Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
waren auf lange Sicht einfach zu viel.
Sie griff nach einem der
Degen der Halunken, die der Duke mit seinem Stock weggeschleudert
hatte. Mit der Waffe in der Hand sprang sie in den Sattel von Jolie,
gab der gewaltigen Kaltblutstute die Hacken und sauste damit direkt
auf den unbewaffneten Anführer zu, der sich erneut auf den Duke
stürzen wollte. Als er Ravenna mit dem Degen und wildentschlossen
Augen auf sich zu reiten sah, weiteten sich seine Augen vor Schreck.
Er drehte sich schreiend um und floh in den Wald.
Ravenna wendete Jolie und
ritt mit der furchteinflössenden Stute auf einen der beiden anderen
Halunken zu und stieß markerschütternde Schreie aus. Sie schwang
ihren Degen und fügte dem Mann eine heftig blutende Armwunde zu.
Dieser schrie vor Schmerz auf. Ravenna ließ jedoch nicht locker.
Immer wieder schlug sie mit aller Härte auf den Halunken ein, trieb
ihn erbarmungslos immer weiter in den Wald, bis er vor Schmerzen und
Atemnot zusammenbrach.
Erst als sie sicher sein
konnte, dass von diesem Mann keine Gefahr mehr ausgehen würde, ließ
sie von ihm ab und ritt eilig zurück ins Lager. Sie suchte nach dem
dritten Halunken. Da hörte sie in der Ferne das wilde Blutgeheul der
beiden Wolfshunde und die grellen Schmerzensschreie des dritten
Halunken. Was für ein grausamer Tod, dachte Ravenna entsetzt.
Der Duke lehnte an einem
Stein und atmete schwer. Ravenna glitt vom Pferd und kniete neben ihm
nieder.
Sie schaute ihn besorgt
an. Irgendetwas stimmte nicht. Sein Gesicht war schmerzverzerrt.
„Seid Ihr verletzt?“
Der Duke nickte und deutete auf seine Schulter. Mit Entsetzen sah
Ravenna wie das Blut seine Jacke bereits dunkelgefärbt hatte. Sie
sah ein kleines Loch in seinem Rock und tastete vorsichtig darüber.
„Eine Kugel.....!“
ächzte der Duke.
Vorsichtig öffnete
Ravenna seine Jacke und tastete sich langsam zu seiner verletzten
Schulter vor. Sein Hemd war vollkommen nass vom Blut, sie suchte
weiter und fand die Stelle, wo die Kugel in seinen Körper
eingedrungen war. Ravenna erschrak. Die Öffnung war walnußgroß und
das Blut strömte nur so aus ihr heraus.
Sie zögerte keine
Sekunde. Sie lief zu ihren Sachen holte ihren Degen und schnitt eines
ihrer Unterhemd in Streifen. Einige davon feuchtete sie im Bach an.
Sie schnitt die Kleidung des Dukes an der Schulter auf und säuberte
die Wunde so gut es ging. Ravenna sammelte in Windeseile
Spitzwegerichblätter, die sie zu einem Brei zerkaute und großflächig
auf die Wunde auflegte. Spitzwegerich desinfizierte und stillte
Blutungen. Ravenna dankte ihrem Vater im Nachhinein für seine
damalige Weitsicht, sie in Heilkunde unterrichten zu lassen. Sie
deckte die Wunde mit weiteren Spitzwegerichblättern ab und fixierte
das ganze so gut es ging mit den Streifen aus Baumwolle, die sie aus
ihrem Unterhemd herausgeschnitten hatte.
Der Duke war mittlerweile
ohnmächtig geworden und Ravenna bekam es mit der Angst zu tun. Sie
wußte nicht wo sie war. Bis zu Timbergrove war es bestimmt noch eine
Weile hin. Was sollte sie tun?
Sie schüttelte den Duke
und gab ihm leichte Schläge auf die Wange. Nach einer endlosen Zeit
schien er endlich wieder zu sich zu kommen:
„Mylord, Ihr müsst
versuchen auf das Pferd zu steigen!“ Der Duke schien sie zu hören,
aber Ravenna konnte sehen, dass er sie nicht verstand. Ravenna eilte
zu Jolie und zog die Stute neben den Duke. Dann legte sie seinen Arm
um ihren Hals und versuchte den großen Mann nach oben zu stemmen. Er
war schwer wie ein nasser Sack.
Ravenna hatte keine
Ahnung, wie sie es schlussendlich gemeinsam geschafft hatten, ihn in
den Sattel zu hieven. Der Duke war bereits wieder ohnmächtig. Sie
schwang sich schnell hinter ihn, bevor er ihr wieder aus dem Sattel
stürzen konnte. Sie fasste links und rechts unter seinen Armen
hindurch, griff nach den Zügeln und presste seinen Oberkörper so
fest es ging an ihren eigenen. Sie schnalzte mit der Zunge und setzte
Jolie langsam in Bewegung. Sie würde einfach den Weg weiter reiten,
den sie gekommen waren, in der Hoffnung, dass er sie nach Timbergrove
führte. Sie hoffte nur, dass sie es noch rechtzeitig schaffen würde,
bevor der Duke verblutete.
Ravenna hatte das Gefühl
für Zeit längst verloren. Sie ritt in schnellem Galopp, die Hunde
und ihren Wallach im Schlepptau. Der Körper des Dukes drückte
bleischwer gegen ihren Oberkörper, und sie hatte das Gefühl, ihn
nicht mehr lange halten zu können, als endlich die Gebäudereste von
Timbergrove vor ihr
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