Weniger arbeiten, mehr leben
Lebensentwurf.
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Der arbeitende Mensch vor seiner größten Veränderung
Es klingt paradox, aber die Chance, eine positive Veränderung im persönlichen Arbeits- und Lebensstil herbeizuführen, liegt eben in der sich wandelnden Arbeitswelt, die Downshifting und damit einen anderen, vom Berufsstress befreiten Lebensstil für viele Menschen zu einer echten Alternative werden lässt. Der »Homo Laborans«, der arbeitende Mensch, steht vor einem Prozess fundamentaler Umgestaltung, nach Expertenmeinung der tiefgreifendste Wandel seit der industriellen Revolution.
Das konstante, beständige Arbeitsleben, das wir noch von der Generation unserer Eltern kennen, und damit auch der klassische Lebenslauf (Ausbildung, eventuell Uni, jahrelange Anstellung bei einem einzigen Unternehmen mit anschließender feierlicher Verabschiedung) werden schon bald endgültig der Vergangenheit angehören. Karriere, Job, Geld verdienen – all dies wird immer weniger eine Sache sein, die einfach stur in eine Richtung verläuft. Dagegen werden Arbeitsverhältnisse für viele von uns zu Zweckbündnissen auf Zeit. Es wird immer mehr begrenzte und kürzere Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer geben, die so lange gelten, wie beide Seiten davon profitieren. An die Stelle von Festangestellten treten freie Mitarbeiter und Teilzeitbeschäftigte, an die Stelle von festen Abteilungen Projektteams, die so lange zusammen arbeiten, wie es der Auftrag erfordert. Job-Sicherheit und lebenslange Garantien gibt es nicht mehr.
Der Grund dafür ist einfach: Produkte werden in immer kürzeren Abständen auf den Markt geworfen, das technische Innovationstempo verlangt von Unternehmen, dass sie ihre Strategien und Marktauftritte in |28| immer kürzerer Zeit verändern. Dem müssen die Anzahl und die Qualifikation der Mitarbeiter fortwährend angepasst werden. Wer jetzt glaubt, diese neue Art der Beschäftigung sei eine zeitweilige oder zyklische Erscheinung, irrt. Es handelt sich um einen langfristigen und tiefgreifenden Strukturwandel. Ein Trend, der nach Zukunftsmusik klingt, der aber in vielen Unternehmen und Bereichen bereits Realität ist.
»Interessant«, denken Sie jetzt vielleicht immer noch. »Aber mich betrifft das noch nicht. Mein Job ist sicher.« Das Statistische Bundesamt – wahrlich keine Institution, der man Panikmache oder einseitige Parteinahme vorwerfen könnte – hat in einer Umfrage zu diesem Thema, dem »Mikrozensus 2001«, ermittelt, dass die Zahl der Teilzeitbeschäftigten in Deutschland von April 1991 bis April 2001 um 44 Prozent von 4,7 auf 6,8 Millionen Menschen gestiegen ist. Die Zahl der Selbstständigen erhöhte sich in diesen zehn Jahren um 20 Prozent auf 3,6 Millionen. Die Anzahl aller Vollzeitstellen in Deutschland sank dagegen um 11 Prozent. Überzeugt? Die einfache Konsequenz, die jeder von aus dieser Entwicklung ziehen sollte: Das Berufsleben künftig flexibler und vor allem eigenverantwortlicher zu gestalten.
Erwarten Sie also besser keine bruchlose, strikt geradeaus gerichtete Karriere mehr, an deren Ende Ihnen Ihr Chef einen goldenen Füller überreicht und Sie in den wohlverdienten Ruhestand schickt. Stellen Sie sich stattdessen auf den Wandel und die neuen Bedingungen ein. Wenn Sie vorbereitet sind, kann Sie nichts überraschen. Und genau damit sind Sie bereits mitten im Thema Downshifting. Ein erfolgreich umgesetzter Downshifting-Plan bedeutet auch, dass Sie zu einem flexiblen und gleichzeitig unabhängigen Lebens- und Arbeitsstil finden: Flexibel im Job und unabhängig von den stark schwankenden Anforderungen und Beschäftigungsmöglichkeiten eines einzelnen Unternehmens. Personalberater sprechen in diesem Zusammenhang bereits von der »Patchwork-Karriere«: Ein Arbeitsleben, das auch mal seitwärts oder (scheinbar) rückwärts verläuft, das Sprünge und Umwege zulässt. Und das die Möglichkeit bietet, den Job individuell an das Leben anzupassen.
Gerade für Downshifter bieten also die Stürme, durch die wir augenblicklich segeln, zahlreiche Ankermöglichkeiten. Und wer den Wandel begriffen und sich auf mögliche Veränderungen eingestellt hat, kann von |29| der neuen Arbeitswelt profitieren und wählt den günstigsten Zeitpunkt zum Downshifting selbst.
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Die neuen Statussymbole
Die Gründe, den Weg zu wechseln sind dabei so vielfältig wie das Leben selbst und haben nichts mit einer besonderen Herkunft oder Ausbildung zu tun. Menschen, die beschließen, in ihrem
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