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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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war.
    Gemma warf die Teebeutel in die Kanne und goss das kochende Wasser darauf. »Erika«, sagte sie, als ihr etwas auffiel, das sie bisher nie bewusst registriert hatte, »warum haben Sie eigentlich keine Fotos von sich in der Wohnung?« Sie fragte nicht, warum es keine von David gab – nicht jetzt.
    »Ich habe nichts aus Deutschland mitgebracht.« Erika hob unmerklich die Schultern. »Nicht dass es mir wichtig gewesen wäre, nach allem, was passiert war. Und später dann – ich weiß nicht. David hat nie einen Fotoapparat in die Hand genommen, und ich …« Sie runzelte die Stirn. »Ich glaube, eins müsste ich haben, das hat ein Nachbar nicht lange nach dem Krieg gemacht. Es liegt im Sekretär, in der obersten Schublade.«
    Während der Tee zog, ging Gemma ins Wohnzimmer und öffnete die oberste Schublade des kleinen Schreibpults. Zwischen Rechnungen und Bleistiften fand sie einige lose Fotos. Manche waren offensichtlich jüngeren Datums – Farbfotos, die Erika bei diversen Universitätsveranstaltungen zeigten. Aber ganz unten lagen auch ein paar Schwarzweißfotos, und diese nahm Gemma heraus, um damit in die Küche zu gehen.
    Sie schienen alle am gleichen Tag aufgenommen zu sein, und Gemma erkannte den Gemeinschaftsgarten hinter Erikas Haus. Die Bäume standen in vollem Laub, und Gruppen von Menschen, die sie nicht kannte, lächelten in die Kamera. Die Frauen trugen Sommerkleider und Baumwollblusen, die Männer hatten die Hemdkragen aufgeknöpft und die Ärmel hochgekrempelt.

    »Es war eine Siegesfeier«, erklärte Erika. »Damals im August. Für diejenigen von uns, die durchgekommen waren.«
    Und dann fand Gemma das Foto. Erika konnte damals nur ein paar Jahre jünger gewesen sein als Gemma heute, doch sie wirkte zierlich wie ein Mädchen. Ihr dunkles Haar umspielte ihr Gesicht, und ihre tiefbraunen Augen blickten mit jener Ernsthaftigkeit in die Kamera, die Gemma inzwischen so vertraut war. Sie war atemberaubend schön.
    Erika nahm ihr das Foto ab und betrachtete es. »Ich erinnere mich daran wie an eine Frau, die ich früher einmal gekannt habe.« Sie legte das Foto weg und nahm die Teetasse, die Gemma ihr hinhielt. »Also«, sagte sie, »was ist es denn nun, was Sie mir nicht erzählen wollen?«
     
    Melodys Hochstimmung angesichts ihrer Entdeckung von Joss Millers Foto in derselben Ausgabe der Zeitung, in der Erika Rosenthals Artikel erschienen war, war in Enttäuschung umgeschlagen, als Gemma sie nicht zu ihrem Gespräch mit Dr. Rosenthal mitnehmen wollte.
    Aber sie wusste, dass Gemma sich immer bemühte, sie in die Ermittlungen einzubeziehen, wenn es sich irgendwie machen ließ, und in diesem Fall musste sie einfach auf das Urteil ihrer Chefin vertrauen. Sie war jedoch nervös, da Gemma ihr gesagt hatte, sie würde eventuell Verstärkung anfordern müssen, und Melody wusste kaum mehr, als dass Dominic Scott offenbar Selbstmord begangen hatte und dass es irgendeine Verbindung zwischen Joss Miller und David Rosenthal gegeben haben könnte.
    Die Minuten verstrichen, und Gemma rief nicht an. Melody aß an ihrem Schreibtisch ein Käsesandwich mit Essiggurken und trank dazu einen Becher scheußlichen Automatentee, der wie abgestandenes Regenwasser schmeckte. Sie sah die eingegangenen Berichte durch und setzte ihre Initialen unter diejenigen,
mit denen Gemma sich nicht näher befassen musste. Dann sah sie auf die Uhr und stellte fest, dass ihre Zugangsberechtigung zum digitalen Archiv des Guardian noch nicht abgelaufen war.
    Sie drehte ihren Stuhl wieder zum Computer um und startete eine erweiterte Suche nach Artikeln oder Meldungen, die Joss Miller betrafen, beginnend mit dem Kriegsende. Sie fand Artikel über Investitionen, Fusionen und Kunstkäufe, dazu ein paar Fotos, die dem in der Ausgabe vom Mai 1952 ähnelten. Ihre Aufmerksamkeit begann schon abzuschweifen, als sie auf eine Heiratsanzeige stieß: Josiah Miller und Lady Amanda Bentley hatten sich im Juni 1953 das Jawort gegeben.
    Miller hatte also in eine Familie des niederen, aber gleichwohl begüterten Adels eingeheiratet – wenn Melody sich recht erinnerte, hatten die Bentleys ihre Reichtümer mit Gebäck und Süßwaren verdient. Aber zu diesem Zeitpunkt war Joss Miller vermutlich schon mehr an dem Titel als am Geld interessiert gewesen.
    Wieder hellwach geworden, setzte Melody ihre Suche fort. Aus den Geburtsanzeigen ging hervor, dass Ellen Ann Miller 1955 zur Welt gekommen war. Und 1960 hatte Lady Amanda dieselbe still und leise verlassen,

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