Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
der Stimme des Dukes war etwas Lauerndes.
Ravenna zuckte
desinteressiert mit den Schultern. „Und was hat sie gesagt?“
„Es geht nicht drum was , sondern wie sie es gesagt hat!“ Ravenna hatte es
plötzlich sehr eilig, das übrig gebliebene Verbandsmaterial zu
verstauen. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
„Nun gut, - wie hat sie etwas gesagt?“ zwang sie sich mit ruhiger Stimme zu fragen.
Der Duke machte eine
lange Pause. Seine Augen wirkten fast schwarz, als er sie auf Ravenna
richtete.
„Sie sagte es mit Eurer Stimme!“
„Mit meiner Stimme? Wie meint Ihr das!“ Ravenna versuchte Zeit zu gewinnen.
„So wie ich es sage.
Sie sprach zu mir mit Eurer Stimme!“ Ravenna tat so, als ob
sie lachen würde.
„Soll ich mich jetzt
beleidigt oder geschmeichelt fühlen!“ Angriff ist die beste
Verteidigung, dachte sich Ravenna verzweifelt. Der Duke überging
ihren Einwand. „Das seltsame ist, Sinclair, dass sie nicht nur
klang wie Ihr. Ich verspüre auch jedes Mal das gleiche Gefühl von
….!“
„Mylord, bitte! Ich
dachte, wir hätten das endgültig geklärt. Was in Euren Träumen
passiert, geht nur Euch etwas an. Wenn Ihr glaubt im Traum meine
Stimme gehört zu haben - meinetwegen! Aber bitte, erspart mir
weitere Einzelheiten!“ Ravenna spielte den entrüsteten Baronet.
„Was aber, wenn diese
Träume keine Träume sind, Sinclair! Sondern real passieren - mit
zwei Menschen, die aus Fleisch und Blut sind! Und die sich beide hier
im …...!?“
„Langsam glaube ich,
dass Gwyneths Medizin doch starke Nebenwirkungen hat!“ giftete
Ravenna entrüstet. „Mylord, ich bitte Euch. Kommt zu Euch! Wenn
Ihr glaubt, dass diese Frau, von der Ihr nachts träumt real ist,
wieso fragt Ihr sie dann nicht einfach wer sie ist und woher sie
kommt?“
Der Duke schwieg. Er
schien über ihre Worte nachzudenken.
„Seht Ihr....!“
triumphierte Ravenna.
„Sinclair, ich möchte
Euer Gesicht berühren!“ unterbrach sie der Duke.
„Bitte!?“
„Ich
möchte Euer Gesicht berühren!“
„Wozu!“
„Ich
möchte fühlen wie Ihr ausseht?“
„Mylord! Das geht
entschieden zu weit!“ japste Ravenna. Mit unglaublicher Kraft
gelang es ihr die Nerven zu behalten. Sie versuchte ihre Stimme so
kalt wie möglich klingen zu lassen: „Ich stehe zwar in Euren
Diensten, aber es ist empörend und entwürdigend, wie Ihr mein
Geschlecht immer wieder in Frage stellt. Wer gibt Euch das Recht
dazu? Niemand sonst zweifelt an meiner Person. Weder Johann, noch Mr.
Fielding, noch die Küchenmädchen oder die Damen im Bordell! Ich
gebe zu, dass ich mich von Männern angezogen fühle! Es sind auch
Dinge zwischen Euch und mir vorgefallen, die nicht sein dürften und
die ich zutiefst bedaure. Aber das gibt Euch noch lange nicht das
Recht, mich aufgrund von erotischen Träume - die Ihr unter
Rauschmitteln hattet - zu bedrängen und mir Dinge zu unterstellen,
die nicht den Tatsachen entsprechen! Und das berechtigt Euch schon
gar nicht zu einer Leibesvisitation! Ihr beleidigt mich aufs Äußerte
und bezichtigt mich der Täuschung. Das ist nicht mehr tragbar für
mich. Unter diesen Umständen halte ich es für das Beste, wenn ich
Manor Garden verlasse und mich für eine Weile nach Timbergrove
zurückziehe, bis Ihr wieder.......bis Ihr wieder genesen seid!“
Ravenna war mit den Nerven völlig am Ende. Es war ihr egal was jetzt
kommen würde, sie wußte nur eines: Sie musste hier so schnell wie
möglich raus. Sie musste weg vom Duke, weg von ihren Lügen, weg von
ihren schrecklichen Gefühlen. Sie brauchte ganz viel Abstand um
wieder klar denken zu können. Gleichzeitig fühlte sie sich
fürchterlich erbärmlich. Dreist hatte sie den Duke schon wieder
belogen – und ihm obendrein auch noch Schuldgefühle eingeredet!
Der Duke schwieg
nachdenklich. Er hatte seine Stirn in tiefe Falten gelegt. Nach einer
Weile sagte er:
„Ihr habt Recht,
Sinclair. Mein Verhalten Euch gegenüber ging entschieden zu weit.
Ich bitte Euch hiermit vielmals um Verzeihung. Ich war anmaßend und
arrogant. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.......!“
Ravenna hörte an seiner Stimme, dass es ihm tatsächlich leid tat.
Daraufhin fühlte sie sich noch schlechter. Sie hatte soeben die
beste Chance vertan, dem Duke reinen Wein einzuschenken. Wieso hatte
sie das getan? Warum nicht einfach zugeben, dass er Recht hat?
Angst! Ravenna hatte
furchtbare Angst, dass er sie dann hassen und verachten würde. Sie
konnte es ihm noch nicht einmal verübeln. Er war der
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