Weniger arbeiten, mehr leben
machen wie bisher. Verglichen mit einem Unternehmen könnte das bedeuten, dass Sie Ihre strukturellen Probleme weiter mit sich herumschleppen und spätestens beim nächsten Abflauen der Konjunktur erst richtig in Schwierigkeiten geraten.
Ein Auffahrunfall bei hoher Geschwindigkeit – so beschreiben viele Menschen den
entscheidenden Moment, der bei ihnen der Auslöser war, ihr Berufs- und Privatleben
zu überdenken und neu zu ordnen. Das Ende von Karen G.s »erster Karriere
«, wie sie es heute nennt, begann mit dem überraschenden Tod ihres Vaters, der
mit Mitte fünfzig an einem Schlaganfall starb. Bis dahin war der Architekt in vielen
Dingen für seine Tochter ein nie ernsthaft hinterfragtes Vorbild: Er war wie sie ein
ausgesprochener Workaholic, immer auf Achse, gönnte sich kaum einmal einen
Urlaub und lebte stets im festen Glauben daran, nur ein unter Hochdruck arbeitender
Mensch könne auch erfüllt und glücklich sein. Was für die erfolgreiche Werberin
folgte, war ihre erste große Lebens- und Sinnkrise und eine weitreichende Entscheidung
: Nicht sofort wieder auf den Karriere-Zug aufzuspringen, sondern sich endlich
dem lange vernachlässigten Privat- und Freizeitleben zuzuwenden; mithin all
jenen Aspekten, die bisher nie dazu ausersehen waren, in ihrem Terminkalender
auf Prioritätsstufe »2« oder gar »1« vorzurücken.
Ihr Downshifting-Tipp:
Auf die innere Stimme hören! Und wenn das
nichts hilft: Das neutrale Urteil anderer Menschen zurate ziehen, die sich außerhalb
des beruflichen Umfelds bewegen.
Viele Menschen, die erkannt haben, dass im Beruf etwas falsch läuft, dass sie im Grunde weder mit ihrem Chef noch den Kollegen klarkommen, dass ihr Arbeitsplatz nicht mehr sicher ist, reagieren darauf zunächst mit Fassungslosigkeit, teilweise sogar Ohnmacht. Sie fühlen sich betrogen und |32| sind wie gelähmt. Das führt nicht weiter. Denn wer sich selbst bedauert oder hasserfüllt auf seine Arbeit oder seinen Arbeitgeber starrt, kommt spätestens bei der nächsten Turbulenz erneut ins Trudeln.
Ganz gleich, ob Sie persönlich nun tatsächlich in einer ernsten Job und Lebenskrise stecken und alles, wirklich alles hinschmeißen möchten oder einfach nur den Wunsch haben, einen halben Tag in der Woche weniger zu arbeiten, um Joggen zu gehen oder Ihren Kindern bei den Schularbeiten zu helfen: Zögern Sie nicht länger. Zufriedenheit mit sich selbst und dem eigenen (Arbeits-)Leben ist kein Zustand, der sich von alleine einstellt, sondern der geplant und gestaltet werden muss. Die Angst vor falschen Entscheidungen ist dabei völlig überflüssig, denn den Grad, die Intensität des Downshiftings und damit die Ausgestaltung Ihres neuen, veränderten Lebens bestimmen natürlich Sie selbst. Sie müssen nicht gleich ihren Job kündigen, das Auto verkaufen und das Handy in die Mülltonne werfen. Downshifting ist vielfältig, und nur Sie alleine können entscheiden, was für Sie passt. Und selbst wenn Sie noch keine konkrete Absicht hegen – einen Plan zu haben ist niemals verkehrt! Viele Menschen beginnen bereits bei den ersten Anzeichen beruflicher Unzufriedenheit oder Unsicherheit, Szenarien für ein verändertes Arbeits und Privatleben zu entwickeln. Denn eine fertig ausgearbeitete Alternative kann wie eine gute Versicherung sein, die Sie unter Umständen niemals brauchen.
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Den Downshifting-Kompass ausrichten
Kommen wir nun zu den ersten Vorbereitungen. Es gibt verschiedene Lebensbereiche, die sich mehr oder weniger stark verändern, wenn Sie es mit Downshifting ernst meinen und Ihr Berufsleben neu definieren:
Ihre Finanzen und Ihr Konsumstil,
Ihr Job und die Intensität, mit der Sie in Zukunft arbeiten werden,
Ihre Freizeit und Ihre persönlichen Interessen,
und schließlich auch die Erwartungen, die andere Menschen an Sie haben.
|33| Die wichtigsten Fragen, die sich daraus ergeben und die Sie sich stellen müssen, sind: Wie und wo möchten Sie in Zukunft arbeiten, um Ihren Lebensunterhalt zu verdienen? Worauf können und wollen Sie verzichten – materiell wie ideell? Was werden Ihre Familie, Ihr Partner und Ihre Freunde zu Ihrem Entschluss sagen, und wie können Sie sie möglichst sinnvoll in Ihren Plan miteinbeziehen? Und schließlich: Was waren bisher die Momente in Ihrem Leben, in denen Sie sich besonders gut gefühlt haben? Wo Sie wussten: Jetzt tue ich genau das, was ich tun will! Darauf werden Sie aufbauen.
Vor all diesen Überlegungen aber müssen Sie zunächst die Frage
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