Wenigstens für eine Nacht
habe.
„Hey Nik. Tut mir leid. Es war einfach scheiße anstrengend. Ich erzähl es dir morgen alles haarklein, ja?“, versuche ich ihn mit einem mitleidserregenden Lächeln milde zu stimmen und habe sogar Erfolg damit.
„Ist schon okay. Ich hab mir nur Gedanken gemacht, weil Lennox mir erzählt hat, dass Sebastian nichts gesagt und das Thema konsequent geschnitten hat, sodass wir dachten, da ist irgendwas mächtig schiefgelaufen. Sonst hätte ich dich auch damit nicht so genervt“, erklärt er mir schüchtern schmunzelnd und entlockt mir ein aufrichtiges Lächeln.
„Morgen werde ich dir alles bis ins kleinste Detail berichten, versprochen“, biete ich ihm an und er fällt mir freudig um den Hals, was mich kichern lässt.
„Ich muss wieder raus, bevor die Leute noch die Küche stürmen um zu bestellen“, zwinkere ich Niklas noch kurz zu und gehe zurück hinter die Theke, wo sich einer der Jungs von Sebastians Tisch mit gehobener Hand bemerkbar macht. Und einen winzig kleinen Moment bin ich in Versuchung Niklas zu bitten, diese Bestellung für mich noch aufzunehmen und verwerfe den Gedanken mich selber rügend doch wieder. Schließlich sollte ich professionell genug sein, um mein privates Durcheinander außen vor zulassen.
Ich vermeide es Sebastian anzusehen und halte meinen Blick nach Möglichkeit auf meinen Notizblock geheftet. Kann mich trotzdem kaum auf die Bestellung konzentrieren und muss mehrmals nachfragen. Was mir verwunderte Blicke der Jungs einhandelt. Also bemühe ich mich, so schnell wie möglich von dem Tisch wegzukommen und mich hinter der Theke in Sicherheit zu bringen, um die angeforderten Getränke zu mixen.
„Julian? Bitte… können wir reden?“, bringt mich Sebastians weiche Stimme dermaßen aus der Fassung, dass ich das Glas in meiner Hand fallen lasse und es mit einem ohrenbetäubenden Klirren auf den Boden knallt. Warum nur tut er mir das an?
Kapitel 8
Im Lokal ist es schlagartig totenstill und ich habe Angst jeder Anwesende könnte ganz deutlich mein viel zu lautes Herzschlagen hören. Doch vor allem möchte ich nicht, dass Sebastian es bemerkt. Er soll nicht wissen, was er bei mir anrichtet. Mit seinen Worten, seinen Gesten und seinen Blicken, die ich einfach nicht mehr aushalte. Mein wiedererwachter Schutzmechanismus scheint jedoch noch zu funktionieren und mich zu behüten, sodass ich die Kraft finde mich zu ihm umzudrehen und ihn anzusehen. Nicht direkt in die Augen, die mich viel zu schnell beherrschen würden, sondern nur flüchtig in sein Gesicht.
Kaum merklich schüttle ich mit dem Kopf und es zerreißt mir fast das Herz, wie sein flehender Blick in Enttäuschung umschlägt, ehe er sich abrupt abwendet und zur Tür rausläuft. Woraufhin umgehend Lennox aufspringt und hinter ihm her rennt, während die anderen Jungs interessiert zu mir sehen. Doch ich ignoriere es und hocke mich hinter die Theke um das kaputte Glas aufzufegen. Verfolge die kleinen Glassplitter, wie sie durch den Besen auf die Schaufel gelangen und sich dort Tropfen für Tropfen mit meinen Tränen vermischen, obwohl ich mir doch fest vorgenommen hatte nicht mehr zu weinen.
„Komm schon, Julian. Niklas bringt dich nach Hause“, redet Bernd besänftigend auf mich ein, während er mich an meinen Oberarmen hochzieht und mich eindringlich ansieht, da sogar er in der Küche das Scheppern des zerspringenden Glases gehört haben muss und jetzt vor mir steht.
„Es… es geht schon“, schluchze ich kurz auf und wische energisch die Spuren meiner Verzweiflung von meinen Wangen, bevor ich versuche meinen Chef und Niklas überzeugend anzulächeln. Was mir natürlich nicht gelingt und Bernd mich somit bestimmend in Richtung Personalraum schiebt, wo Niklas sofort hinspringt und meine Sachen holt, die er mir aufmunternd lächelnd kurz darauf entgegen hält.
„Bernd…“, versuche ich erneut meinem Chef zu widersprechen, um bloß nicht in meine einsame Wohnung zurück zu müssen und dort in Selbstmitleid zu versinken. Dass kann ich jetzt nicht ertragen. Doch er hat kein Erbarmen mit mir und schüttelt energisch den Kopf, was mich kapitulieren lässt und ich mich somit geschlagen gebe. Kommentarlos nehme ich Niklas meine Tasche ab und schlüpfe in meine Jacke hinein, bevor ich ihm nach draußen in die Kälte folge und tief die frische Luft in meine Lungen sauge.
Ein Stück entfernt bemerke ich Lennox und Sebastian, die eine heftige Diskussion führen. Wobei Lennox wild gestikulierend auf
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