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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Handy klingelte. Sie warf Kincaid einen entschuldigenden Blick zu, während sie es aus der Tasche zog. Als sie sah, dass es Melody war, nahm sie den Anruf an. »Melody, kann ich Sie später zurückrufen? Es hat hier …«
    »Chefin«, unterbrach sie Melody, »wegen dieser Sache mit der alten Guardian -Nummer – Sie wissen schon -, also ich dachte mir, ich sehe mir das noch mal genauer an. Und da bin ich auf etwas Merkwürdiges gestoßen.«
    Gemma lauschte, und als Melody geendet hatte, sagte sie: »Können Sie es mir aufs Handy schicken? Gut, danke. Ich rufe Sie dann zurück.«
    Sie beendete das Gespräch und sah Kincaid und Cullen an. »Ich glaube, ich weiß die Antwort.«

20
    Wir alle unterschätzen, was ein Mensch zu erdulden in der Lage ist.
     
    William L. Shirer, Berlin Diary:The Journal of a Foreign Correspondent, 1934-1941
    Das Foto auf dem Display von Gemmas Handy war schwarzweiß, offensichtlich von einer alten Zeitungsseite abkopiert, doch man konnte gleichwohl erkennen, dass der Mann auf dem Bild eine gewisse Ähnlichkeit mit Ellen Miller-Scott hatte.
    »Das ist Joss Miller«, erklärte Gemma Kincaid und Cullen, während sie ihnen das Telefon reichte. »Da nimmt er gerade irgendeinen Preis für seine wohltätigen Spenden an ein Kunstmuseum entgegen.«
    »Ellen Miller-ScottsVater?«, fragte Cullen. »Aber ich verstehe nicht, was ein altes Foto …«
    »Moment.« Gemma nahm das Handy wieder an sich und tippte auf das Display. »Das ist nicht nur irgendein altes Foto. Dieses Bild erschien im Guardian am gleichen Tag, als David Rosenthal starb. Begreifen Sie nicht? Wenn David Rosenthal die Zeitung auf der Suche nach Erikas Artikel durchgeblättert hat, könnte er darauf gestoßen sein.«
    »Also gut, dann hat er eben dieses Foto gesehen – oder er könnte es gesehen haben«, betonte Cullen. »Was macht das …«
    »David Rosenthal fuhr sonst nie nach Chelsea. Laut den Aufzeichnungen des Ermittlers, der den Mord untersuchte, hatte
Rosenthal sehr feste Gewohnheiten. Er unterrichtete an einer jüdischen Schule in North Hampstead, und gewohnt hat er in Notting Hill. Und jede freie Stunde verbrachte er im Lesesaal des Britischen Museums, wo er an einem Buch arbeitete, um das er ein großes Geheimnis machte.
    Und doch wurde er hier tot aufgefunden, in Cheyne Gardens, nur ein paar hundert Meter von hier. Man hatte ihm ein Messer in die Brust gestoßen, und sein Manuskript war verschwunden.«
    »Die Millers haben schon damals hier gewohnt?«, fragte Kincaid mit wachsendem Interesse.
    »Seit den Vierzigerjahren. Melody sagt, dass Joss Millers Geschäfte nach dem Krieg florierten. Er kaufte sich dieses Haus und dazu noch ein Anwesen auf dem Land.«
    »Du denkst also, dass Rosenthal an diesem Tag auf das Bild in der Zeitung gestoßen war und dass er deswegen hierher nach Chelsea kam. Um Joss Miller aufzusuchen?« Er blickte zu dem Haus auf und runzelte die Stirn. »Aber worin bestand die Verbindung zwischen den beiden? Und warum wurde Rosenthal ermordet?«
    »Denken Sie etwa, dass Miller es getan hat?«, fragte Cullen mit einer skeptischen Miene, die Kincaid gut angestanden hätte.
    »Warum sollte es nicht so gewesen sein?« Je mehr Einwände Cullen vorbrachte, desto sicherer war sich Gemma. »Der Ermittler – Hoxley – erfuhr von Gerüchten, wonach David Rosenthal Umgang mit gewissen fragwürdigen Personen hatte. In London waren nach dem Krieg Ableger jüdischer Untergrundorganisationen aktiv, genau wie im Rest Europas.«
    »Vergeltungsgruppen?«, fragte Kincaid.
    Gemma nickte. »Laut Hoxleys Aufzeichnungen waren damals manche der Meinung, dass die Kriegsverbrechertribunale nicht einmal die Spitze des Eisbergs erfasst hätten. Und ein Mann, der im Britischen Museum neben Rosenthal gearbeitet hatte,
sagte aus, er glaube, dass Rosenthal an einer Art Enthüllungsschrift gearbeitet habe.«
    »Sie wollen doch nicht etwa darauf hinaus, dass Miller ein Kriegsverbrecher war?« Cullen lachte ungläubig. »Mein Gott, der Mann war schließlich Engländer.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Gemma. »Vielleicht hat Gavin Hoxley bloß Gespenster gesehen, aber aus seinen Aufzeichnungen habe ich den Eindruck gewonnen, dass er glaubte, unsere Regierung sei irgendwie in den Fall verwickelt. Und es scheint mir ein allzu großer Zufall zu sein, dass Hoxley starb, bevor er den Mord an David Rosenthal aufklären konnte.«
    »Aber es passt trotzdem nicht zusammen«, wandte Cullen ein. »Sie sagen, wenn Miller ein Kriegsverbrecher war, hätte

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