Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
Ravenna geistesgegenwärtig.
„Die Beweise wurden von
der Ost-Indien-Kompanie erbracht. Angezeigt wurde uns Eure
Hochstapelei von der „echten“ Countess Moira Cunningham!“
Ravenna merkte wie sie den Boden unter den Füssen verlor. Alles
Blut wich aus ihrem Gesicht. Mein Gott, das war ihr sicheres
Todesurteil! Eliza schrie verzweifelt, als die Soldaten Ravenna rüde
und brutal aus dem Haus zogen und sie grob in den vergitterten
Ladewagen stießen. Ravenna sah die fielen, überraschten Gaffer auf
der Straße und hinter den Fenstern und schloss angesichts des
gewaltigen Skandals entsetzt die Augen. Sie fühlte nichts mehr. Sie
war innerlich zu Eis erstarrt und unfähig sich zu wehren. Eliza riss
immer noch verzweifelt an den Uniformen der Soldaten, und versuchte
sie von der Unschuld des Baronets zu überzeugen. Doch die Männer
hatten ihre Befehle. Sie stießen Eliza rücksichtslos beiseite. Die
kleine Frau wurde in letzter Minute von Webbster aufgefangen, der
ebenfalls fassungslos zusah, wie die Männer den Gefangenenwagen
eskortierten und den Weg in Richtung Newgate einschlugen.
Die Angst schnürte
Ravenna den Hals zu. Man würde sie in das berüchtigte
Newgate-Gefängnis bringen! Das war die Hölle auf Erden! Dort wurde
der Londoner Abschaum in unbelüfteten Räumen zusammengepfercht.
Männer, Frauen, Kinder schliefen auf nackten, verdreckten
Steinfußböden. Was Ravenna dort erwartete war Dunkelheit, Feuchte,
Schmutz, Kälte, unbeschreiblicher Gestank, Hunger und Gewalt. Ganz
zu schweigen von den vielen Ratten und dem Ungeziefer, die
Krankheiten übertrugen. Die Schwächsten wurden bestohlen,
verprügelt und starben nach wenigen Wochen. Die Gewalt unter den
Häftlingen war so brutal, dass sich Wärter nur zu zweit und schwer
bewaffnet in die Gefängnisräume wagten. Ravenna begann mit
zitternden Fingern voller Inbrunst zu beten. Der Himmel hatte
offenbar beschlossen, sie endlich für Ihre vielen Sünden zu
bestrafen.....!
Kapitel
28
Eliza gelang es kaum ihre
Hand unter Kontrolle zu bringen. In aller Eile kritzelte sie eine
Nachricht an den Duke und verschloss sie in einem Umschlag.
Sie reichte ihn mit
zittriger Hand dem wartenden Webbster:„Reitet wie der Teufel und
wagt es nicht ohne den Duke wiederzukommen. Ich hoffe er schafft es
noch rechtzeitig!“
Eliza scheuchte ihn zur
Treppe und sah ihm zu wie er auf seinem bereits wartenden Pferd auf
und davonsprengte. Eliza rechnete fieberhaft. Der Duke würde gegen
Mitternacht ihre Botschaft erhalten. Wenn das Glück sie nicht ganz
verlassen hatte, dann könnte der Duke bereits am nächsten Abend in
London sein. Eliza schaute zum Himmel hinauf und flehte alle ihr
bekannten Heiligen an, vor allem aber Ravennas Vater! Hoffentlich
verstand der Duke ihre eilig hingekritzelte Botschaft überhaupt. Und
wenn er sie verstand..... Oh mein Gott, Eliza mochte sich seine
Reaktion gar nicht vorstellen..... !
Webbster erreichte Manor
Garden gegen Mitternacht. Es brannte Gott sei Dank noch Licht.
Unaufgefordert stürzte er in den Salon, in dem der Duke und Johann
noch einen Schlummertrunk zu sich nahmen. Beide Männer schauten
erstaunt auf, als der völlig verdreckte und erschöpfte Webbster
ohne anzuklopfen hereinplatzte und seine Hiobsbotschaft in den Raum
schrie: „Mylord! Baronet Byam ist verhaftet worden. Sie haben ihn
nach Newgate gebracht!“
Der Duke zog überrascht
die Augenbrauen nach oben.
„Weswegen wurde er denn
verhaftet?“ fragte er mit ruhiger Stimme und musterte aufmerksam
seinen völlig aufgelösten Kutscher.
„Hier! Eliza hat mir eine
Botschaft für Euch mitgegeben. Hier steht alles drin!“ Der Duke
griff nach dem Stück Papier und gab es Johann.
„Geht in die Küche und
lasst Euch etwas zu essen geben, Webbster. Ruht Euch aus!“
Webbster tat wie ihm
geheißen, auch wenn er zu gerne erfahren hätte, was in dem Brief
stand. Er wußte nur, dass der Baronet offenbar nicht der war, den er
vorgab zu sein.
„Lest vor Johann!“
Der alte Mann öffnete
mit zittrigen Fingern den Brief und versuchte Elizas Handschrift zu
entziffern.
Erst begriff er die Worte
gar nicht, die er da vorlas – doch dann fuhr ihm der Schreck durch
alle Glieder. Er konnte nicht glauben, was er eben vorgelesen hatte.
Das war doch völlig unmöglich........! Vorsichtig schaute er zu
seinem Dienstherrn.
Das Gesicht des Dukes war
wie versteinert. Nur in seinen Augen glitzerte es gefährlich.
Johann kratzte sich
verlegen seinen alten Kopf. So viele Fragen gingen ihm
Weitere Kostenlose Bücher