Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
auftauchten.
Sie schaute sich um und
sah von weitem aus einer Hütte Rauch aufsteigen. Sie schrie so laut
sie konnte um Hilfe. Eine alte Frau erschien in der Tür und lief ihr
eilig entgegen. Ravenna gab Jolie die Hacken und die Stute raste auf
die alte Frau zu.
„Seid Ihr Gwyneth“
fragte Ravenna atemlos.
Die alte Frau nickte.
„Bitte, Ihr müsst mir
helfen. Er hat eine Schussverletzung an der Schulter und hat sehr
viel Blut verloren!“ Die Alte schaute kurz auf den Duke, dessen
Gesicht bereits wachsbleich war und bedeutete Ravenna ihr zu folgen.
Sie eilte auf das einzig intakte, größere Gebäude zu. Die Alte
verschwand im Innern und entzündete ein paar Öllampen.
Als sie wieder rauskam,
half sie Ravenna den Duke vom Pferd zu hieven. Gemeinsam schleppten
die beiden Frauen den ohnmächtigen Duke in das Gebäude und legten
ihn auf den Fußboden.
„Zieht ihn komplett
aus. Wenn nötig schneidet ihn aus seiner Kleidung. Danach wascht ihr
ihn mit dem Wasser aus dem Brunnen, so sauber wie nur irgend möglich.
Je weniger Schmutz an ihm bleibt, desto geringer ist die
Entzündungsgefahr. Ich hole inzwischen heißes Wasser und mein
Werkzeug!“
Ravenna tat wie ihr
geheißen. Sie zog den Duke vorsichtig aus. Gott sei Dank war er
bereits ohnmächtig, denn Ravenna ging in der Eile nicht sehr zart
mit ihm um. Sie griff sich einen Eimer und holte Wasser aus dem
Brunnen vor dem Haus.
Sie durchwühlte die
Schränke im Zimmer und fand mehrere Tücher aus Leinen, Messer und
eine Schere. Sie schnitt die Tücher in Streifen und reinigte den
Duke vorsichtig von unten bis oben. Sein Gesicht war wachsbleich und
er sah fürchterlich verletzlich aus. Ravennas Augen füllten sich
mit Tränen. Sie hatte fürchterliche Angst um ihn. Sie bedeckte
seinen Körper mit einem Laken, nahm seinen Kopf in ihre Hände und
legte ihn in ihren Schoß. Zärtlich streichelte sie über seine
Haare, seine Wangen und seine Lippen.
„Lasst mich nicht
allein, Nicolas“ flüsterte sie ihm leise zu, während immer neue
Tränen über ihre Wangen rannen.
„Ihr liebt ihn!“
Ravenna schaute erschrocken auf. Vor ihr stand die alte Gwyneth. Sie
trug einen Eimer mit heißem Wasser und eine kleine Tasche bei sich.
Ravenna wischte sich verstohlen die Tränen vom Gesicht und tat
empört.
„Wie könnt' Ihr so
etwas sagen!“ Die Alte grunzte nur unwillig.
„Mir könnt' Ihr nichts
vormachen, Mylady. Ihr mögt zwar Männerkleidung tragen, aber Ihr
seid ein Weib!“ lachte sie meckernd. „Habt keine Angst! Von mir
erfährt niemand etwas!“ Sie schlug das Laken zurück und besah
sich den Verband den Ravenna dem Duke angelegt hatte. Offenbar war
sie zufrieden damit.
„Ihr habt ihm
wahrscheinlich das Leben gerettet!“ grunzte sie anerkennend während
sie vorsichtig den alten Verband entfernte.
„Weiß er es?“ fragte
die Alte und zeigte mit dem Kopf auf den Duke. Ravenna schaute die
Alte fragend an. Sie verstand nicht was Gwyneth meinte.
„Weiß er, dass Ihr
eine Frau seid?“ fragte die alte Gwyneth gedehnt. Ravenna
schüttelte schnell den Kopf. Die Alte verzog kommentarlos den Mund
und machte sich konzentriert ans Werk.
Sie schob ihre
Metallzange in das Loch in der Schulter und suchte stochernd nach der
Kugel. Ein paar Sekunden später hielt sie triumphierend das kleine
Metallteil in die Höhe. Dann säuberte sie die Wunde mit heißem
Wasser, desinfizierte sie mit einer klaren Flüssigkeit und träufelte
anschließend verschiedene Kräutertinkturen in die offene Wunde. Zum
Abschluss griff sie zu einer seltsam gebogenen Holznadel und zog
einen Faden hindurch, denn sie zuvor mit Spitzwegerich eingerieben
hatte. Ravenna schaute verwundert zu wie die Alte die zerfetzten
Wundränder an der verletzten Schulter zusammenschob und diese
anschließend zusammennähte wie ein Stück Stoff.
Danach zerkaute sie
ebenfalls Spitzwegerichblätter zu einem dicken Brei und machte die
gleiche Wundauflage wie zuvor schon Ravenna. Als sie fertig war,
hielt sie Ravenna an, das Bett aufzudecken und gemeinsam hievten die
beiden Frauen den schweren Körper des Dukes hinein.
Ravenna deckte ihn
sorgsam zu. Die Alte schaute ihr interessiert dabei zu.
„Nun wer seid Ihr?“
„Das ist Nicolas Eden,
der Duke of Avalon!“ sagte Ravenna.
„Den kenn' ich. Doch
wer seid Ihr?“
„Oh, ich bin Baronet
Raven Sinclair Byam!“ Die Alte lachte laut und meckernd auf.
„Und wie ist Euer
richtiger Name?“ fragte sie treuherzig. Ravenna schaute hinüber
zum Duke und stellte
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