Wenigstens für eine Nacht
die Wangen schießt.
„Meine Mutter fällt tot um, wenn sie dich in dem Shirt sieht“, kommt es ziemlich trocken von ihm und lässt mir den Atem stocken.
„Dann ziehe ich es besser aus und trag das von gestern nochmal“, plappere ich aufgeregt vor mich hin, während ich mich suchend nach meinem alten Shirt umsehe und meine Hände schon am Saum meines Oberteils habe, um es mir über den Kopf zu ziehen. Doch schneller als ich gucken kann, schlingen sich zwei kräftige Arme von hinten um mich herum und stoppen mein Tun.
„Das wirst du schön bleiben lassen“, raunt Sebastian mir heiser ins Ohr und jagt gefühlte tausend Volt durch meinen Körper.
„Um keinen Preis der Welt will ich mir ihr Gesicht entgehen lassen“, kichert er und verströmt dabei seinen heißen Atem an meinem Hals, was mich wahnsinnig macht.
„Okay“, wispere ich deshalb schwach und lockere meine verkrampften Finger vom Bund des T-Shirts. Sebastian denkt jedoch nicht daran meine Hände wieder loszulassen und verwirrt mich damit noch viel mehr. Ganz sanft streichen seine Daumen wie zufällig über meine Handrücken und ich fühle mich vollkommen machtlos. Er wird es wieder schaffen mich zu verletzen und das mit einfachen, kleinen, unbedeutenden Gesten, die für mich doch so viel mehr sind.
Und wieder ist es jemand an der Tür, der stört. Was mich aber im Gegensatz zu letzter Nacht erleichtert, da ich keine Ahnung habe, wie lange ich es geschafft hätte ihm zu widerstehen. Früher oder später hätte ich keine Chance gegen meine Empfindungen gehabt und mich ihnen ergeben. Ohne Rücksicht auf mein Seelenheil, würde ich
Sebastian zeigen was ich mir von ihm wünsche und mich dann dafür selber hassen. Deshalb bin ich mehr als erfreut, als es ein zweites Mal an die Tür klopft und Sebastian sich endlich mit einem unverständlichen Brummen von mir löst.
„Ihre Eltern lassen ausrichten, dass das Frühstück angerichtet ist“, erklärt eine junge Frau und senkt beschämt über ihre aufgezwungene Störung den Kopf, als Sebastian die Tür etwas ruppig aufreißt.
„Danke, Sophie“, klingt seine Stimme dennoch freundlich, weil er sehr wohl weiß, dass das Personal sich nicht gegen die Wünsche seiner Eltern stellen darf.
„Komm, Schnittchen“, hält er mir grinsend seine ausgestreckte Hand entgegen und kommt schließlich wieder wenige Schritte zurück, um meine Hand zu greifen und mich mitzuziehen, da ich auf seine Aufforderung hin, keinerlei Anstalten gemacht habe, seiner Bitte nachzukommen. Und während ich noch darüber sinniere, ob er mich gerade ernsthaft als `Schnittchen` bezeichnet hat, stehen wir auch schon im Untergeschoss. In einem gemütlichen, dennoch großzügigen Zimmer, wo Sebastians Eltern bereits zu Tisch sitzen.
Kaum das wir den Raum betreten, schnappt Sebastians Mutter übertrieben lautstark nach Luft und wird vor Zorn puterrot im Gesicht, was Sebastian ein zufriedenes Glucksen entlockt und mir peinlich ist, da mir bewusst ist, dass das T-Shirt, welches ich trage, schuld an der ganzen Situation ist. Dabei wollte ich doch wenigstens versuchen einen netten Eindruck bei Sebastians Eltern zu hinterlassen. Auch wenn ihre Abneigung gegen mich schon gestern nicht zu übersehen war. Die Hoffnung auf ein kleines bisschen Menschlichkeit steckte noch in mir.
Sebastian geht mit etwas schnelleren Schritten auf den Tisch zu, während ich wie angewurzelt an der Tür stehen bleibe. Noch nie in meinem Leben habe ich mich deplatzierter gefühlt, als gerade jetzt. Nicht einmal gestern Abend, bei der
Veranstaltung, war es so extrem und ich denke, dass ich genau in diesem Moment genug Kraft habe um einfach abzuhauen. Fest davon überzeugt einfach zu gehen, laufe ich einen Schritt rückwärts. Verfolge nebenbei das Schauspiel was sich mir bietet und bin sicher es zu schaffen, solange Sebastian mich nur nicht ansieht.
Sebastian, wie er sich übertrieben freundlich zu seiner Mutter herunterbeugt und ihr einen Kuss auf die Wange gibt. - Ich gehe einen weiteren Schritt rückwärts.
Sebastian wie er um den Tisch herumläuft und seinem Vater begrüßend auf die Schulter klopft. – Noch ein Schritt in Richtung Ausgang.
Sebastian wie er zu mir aufsieht. – Ich stoppe.
Ohne seinen Blick von mir zu lösen, kommt er eilig auf mich zu und legt mit einem besorgten Ausdruck im Gesicht sanft seine Hand an meine Wange.
„Hey, Kleiner. Alles okay?“, haucht er weich und auf mein nicken hin dreht er sich zu seinen Eltern herum. Als
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