Weniger arbeiten, mehr leben
Zukunft intensiv Zeit für die Entwicklung der richtigen Freundschaften zu nehmen. »Richtig« meint wohlgemerkt Beziehungen, die Sie nicht deshalb eingehen, weil Sie beruflich von Vorteil, sondern weil sie angenehm und im besten Falle inspirierend sind. Folgen Sie in Ihrer privaten Sphäre nicht dem so genannten »Networking«, jenem entsetzlichen Trend unserer Zeit, der nichts anderes meint, als die ohnehin rare Freizeit auch wieder in Arbeitszeit zu verwandeln, in der man sich intensiv um das Fort- und Weiterkommen im Schlepptau anderer Leute bemüht. In beruflicher Hinsicht bringt ein noch so ausgeklügeltes und fein gesponnenes Netzwerk heute oft allein schon deshalb nicht mehr den gewünschten Effekt, weil Unternehmen ohnehin ständig umgebaut werden und kaum jemand weiß, wie und wo er morgen arbeiten |220| wird. Damit lässt sich kaum noch vorhersehen, welcher Kontakt sich in Zukunft als »wertvoll« erweisen könnte. Wie wäre es deshalb, wenn Sie Ihr Networking in Zukunft unter einem völlig neuen Vorzeichen betreiben würden. Wenn Sie es vermeiden würden, nach Leuten zu suchen, die irgendwie »nützlich« oder »wichtig« für das berufliche Fortkommen sein könnten, und stattdessen Kontakte entwickeln, die für Sie und Ihren angestrebten neuen Lebensentwurf eine menschliche Bereicherung darstellen.
Die Unterscheidung zwischen der alten und Ihrer neuen Form des Networking ist sehr leicht zu treffen. Fragen Sie sich, wenn Sie neue Kontakte knüpfen, ganz einfach einmal kritisch: Ist mir der/diejenige etwa beruflich von Nutzen oder ist er/sie mir menschlich sympathisch? Und was wäre, wenn mir mein Gegenüber plötzlich offenbarte, dass er/sie gar nicht Personalvorstand bei Siemens ist, sondern in Wahrheit Zeitungen austrägt? Seien Sie sicher: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus ehrlichen und menschlich anregenden Verbindungen Kontakte ergeben, die Sie in letzter Konsequenz auch beruflich weiterbringen werden, ist bedeutend größer, als wenn Sie vor allem nach dem vordergründigen Nutzen einer Beziehung schielen.
Für alle bereits bestehenden Freundschaften sowie für Ihre Familie gilt: Starten Sie das große Wiederaufbauprogramm, die »Überraschung, ich bin für euch da!«-Initiative. Freundschaften, eine intakte Partnerschaft, Familie, dies ist nichts, was von alleine entsteht, gewissermaßen als Neben- oder gar Abfallprodukt einer rasanten Karriere. Im Gegenteil, intensive menschliche Beziehungen wollen aktiv geplant und gestaltet werden. Allerdings sollten Sie sich jetzt nicht als Erstes den Kopf darüber zerbrechen, wann, wo und wie das am besten zu geschehen habe. Nehmen Sie sich jedoch zunächst einmal Folgendes vor: Anstatt in Zukunft teure Geschenke an Menschen zu verteilen, die Ihnen etwas bedeuten, schenken Sie Ihnen Ihre Zeit. Zeigen Sie Ihrer Familie, Ihren Freunden, dass Sie für sie da sind. Der zweite Ratschlag lautet: Fragen Sie diese Menschen nach ihren Wünschen, und lassen Sie sich inspirieren. Sie werden überrascht sein, wie viele überraschende Ideen Menschen hervorbringen, die nicht tagaus, tagein mit Karriereplanung beschäftigt sind. Ihnen selbst werden die richtigen Ideen dann irgendwann von ganz alleine einfallen; |221| wenn Sie erst einmal jene Spontaneität entwickelt haben, die Sie bisher vor allem im Hinblick auf die Lösung akuter Job-Probleme besaßen, die aber in Bezug auf Freundschaft und Freizeit wahrscheinlich noch unterentwickelt ist. Derzeit sind Sie vermutlich meisterlich darin geschult, ein vergeigtes Projekt wieder geradezubügeln oder einen Geschäftsplan gegen alle Widerstände durchzuboxen. In Zukunft könnte dasselbe für ein anregendes Wochenende zu zweit in einer Berghütte oder für die Organisation einer großen Reunion Ihrer in alle Winde verstreuten Abschlussklasse gelten.
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Fort- und Weiterbildung: Der Job bleibt ein Anker
Gleichgültig, was Sie in Zukunft tun, und egal, wie Sie es tun werden: Ihr Job, Ihr Broterwerb bleibt etwas elementar Wichtiges, der Treibstoff, der die (Downshifting-)Maschine am Laufen hält. Einen vorher festgelegten Teil Ihres Portfolios sollten Sie deshalb zukünftig auch dem Erhalt Ihrer Kernkompetenzen sowie der Marktbeobachtung widmen. Es geht um regelmäßige Inspektionen und Pflegedienste – dies ist umso wichtiger, je stärker Sie wirtschaftlich weiterhin von Ihrem Beruf abhängig sind. Zur Marktbeobachtung zählt nicht nur die Lage in Ihrer eigenen Branche, über die Sie ohnehin informiert
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