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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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ihn wirklich aufgespürt hatte, stand für ihn eine Menge auf dem Spiel. Und … es bereitete Miller Vergnügen, Menschen Gewalt anzutun.«
    »Er vereinbarte also ein Treffen mit David und plante, ihn zu töten.« Gemma war sich dessen inzwischen sicher. »Aber dass er das Manuskript an sich nahm – war das nur eine Dreingabe?«
    Erika seufzte. »David dachte vielleicht, er könnte ihm damit drohen. Aber wie konnte er nur so dumm sein?«
    »Und stattdessen steckte Miller es ein und nahm David alles weg, was ihn hätte identifizieren können. Aber dann meldeten Sie David als vermisst und identifizierten seine Leiche. Damit hatte Miller nicht gerechnet. Also versuchte er die Einstellung der Ermittlungen zu erreichen.«
    »Gavin sagte, die Anweisung sei von ganz oben gekommen«, erklärte Erika. »Und wenn … Miller … dahintergekommen war, dass Gavin die Zeitung gesehen und die Verbindung hergestellt hatte …«
    »Gavin.« Gemma sah ihre Freundin an, und die plötzliche Erkenntnis gab ihr einen Stich ins Herz.
    Erika erwiderte ihren Blick. Sie musste nichts sagen.
    »Ich habe seine Aufzeichnungen gelesen«, ergriff Gemma nach einer Weile das Wort. »Er war ein guter Mann und ein guter Polizeibeamter. Und ich fand es sehr merkwürdig, dass er starb, kurz nachdem er die Anweisung erhalten hatte, die Ermittlungen zu dem Mord an David einzustellen.«
    »Sein Vorgesetzter sagte, es sei Selbstmord gewesen, aber ich habe das nie geglaubt.«

    »Wenn Gavin Ihnen die Zeitung von diesem Tag gezeigt hätte …«
    »Dann hätte ich gewusst, wer David getötet hatte und warum«, vollendete Erika.
    »Wenn Miller von irgendwelchen Verbündeten gehört hatte, dass Gavin David mit Vergeltungsorganisationen in Verbindung gebracht hatte, dann wurde ihm das Ganze vielleicht ein bisschen zu brenzlig, noch bevor Gavin die eigentliche Verbindung zu dem Zeitungsfoto hergestellt hatte«, dachte Gemma laut nach. »Und wenn er feststellen musste, dass ein paar diskrete Andeutungen in die Richtung, dass der Tod eines Juden nicht mit so viel Aufwand untersucht werden müsse, allein nicht ausreichten …«
    »Francis Tyrell, der Superintendent, schien etwas gegen Juden zu haben.Vielleicht wusste Miller, dass es nicht sehr schwer sein würde, ihn zu überreden.«
    »Aber Tyrell konnte Gavin Hoxley nicht überreden, also vereinbarte Miller ein Treffen mit ihm, ein anonymer Hinweis vielleicht …«
    »Gavin«, sagte Erika, und zum ersten Mal schimmerten Tränen in ihren Augen. »Gavin war ein starker Mann. Aber er hat wohl nicht geahnt, was ihn erwartete. Und wenn er glaubte, etwas über den Mord an David erfahren zu können, hätte er mich erst angerufen, wenn er sich ganz sicher war. Aber dazu ist er nicht mehr gekommen.«

21
    Endlich ist das Geheimnis gelüftet, wie es immer sein muss am Ende …
     
    W. H. Auden, Twelve Songs
    »Aber was ist mit der Brosche?«, fragte Erika. »Ich verstehe immer noch nicht, warum dieses arme Mädchen sterben musste. Oder warum die Brosche in all den Jahren nie verkauft wurde.«
    »Ich fürchte, die Sache ist ein bisschen komplizierter.« Gemma stand auf und stellte fest, dass alle ihre Muskeln sich von dem angespannten Sitzen und Zuhören verkrampft hatten. »Ich mache uns eine Tasse Tee. Und etwas zu essen. Haben Sie irgendwo Kekse?« Sie brauchte Zeit, um alles zu verarbeiten, was sie erfahren hatte, und sie war nicht gerade erpicht darauf, Erika die Dinge zu erzählen, die sie noch nicht wusste.
    »Ich habe gebacken. Braune Zuckerplätzchen «, sagte Erika auf Deutsch. »Für Kit und Toby.«
    Gemma, die gerade Wasser in den Kocher füllte, blickte überrascht auf. Hatte sie Erika je zuvor Deutsch sprechen hören?
    »Ich hatte plötzlich das Bedürfnis, alten Erinnerungen nachzugehen«, erklärte Erika. »Diese Plätzchen habe ich zuletzt als Kind gegessen. Sie sind dort in der Dose.«
    Die Dose mit dem so gar nicht zur Jahreszeit passenden rotgrünen Weihnachtsmuster stand neben dem Herd. Gemma legte die sympathisch unförmigen Plätzchen auf einen Teller und nahm Tassen und Untertassen aus dem Schrank. Erika, die
sonst nicht zögerte, in ihrer eigenen Küche selbst das Kommando zu übernehmen, blieb sitzen und sah Gemma zu, ohne zu protestieren.
    Sie sah erschöpft aus, und doch fand Gemma, dass ein Teil der Anspannung aus ihren Zügen gewichen war. Und nicht zum ersten Mal dachte sie, wie schön Erika immer noch war. Sie fragte sich, wie sie wohl ausgesehen hatte, als sie Gavin Hoxley begegnet

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