!“ erklärte die Alte
schnaufend. Sie schüttelte verständnislos den Kopf. Wie ungeduldig
die jungen Leute heutzutage waren.
„Ich werde Euch einen
Tee bringen, der mit Scherzmittel versetzt ist. Flößt ihm diesen so
oft wie möglich ein. Für den Fall, dass die Schmerzen sehr heftig
werden, gebe ich Euch sicherheitshalber ein, … äh........
besonderes Mittel. Und wartet nicht zulange mit der Gabe. Es dauert
ein paar Minuten bis dieses seine volle Wirkung entfaltet. In der
Zeit kann er unter Umständen so toben, dass die Wunde wieder
aufgeht. Am besten haltet ihr ihn die nächsten drei Tage so still
wie möglich!“
„Das starke Mittel ist
ein......... Rauschmittel?“ fragte Ravenna nervös. Die Alte lachte
meckernd.
„Kindchen, es ist ein
wunderbares Schmerzmittel mit einer wunderbaren, aber harmlosen
Nebenwirkung! Der Duke wird die nächsten Tage vermutlich die
schönsten Träume seines Lebens haben!“
„Vermutlich?“ fragte
Ravenna skeptisch.
„Naja, das hängt vom
Duke ab. Gute Menschen träumen von Engeln, schlechte vom Teufel!“
Gwyneth amüsierte sich offenbar köstlich. Als sie Ravennas
besorgten Blick sah, tätschelte sie ihr beruhigend die Wange:„Er
wird keinen Schaden nehmen, Kindchen, glaubt mir!“ Ravenna war sich
da nicht so sicher. Aber sie hatte keine andere Wahl. Sie würde sich
wohl oder übel für ein paar Tage auf Timbergrove einrichten müssen.
„Gibt es eine
Möglichkeit Manor Garden zu benachrichtigen. Wir wollten eigentlich
heute Abend zurück sein!“ lenkte Ravenna ab.
„Ich kann eine
Brieftaube losschicken. Sie fliegt zur Schenke des alten O'Brian. Vor
dort wird sich wohl jemand finden, der auf Manor Garden Bescheid
sagt!“ bot Gwyneth an.
„Und wo kann ich
schlafen?“ fragte Ravenna müde.
Die Alte schaute sie
verwundert an. „Dort!“ sie nickte mit dem Kopf hinüber zum Bett,
in dem der Duke noch immer ohne Bewusstsein lag. Ravenna schüttelte
energisch den Kopf. Das kam auf keinen Fall in Frage.
„Macht Euch keine
Sorgen, Kindchen. Solange die starken Mittel wirken, wird er nichts
merken!“ Sie wandte sich zum Gehen. „Holt Eure Sachen rein und
dann wascht Euch. Ihr stinkt!“ Ravenna stellte sich ihr in den Weg.
Sie machte sich Sorgen, dass außer ihr und der alten Gwyneth weit
und breit niemand zu wohnen schien.
„Der Duke wurde von
Wegelagerern angeschossen! Wie sicher sind wir hier?“ fragte
Ravenna besorgt.
„So sicher wie in des
Teufels Schoß. Die Toten fürchten den Teufel – und die Lebenden
fürchten mich!“ rief Gwyneth nicht ohne Stolz und stapfte zurück
in ihre Hütte.
Kapitel
19
Ravenna seufzte und
schaute auf die dampfende Suppe, die ihr Gwyneth vor wenigen Minuten
gebracht hatte. Es war mittlerweile Abend geworden und sie war völlig
erschöpft. Sie hatte den restlichen Nachmittag alle Hände voll zu
tun gehabt. Erst hatte sie die Pferde abgesattelt und versorgt.
Danach schrieb sie eine Nachricht für Manor Garden, in der sie
mitteilte was passiert war und dass sie und der Duke hier vermutlich
eine Woche lang festsitzen würden.
Sie zündete den Kamin
an, um einen Eimer Wasser zu erhitzen und sie durchsuchte die
Schränke im Raum nach brauchbaren Dingen. Sie fand Kleidung, die
vermutlich einmal ihrem Großvater gehört hatte, darunter waren auch
Unter- und Nachthemden, die sie zu Verbandsmaterial verarbeitete.
Zwei Unterhemden behielt sie für sich. Sie wusch ihre völlig
verschmutzte Kleidung, auch ihre Perücke
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