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Wen der Rabe ruft (German Edition)

Wen der Rabe ruft (German Edition)

Titel: Wen der Rabe ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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auf …«
    Blue war noch nicht aufgefallen, dass Gansey ein solcher Spaßvogel war, sie nahm sich jedoch vor, in Zukunft darauf zu achten.
    »… jedenfalls sagte er etwas in der Art, dass diese Schwankungen bei der Messung zum Aus-der-Haut-Fahren seien oder wie auch immer. Und anscheinend nimmt die Ley-Linie so etwas sehr wörtlich. Ich weiß nicht genau, wie das, was er gesagt hat, diese Reaktion hervorgerufen hat, und ich glaube auch nicht, dass wir die Linie geweckt haben, zumindest nicht richtig, aber so war es. Sehr enttäuschend, das alles.«
    »Na ja, außer der Tatsache, dass Ihr Partner jetzt etwas hat, das er noch seinen Enkeln erzählen kann«, warf Blue ein.
    Malory erwiderte: »Nun ja, falls es noch Enkel geben wird …«
    Blue hielt das für einen Witz. Jedenfalls lachte sie ohne schlechtes Gewissen. Dann dankte sie Malory, tauschte zum Abschluss noch ein paar Höflichkeiten mit ihm aus und legte auf.
    »Noah?«, rief sie in den Raum hinein, denn Noah war irgendwann verschwunden. Sie bekam keine Antwort, von draußen jedoch drangen zuknallende Autotüren und Stimmen zu ihr herauf.
    Im Geiste hörte sie wieder den Satz: »Meinem Kollegen hat es buchstäblich die Haut abgezogen.« Blue hatte an und für sich kein Problem mit dem Thema Tod, doch auch sie fand das Bild, das sich in ihrer Vorstellung formte, ziemlich grauenhaft.
    Einen Moment später fiel im Erdgeschoss die Tür zu und Schritte näherten sich auf der Treppe.
    Gansey kam als Erster herein und hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, jemanden in der Wohnung vorzufinden, denn der Kummer in seinem Gesicht war völlig unverschleiert. Als er Blue sah, zauberte er jedoch sofort ein warmes Lächeln auf seine Lippen.
    Und es war so überzeugend. Noch eine Sekunde zuvor hatte sie seinen unglücklichen Blick gesehen und trotzdem fiel es ihr schwer, sich bewusst zu machen, dass dieses Lächeln nicht echt war. Wo hatte ein Junge mit einem so sorglosen Leben wie Gansey überhaupt gelernt, wie auf Knopfdruck eine derart überzeugende Fassade der Fröhlichkeit aufzubauen?
    »Jane«, sagte er und sie meinte noch einen Hauch von Traurigkeit in seiner heiteren Stimme zu hören, obwohl seiner Miene nichts davon anzusehen war. »Tut mir leid, dass du allein hier warten musstest.«
    Noahs Stimme, mehr nicht, manifestierte sich an Blues Ohr, ein eisig kaltes Flüstern: »Sie haben sich gestritten.«
    Dann kamen Adam und Ronan herein. Ronan ging gebeugt unter dem Gewicht eines Seesacks und eines Rucksacks und Adam trug eine zerdrückte Froot-Loops-Schachtel, aus der ein Transformer herauslugte.
    »Netter Transformer«, sagte Blue. »Ist das der, der sich in ein Polizeiauto verwandeln kann?«
    Adam blickte Blue an, ohne zu lächeln, so als nähme er sie gar nicht richtig wahr. Dann antwortete er, einen Augenblick zu spät: »Ja.«
    Ronan, der noch immer seine Last auf dem Rücken trug, marschierte geradewegs auf Noahs Zimmer zu und sagte »Ha. Ha. Ha.« im Rhythmus seiner Schritte. So klang es, wenn man der Einzige war, der lachte.
    »Hier hat so ein Typ angerufen«, berichtete Blue und hielt das Blatt Papier hoch, auf dem sie den Namen so notiert hatte, dass es aussah, als schrie die hingekritzelte Katze die beiden Worte heraus.
    »Malory«, sagte Gansey nicht ganz so enthusiastisch wie gewohnt. Während Adam seine Schachtel nahm und Ronan folgte, sah er ihm mit zusammengekniffenen Augen nach. Erst als Noahs Tür sich hinter den beiden schloss, gelang es Gansey, seinen Blick davon loszureißen und sich Blue zuzuwenden. Ohne die beiden fühlte sich das Loft leer an, so als wären sie in eine andere Welt verschwunden statt in ein anderes Zimmer.
    »Was wollte er denn?«, fragte Gansey.
    »Er hat versucht, das Ritual auf der Ley-Linie durchzuführen, und es ist schiefgelaufen und der andere, der mit ihm da war – sein, äh, Kollege? –, wurde verletzt.«
    »Wie verletzt?«
    »Na, einfach verletzt. Ziemlich böse. Durch die Energie«, antwortete Blue.
    Mit Schwung schleuderte Gansey seine Schuhe von den Füßen. Einer segelte über sein Miniatur-Henrietta hinweg und der andere schaffte es bis zu seinem Schreibtisch. Er prallte seitlich von dem alten Holz ab und rutschte zu Boden. Gansey stieß ein leises » Yee-ha « hervor.
    »Du wirkst ein bisschen durcheinander«, sagte Blue.
    »Ja?«, fragte er zurück.
    »Worüber hast du dich mit Adam gestritten?«
    Gansey warf einen Blick zu Noahs geschlossener Tür hinüber. »Woher weißt du das?«, fragte er

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