Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
versuchte das Gefühl der Angst, dass ihr
langsam die Kehle hochkroch, tapfer hinunterzuwürgen. Sie rechnete
fieberhaft nach. Aber sie konnte beim besten Willen nicht mehr sagen,
wann sie diese Leinentücher das letzte Mal benutzt hatte. Es war
jedenfalls schon ziemlich lange her.
„Entweder bist du
krank, Ravenna,“ sagte Eliza gefährlich leise „.... oder aber du
bist schwanger!“ Ihr Ton ließ keinen Zweifel daran, welche der
beiden Möglichkeiten sie für die wahrscheinlichere hielt. Ravenna
hielt die Augen geschlossen. Das konnte doch nicht wahr sein! Sie
hatte doch nur einige wenige Male mit dem Duke geschlafen. Musste
sein Liebessaft denn gleich so fruchtbar sein......? Ravenna haderte
mit dem Himmel. Warum wurde sie immer gleich so hart bestraft?
„Bist du schwanger?“
bohrte Eliza nach. Ravenna schluckte. War sie schwanger? Schlug unter
ihrem Herzen ein zweites, kleineres? Sie dachte an die leichte
Übelkeit, die sie immer wieder am Morgen nach dem Aufstehen
verspürte und an ihre Brüste, die plötzlich so empfindlich waren.
Aber auch ohne diese Anzeichen wußte Ravenna ganz tief in ihrem
Inneren, dass sie schwanger war. Sie hatte diesen Gedanken die ganze
Zeit nur verdrängt.
„Wer ist der Vater?“
fragte Eliza. Ravenna konnte Eliza nicht in die Augen schauen. „Ist
es der Duke?“ fragte Eliza, obwohl sie die Antwort längst wußte.
„Ravenna, Ravenna!“
die kleine Frau schüttelte ungläubig den Kopf. „Seit wann weiß
der Duke, dass du nicht Raven, sondern Ravenna Sinclair bist?“
Ravenna schwieg bedrückt. Eliza hatte ja überhaupt keine Ahnung!
Sie schlug die Hände vors Gesicht und fing leise an zu weinen. All
die schwere Seelenlast der letzten Wochen brach sich plötzlich Bahn.
Ravenna schluchzte erst zaghaft, dann immer unkontrollierter. Sie saß
grauenhaft tief in der Patsche.
Sie war eine
Hochstaplerin, verarmt, unverheiratet und schwanger! Was sollte sie
nur tun?
„Nun weine nicht, meine
Kleine! Es ist doch alles halb so schlimm. Der Duke hat dir für
deine Maskerade ja nicht den Kopf abgerissen. Im Gegenteil, er hat ja
wohl...!“
„Bitte sei still,
Eliza. So ist es nicht gewesen......Du hast ja keine Ahnung!“
Ravenna schluchzte erneut. Wie sollte sie Eliza nur erklären, was
sie getan hatte? Sie würde sich diese Geschichte ja selbst nicht
glauben!
„Nun beruhige dich,
Ravenna! So schlimm kann es nicht sein. Sag mir was passiert ist!“
Sie streichelte tröstend über Ravennas Haar, wie in alten
Kindertagen.
„Es ist viel schlimmer,
als du dir vorstellen kannst, Eliza!“ flüsterte Ravenna erstickt.
„Nun erzähl' der Reihe
nach!“
Ravenna begann zu
erzählen. Erst ganz langsam und stockend, dann immer schneller und
hektischer. Zum Schluss sprudelte es nur noch so aus ihr heraus. Sie
war so froh, dass sie endlich irgendjemandem ihr Herz ausschütten
konnte. Dass sie sich den ganzen Schlamassel von der Seele reden
konnte. Sie sah Elizas ungläubige Blicke, aber es war ihr egal. Sie
trug das Geheimnis endlich nicht mehr länger alleine mit sich herum.
Als sie fertig war, schaute sie Eliza bange an.
„Mein Gott, Ravenna!“
war alles was Eliza sagen konnte. Sie musste das Gehörte erst einmal
verdauen. Wie konnte man nur ein solches Durcheinander anrichten?
„Du darfst es ihm nicht
sagen, Eliza! Hörst du!“ flehte Ravenna ihre alte Kinderfrau an.
„Das brauche ich nicht.
Spätestens in ein paar Wochen wird jeder deinen dicken Bauch sehen!“
Eliza dachte nach und wog die verschiedenen Möglichkeiten die es
gab, gegeneinander ab. Nach einer Weile sagte sie:
„Du musst es ihm sagen,
Ravenna. Es ist sein Kind und er hat ein Recht es zu erfahren!“
sagte sie resolut.
„Nein!“ schrie
Ravenna entsetzt.
„Ravenna, es ist die
einzige Möglichkeit! Der Duke ist kein Unmensch. Für sein Kind wird
er vielleicht großzügig sorgen!“ sagte Eliza.
„Und was ist
mit mir?“ fragte Ravenna ängstlich. Eliza zuckte ratlos die
Schultern.
„Der Duke wird
vermutlich erst einmal sehr, sehr wütend auf dich sein. Zurecht! Und
vielleicht wird er auch dafür sorgen, dass du und ich eine schlimme
Strafe bekommen!“
„Und dann?“ fragte
Ravenna weiter „Glaubst du, er lässt mich und das Kind dann
einfach meiner Wege ziehen?“
Eliza überlegte. Sie
zuckte erneut mit den Schultern.
„Nun es ist möglich,
dass er dich samt Kind verstößt. Es ist aber auch möglich, dass er
nur dich verstößt und das Kind behält. Die dritte Möglichkeit
wäre, dass er dich
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