Wen liebst du wirklich?
hoffen. Man hatte sie zwar gelehrt, jegliche Leidenschaft zu verachten, dennoch schlummerten diese Gefühle in ihr … und es war eine aufregende Vorstellung, sie zu wecken. Ohne sich den Grund dafür erklären zu können, fühlte er sich stark versucht, ihren verlockenden rosigen Mund zu küssen, und ihre Unnahbarkeit verstärkte diesen Wunsch nur noch mehr.
Er musste ihre Abreise unbedingt beschleunigen, bevor er der Verlockung erliegen würde. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass Frauen reines Dynamit sein konnten. Und mit jemand wie Laura wagte er sich auf keinen Fall einzulassen. Das wäre für beide Seiten zu gefährlich.
Schade, dachte Cassian. Ein so hinreißend sinnlicher Mund, wie zum Küssen geschaffen … Und er begehrte ihn mehr, als es klug war. Energisch rief er sich zur Ordnung. "Ich habe Tony in Marrakesch getroffen …"
"In Marrakesch?" rief Laura so ehrfürchtig dazwischen, als spräche er vom Mars.
Cassian lächelte. "Er hatte ein paar hartgesottene Typen übers Ohr gehauen, und die haben ihn dann zusammengeschlagen. Ich habe ihn wieder zusammengeflickt und ein paar Tage in meinem Haus wohnen lassen…"
"Du hast ein Haus in Marrakesch?" fragte Laura staunend.
Cassian setzte sich wieder auf die Tischkante. "Nur gemietet. Tony musste sich das Bett mit Fee, einer Stripteasetänzerin, teilen, die ich …"
"Wie bitte?" Laura machte kugelrunde Augen. "Du hast mit einer Stripteasetänzerin zusammen gewohnt?"
"Genau genommen mit zweien. Aber wir haben nicht zusammen gewohnt", fügte Cassian rasch hinzu. "Zwar im selben Haus, aber in getrennten Zimmern. Das Haus war groß genug, jeder konnte kommen und gehen, wie er wollte. Das ideale Arrangement. Man hat Gesellschaft, wenn man will, ohne zu etwas verpflichtet zu sein."
"Aber … ausgerechnet Stripteasetänzerinnen?"
"Urteile nicht vorschnell!" warnte Cassian sie. "Fee ist ein Schatz und hat sehr strenge Moralvorstellungen. Sie stammt aus Islington. Du würdest sie sicher mögen. In ihrer Freizeit betreibt sie ein Tierheim."
"Du nimmst mich auf den Arm!"
"Nein, Ehrenwort. Ihr weiches Herz war auch der Hauptgrund, warum sie Tony ihr Bett angeboten hat." Cassian lächelte. "Und das klingt auch interessanter, als es tatsächlich war. Stripteasetänzerinnen arbeiten nämlich nachts. Tony durfte also in der Nacht in Fees Bett im Zimmer der Mädchen schlafen. Tagsüber schliefen sie dann, und er zog sich auf den Dachgarten zurück. Wie auch immer … ich schlug ihm eine Lösung für seinen finanziellen Engpass vor, und er war nur zu gern bereit, Thrushton Hall zu verkaufen. Ich glaube, er hängt nicht sehr an den Yorkshire Dales."
"Nein, bestimmt nicht", bestätigte Laura.
"Nach dem, was ich zuletzt gehört habe, wollte er sich mit dem Rest des Geldes nach Gibraltar absetzen." Cassian räusperte sich und sah Laura scharf an. "Wann kannst du ausziehen?"
Sie presste die Lippen zusammen. "Du bist herzlos!"
"Nur praktisch veranlagt. Ich bin nämlich nicht der Typ, auf Tuchfühlung mit anderen Menschen zu leben."
"Daran erinnere ich mich noch", antwortete sie sarkastisch, und er lächelte. "Cassian …" Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen. "Ich möchte dir die besondere Schwierigkeit meiner Lage erklären."
"Das hast du doch bereits ausgiebig getan."
"Bitte, gib mir eine Chance."
Mit ihren großen blauen Augen blickte sie ihn flehentlich an. Cassian sah, dass sie den Tränen nahe war, und empfand Mitleid. Aber obwohl ihn ihre Zwangslage mehr berührte, als es ihm gefiel, war er sich sicher, die Sache im Griff zu haben. Er war in seinem Leben schon mit schwierigeren Dingen fertig geworden. "Also schön, ich höre dir zu. Aber fasse dich kurz. Und ich warne dich, ich werde meine Meinung nicht ändern."
"Kannst du es mir verübeln, dass ich es versuche?"
"Leg los, wenn du glaubst, dass es sich lohnt, dafür zu kämpfen. 'Mit Klauen und Zähnen', hast du gesagt. Und Sue wird bei ihrem nächsten Besuch die Blutflecken auf dem Boden sehen wollen", fügte Cassian spöttisch hinzu.
Trotz keimte in ihr auf und verlieh ihr neue Kraft. "Sue macht zwei Wochen Urlaub in Hongkong. Bis zu ihrer Rückkehr wird die Blutlache getrocknet sein."
Cassian lachte. "Also los", ermutigte er sie amüsiert.
Laura atmete tief ein. Adams Zukunft hing davon ab, was sie jetzt sagte und wie sie es ausdrückte.
"Ich möchte dir etwas mehr von Adam erzählen", begann sie leise. "Was für ein Kind er ist und warum ich mich so um ihn sorge."
Sobald sie über ihren Sohn
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