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Wen der Rabe ruft (German Edition)

Wen der Rabe ruft (German Edition)

Titel: Wen der Rabe ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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erschöpft und warf sich auf sein ungemachtes Bett.
    »Ach, komm«, gab Blue zurück, denn das wäre ihr auch dann nicht entgangen, wenn Noah es ihr nicht verraten hätte.
    Er murmelte irgendwas in sein Bettzeug und wedelte mit der Hand durch die Luft. Blue kniete sich ans Kopfende des Betts und stützte die Ellbogen auf die Matratze.
    »Wie bitte? Und diesmal bitte mit nicht ganz so viel Kissen im Mund, ja?«
    Gansey wandte nicht den Kopf und so klang seine Stimme immer noch gedämpft. »Meine Worte sind todbringende Waffen, und wie es scheint, bin ich nicht mit der Fähigkeit gesegnet, sie zu entschärfen. Ist es zu fassen, dass ich nur am Leben bin, weil Noah gestorben ist? So ein großes Opfer und was hat die Welt jetzt davon? Einen Helden wie mich.« Er wedelte abermals mit der Hand, ohne das Gesicht aus den Kissen zu heben. Vermutlich sollte es dadurch wirken, als machte er nur einen Witz. Er fuhr fort: »Ich weiß, ich versinke gerade in Selbstmitleid, beachte mich einfach nicht. Malory findet also, es wäre keine gute Idee, die Ley-Linie zu wecken? War ja klar. Ach, wie ich Sackgassen liebe.«
    »Das mit dem Selbstmitleid hast du echt drauf.« Aber irgendwie gefiel es Blue. Sie hatte diesen echtesten Gansey von allen noch nie so lange am Stück zu sehen bekommen. Schade nur, dass er offenbar todunglücklich sein musste, damit das passierte.
    »Ich hab’s auch gleich. Dann musst du das hier nicht mehr ertragen.«
    »Eigentlich mag ich dich so viel lieber.«
    Aus irgendeinem Grund wurden bei diesem Geständnis ihre Wangen heiß und sie war froh, dass er noch immer sein Gesicht im Kissen verbarg und die anderen Jungs in Noahs Zimmer waren.
    »Ein Häufchen Elend«, sagte Gansey. »Ja, ja, darauf steht ihr Frauen. Was hat er gesagt, ist dieser andere Typ schwer verletzt?«
    »Ja.«
    »Tja, dann sollten wir wohl besser die Finger davonlassen.« Er drehte sich auf den Rücken, sodass er Blue, die immer noch am Kopfende kniete, umgekehrt über sich sah. »Das Risiko ist es nicht wert.«
    »Aber du hast doch gesagt, du musst Glendower finden.«
    »Muss ich auch«, sagte Gansey. »Aber die anderen nicht.«
    »Also willst du es allein durchziehen?«
    »Nein, ich finde schon einen anderen Weg. Natürlich wäre es toll, wenn die Energie der Ley-Linie mit ein paar riesigen Pfeilen auf die Stelle deuten würde, wo er begraben liegt, aber dann wühle ich mich einfach weiter durch wie vorher. Wie genau hat sich der Kerl denn verletzt?«
    Blue dachte an Malorys Ermahnung, Gansey die Details zu ersparen, und antwortete mit einem undefinierbaren Geräusch.
    »Blue. Wie genau?« Er blinzelte kein einziges Mal, so als wäre es leichter, einander anzustarren, wenn man sich über Kopf sah.
    »Er fand anscheinend irgendwas zum Aus-der-Haut-Fahren und dann hat er genau das getan, im wahrsten Sinne des Wortes. Malory wollte nicht, dass ich dir das erzähle.«
    Gansey presste die Lippen aufeinander. »Er hat sich daran erinnert, wie ich … Ach, egal. Er hat also wirklich seine Haut verloren? Das ist ja übel.«
    »Was ist übel?«, fragte Adam, der auf sie zukam.
    Als Ronan sah, wie Gansey auf dem Bett lag und Blue am Kopfende kniete, bemerkte er: »Wenn du jetzt spuckst, Blue, triffst du genau sein Auge.«
    Mit überraschender Geschwindigkeit zog sich Gansey ans andere Ende des Betts zurück und warf Adam einen ebenso raschen Blick zu. »Blue sagt, Malory hat versucht, die Ley-Linie aufzuwecken, und der Mann, der bei ihm war, ist ziemlich schlimm verletzt worden. Also machen wir es nicht. Zumindest noch nicht.«
    »Das Risiko ist mir egal«, sagte Adam.
    Ronan stocherte sich in den Zähnen herum. »Mir auch.«
    »Du hast nichts zu verlieren«, sagte Gansey und deutete auf Adam. »Und du«, er sah Ronan an, »dir ist es sowieso egal, ob du lebst oder stirbst. Also könnt ihr das beide nicht beurteilen.«
    »Und du hast nichts zu gewinnen«, merkte Blue trocken an. »Also kannst du es genauso wenig. Aber ich glaube, ich bin trotzdem deiner Meinung. Nach dem, was dein britischer Freund mir erzählt hat.«
    »Danke, Jane, dass du mit mir die Stimme der Vernunft verkörperst«, sagte Gansey. »Jetzt guck mich nicht so an, Ronan. Wer sagt denn, dass wir Glendower nur finden, indem wir die Ley-Linie wecken?«
    »Wir haben aber keine Zeit, nach einem anderen Weg zu suchen«, beharrte Adam. »Wenn Whelk sie allein aufweckt, ist er im Vorteil. Außerdem spricht er Latein. Was, wenn die Bäume es doch wissen? Wenn er Glendower findet, erweist

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