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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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einmal zu versuchen. Ellen Miller-Scott weiß nicht, wie viel wir wissen, und deshalb wird sie annehmen, dass sie lediglich Sie zum Schweigen bringen muss, um die Bedrohung für ihren Lebensstil auszuschalten und den Namen ihres Vaters rein zu halten.«
    Erika blickte in den Garten hinaus, und der leichte Luftzug vom offenen Fenster blies ihr eine weiße Haarsträhne ins Gesicht. Sie seufzte. »Gemma, das alles bestreite ich ja gar nicht. Niemand wünscht sich mehr als ich, dass diese Frau gefasst wird. Aber ich will es selbst tun. Ich glaube nicht, dass sie auf einen Lockvogel hereinfallen wird, und es ist mein gutes Recht, das Risiko einzugehen. Wenn ich nicht all die Jahre geschwiegen hätte …«
    »Dann hätte Ellens Vater Sie getötet, so wie er David getötet hat«, entgegnete Gemma brutal. »Joss Miller muss sich sicher gewesen sein, dass David Ihnen nicht erzählt hatte, was er herausgefunden hatte, und so sagte er sich wohl, dass es nur unnötige Aufmerksamkeit erregen würde, wenn er nach David auch noch Sie ermordete. Aber jetzt haben Sie die Chance, dieses Kapitel
abzuschließen, und dazu müssen Sie uns nur unseren Job machen lassen. Und unser Job ist es genauso, Sie zu schützen, wie eine Mörderin zu fassen.«
    Es verstrichen lange Sekunden, in denen Gemma die Mieter in der oberen Wohnung Möbel rücken hörte. Und in der Stille, die darauf folgte, drang leise Musik an ihre Ohren, die Titelmelodie irgendeiner Nachmittagsserie im Fernsehen.
    »Also gut«, stimmte Erika schließlich zu. »Aber es gefällt mir nicht. Und ich glaube immer noch nicht, dass irgendjemand mich überzeugend imitieren kann.«
    Gemma lächelte, und in ihrer Erleichterung ließ sie sich zu einer flapsigen Bemerkung hinreißen. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich jetzt denken, dass Sie ganz schön eingebildet sind.Trauen Sie uns denn so wenig …«
    Der Türsummer ertönte und ließ sie beide zusammenfahren. Als Erika Anstalten machte, aufzustehen, winkte Gemma sie zurück. »Nein«, sagte sie leise. »Lassen Sie mich das machen.« Sie schnappte sich ihr Handy und ging mit leisen Schritten und pochendem Herzen zur Tür. Sie hatten angenommen, dass Ellen Miller-Scott bei ihrer bewährten Methode bleiben und sich nicht die Hände schmutzig machen würde, aber das war eine reine Vermutung. Sie hatten keine Garantie, dass sie nicht versuchen würde, Erika am helllichten Tag in ihrer Wohnung zu überfallen.
    Doch bevor sie zum Schlafzimmerfenster hinausspähen konnte, hörte sie plötzlich Melodys Stimme. »Chefin«, rief sie, »alles okay da drin?«
    »Melody!« Gemma schob den Riegel zurück, öffnete die Tür und zog Melody schnell ins Haus. »Was machen Sie denn hier?«
    »Ich hab Sie auf dem Handy nicht erreicht, und da habe ich mir Sorgen um Sie gemacht.«
    »Mist«, zischte Gemma. Sie fragte sich, ob sie noch mehr Anrufe
verpasst hatte – der Empfang war schon dürftig gewesen, als sie mit Duncan telefoniert hatte.
    »Und außerdem wollte ich Ihnen etwas zeigen«, fuhr Melody fort. Sie zog ein Blatt Papier aus ihrer Handtasche, und Gemma sah, dass es eine weitere Kopie einer Zeitungsseite aus dem Archiv des Guardian war.
    Gemma nahm das Blatt und ging ein Stück weiter den Flur entlang, um es unter einen Wandleuchter halten zu können. Dann starrte sie es an und mühte sich, zu begreifen, was sie da sah.
    »Ellen Miller-Scott und Harry Pevensey haben sich gekannt? Sie hat behauptet, sie hätte seinen Namen noch nie gehört.«
    »Ich nehme an, dass es eher ein ›Erkennen‹ im biblischen Sinn war als eine flüchtige Bekanntschaft«, meinte Melody. »Ich habe noch ein bisschen weiter nachgeforscht. Sechs Monate, nachdem diese Aufnahme entstand, heiratete Ellen Miller Stephen Scott – groß, blond und blauäugig. Die Hochzeit war ein gesellschaftliches Ereignis, und die beiden waren ein sehr hübsches Paar. Im Jahr darauf kam Ellens und Stephens Sohn Dominic zur Welt – ein bisschen zu früh.
    Ich habe mich auch ein bisschen über Harry Pevensey schlaugemacht. Seine Mutter war Inderin, sie stammte aus Kalkutta. Sie kam zwar aus einer ziemlich einflussreichen Familie, aber ich bezweifle, dass das auf Ellen Millers Vater allzu viel Eindruck gemacht hätte.«
    »Und als Ellen schwanger wurde, hat er ihr deshalb einen passenderen Ehemann gesucht?« Gemma betrachtete wieder das Foto, und im lächelnden Gesicht des jungen Mannes erkannte sie die attraktiven, leicht exotischen Züge von Dom Scott wieder. Sie gab Melody den

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