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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Unkraut vom Grab eines Kindes zu rupfen, dessen Name auf dem Stein durch das Werk der Zeit und des Wetters schon halb ausgelöscht war.
    Die Sonne brannte auf ihren Kopf nieder. Der Friedhof verschwamm vor ihren Augen, und die krümelige schwarze Erde sammelte sich unter ihren Fingernägeln. Staub zu Staub. Asche zu Asche. Sie kannte die anglikanische Liturgie; sie hatte während des Krieges genug Freunde und Bekannte begraben.
    Nach einer Weile blickte sie auf und sah, dass nun auch die Totengräber fertig waren. Langsam stand sie auf, wischte sich die grün verfärbten Hände an ihrem Rock ab und ging über die unebene Grasfläche auf das Grab zu.
    Es gab natürlich noch keinen Stein, nur den frisch aufgeworfenen Erdhügel, der sich mit der Zeit setzen würde, überwuchert von Gras und Nesseln. Erika kniete sich hin, konnte sich aber nicht überwinden, die Erde zu berühren. Es würde sie ihm nicht näher bringen.
    Was sollte sie jetzt tun? David war tot und mit ihm die Vergangenheit. Was immer er getan oder zu tun versucht hatte, sie wusste, dass es nicht in ihrer Macht lag, Gerechtigkeit für ihn zu erreichen, wenn schon Gavin damit gescheitert war.
    Und Gavin war auch tot. Hier setzten ihre Gedanken aus. Sie konnte nicht über das Warum oder das Wie nachdenken, oder über das, was hätte sein können. Sie konnte nur daran denken, wie sie weitermachen sollte, was aus ihr werden sollte.Was war ihr noch geblieben, in der leeren Hülle ihres Herzens?
    Die Vernunft, sagte sie sich. Die Logik. Die Intelligenz, die ihr erlaubte, für sich selbst zu sorgen und ihre Spuren in der Welt zu hinterlassen. Und damit würde sie sich bescheiden müssen.
     
    Gemma wartete draußen, als Kincaid und Cullen aus Ellen Miller-Scotts Haus kamen. »Kate ist noch nicht fertig?«, fragte sie.

    »Nicht ganz«, antwortete Kincaid. Sie fand, dass er müde aussah, als hätte die letzte halbe Stunde, die er mit Dominic Scotts Leiche verbracht hatte, ihn ausgelaugt. »Seine Mutter sagte, er hätte ein Problem mit verschreibungspflichtigen Medikamenten gehabt.Tja, es war wohl ein bisschen mehr als nur das.Wir haben richtig vermutet. Er war ein ausgewachsener Junkie, und das wohl schon seit längerem. Und er hatte zumindest eine deutliche Neigung zu autoaggressivem Verhalten.«
    »Ein Ritzer?« Als Kincaid nickte, fragte sie: »Glaubst du, dass seine Mutter Bescheid wusste?«
    Er seufzte. »Ich weiß es nicht. Ich kann sie nicht einschätzen. Und Eltern haben ein unglaubliches Talent zum Selbstbetrug.«
    »Wieso spielt es eine Rolle, ob sie Bescheid wusste oder nicht?«, fragte Cullen. »Es macht ihn jedenfalls schwer verdächtig, wie der Selbstmord auch. Er brauchte Geld, um seine Lieferanten zu bezahlen. Er klaut die Diamantbrosche und bringt dann seine Freundin dazu, sie durch Pevensey zur Versteigerung anzubieten. Als Sie dann auftauchen und sagen, dass Erika Anspruch auf die Brosche erhebt, bekommt er kalte Füße. Er will nicht in die Sache reingezogen werden, also räumt er zuerst die Freundin und dann Pevensey aus dem Weg und nimmt sich anschließend das Leben, weil er nicht mit der Schuld zurechtkommt.«
    »Erstens«, versetzte Gemma scharf, »war sie nicht die Freundin . Ihr Name war Kristin Cahill. Und das erklärt noch nicht, wie er an die Brosche gekommen ist, woher er das Auto hatte oder was Harry Pevensey mit der Sache zu tun hatte. Oder warum Dom Scott glauben sollte, er könnte sich nicht noch irgendwie aus der Affäre ziehen – wir haben schließlich bisher lediglich Indizienbeweise für seine Beteiligung.«
    »Vielleicht wollte er nur nicht, dass seine Mama was erfährt«, gab Cullen zurück.
    Kincaid schüttelte den Kopf. »Nein.Wir übersehen da irgendetwas. Wir …«

    »Der Mord an David Rosenthal«, sagte Gemma, und beide Männer starrten sie an. »Ich habe nachgedacht. Erikas Mann wurde nur einen Steinwurf von hier entfernt getötet. In Cheyne Gardens.« Sie deutete nach Osten, in Richtung Albert Bridge. »Die Tat wurde nie aufgeklärt.«
    »Ein ziemlich langer Steinwurf«, meinte Cullen skeptisch, aber Gemma fiel ihm ins Wort.
    »Nein, hört mal zu. Der Kriminalbeamte, der den Fall bearbeitete, starb – Tod durch Ertrinken, möglicherweise Selbstmord, laut dem Bericht von damals -, und die Ermittlungen im Mordfall David Rosenthal wurden nie offiziell eingestellt.«
    »Aber das ist über fünfzig Jahre her«, warf Kincaid ein. »Wie kann das für unseren Fall relevant sein?«
    »Ich weiß auch nicht …« Gemmas

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