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Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Waters
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der Alte bitter.
    So kam es, dass ich in meinem einundzwanzigsten Winternach Paris gelangte – eine kleine Stadt, von der ich nie zuvor gehört hatte –, weil Köln gefallen und die Barbaren über den Rhein vorgedrungen waren.
    Dies sollte mein Leben für immer verändern.
    Es hatte den ganzen Tag geregnet, in grauen böigen Schlieren, die der Westwind vor sich hertrieb. Als wir uns der Stadt näherten, brachen die Wolken auf, und der Himmel entflammte in einem Sonnenuntergang, der sich auf dem Fluss und den nassen Ziegeldächern der Stadt spiegelte. Paris war unbefestigt – die erste Stadt in Gallien, die ich ohne Mauer sah –, doch in der Flussmitte auf einer bootsförmigen Insel stand eine gedrungene, offenbar uralte Zitadelle mit fleckigen Mauern im Abendschein.
    Als wir in das tiefe Tal hinunterritten, gabelte sich die Straße. Die östliche Abzweigung führte zu einem Kastell auf dem Hügel, die andere, die wir nahmen, nach Süden zu der Brücke und zur Inselzitadelle.
    Bis wir im Innenhof ankamen, brannten bereits die Kohlenpfannen. Wir wurden in einen hohen Gewölbesaal gebracht, der in eiserne Gitterpferche unterteilt war, wie für Schafe oder Rinder. Dort warteten wir, während ein gelangweilt wirkender Schreiber die Einzelheiten des Haftbefehls auf eine Wachstafel schrieb und uns einzeln zu sich rief.
    Als ich an die Reihe kam, beäugte er mich, las erneut den Haftbefehl und winkte dann Marcellus von hinten heran.
    »Wartet dort drüben!«, befahl er und schickte uns zur Seite.
    Von dort beobachteten wir, wie sich ein steter Strom von Beamten in langen dunklen Tuniken mit Schriftrollen und Wachstafeln unter dem Arm voranbewegte; die Männer waren in eifrige Gespräche vertieft oder blickten starr vor sich hin. Alle wirkten beschäftigt; keiner hatte ein Auge für die Gefangenen und Klienten, die darauf warteten, an die Reihe zu kommen.
    »So viel Eifer, und trotzdem brennt die Provinz«, bemerkte Marcellus, der für Verwaltungsbeamte nichts übrig hatte.
    Irgendwann trat ein adretter junger Mann in grün-roter Livree auf uns zu und bat uns, ihm zu folgen. Er trug einen breiten braunen, silberbeschlagenen Ledergürtel, ein edles, prächtiges Stück. Doch mir fiel auf, dass der Mann unbewaffnet war.
    Er schien sehr von sich überzeugt, beinahe hochmütig zu sein, benahm sich aber recht höflich. Er führte uns aus dem Saal über einen der vielen Gänge und schließlich eine alte Steintreppe hinauf, deren Stufen von Generationen ausgetreten waren. Wir stiegen an schmalen Fenstern mit schrägen Laibungen vorbei, durch die man über den Fluss und das Land blicken konnte, und gelangten auf einen hoch ummauerten Hof im oberen Teil der Zitadelle.
    In der Mitte stand eine große alte Zeder, die zwischen den Steinplatten Wurzeln geschlagen hatte; schwarz hob sie sich vor dem dunkler werdenden Abendhimmel ab. An einer Seite des Hofes folgte unterhalb der Brüstung ein hölzerner Wehrgang dem Verlauf der Außenmauer. Hier und da waren Fensterschlitze zu sehen, hinter denen aber keine Lampen brannten; auch waren keine Stimmen zu hören, nur das Rauschen des Flusses unterhalb der Mauer und das empörte Zwitschern eines Nachtvogels in den Zweigen der Zeder.
    »Hier entlang«, sagte der junge Mann.
    Kurz darauf blieb er vor einer eisenbeschlagenen Tür stehen, drückte auf die Klinke, bedeutete uns, einzutreten und erklärte, dass bald jemand zu uns käme.
    Dann ließ er uns allein.
    Seltsam, dachte ich und sah mich stirnrunzelnd um. Das Zimmer war lang, weiß getüncht und schmucklos und besaß ein schmales Fenster mit Mittelpfosten. Jemand hatte eine Lampe für uns angezündet. Sie brannte flackernd in einer Wandnische. Es gab zwei Betten mit sauberen Laken und Kopfpolstern; an einer Wand standen ein Tisch und ein Waschtisch.
    Ich wollte dazu gerade eine Bemerkung zu Marcellus machen, denn nach meiner Erfahrung gab es keine Gefängniszellen, die so möbliert waren. Doch ehe ich etwas sagen konnte, rief er mir vom Fenster aus zu: »Komm einmal her, Drusus, und sieh dir das an!«
    Er hatte den Fensterladen geöffnet und betastete den Mittelpfosten. »Hier sind keine Gitterstäbe. Es ist schmal, aber wir könnten durchpassen.«
    Ich trat neben ihn. »Ja, gut möglich«, sagte ich und klopfte gegen die Steinstrebe. Dann hielt ich stirnrunzelnd inne, als mir klar wurde, was mich so verwunderte. »Sag mal, hast du hier irgendwo Schlüssel oder Schlösser gesehen, Marcellus?«, rief ich aus. »Hast du Wächter einen Riegel

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