Wenigstens für eine Nacht
meinen linken Fuß unter meinen rechten Oberschenkel klemme. Ansehen kann ich Sebastian nicht, der nur zögerlich hinter mir hergekommen ist und sich jetzt achtsam vor mir auf den Teppich kniet. Er will mich herausfordern ihm in die Augen zu blicken und quält mich
unbewusst damit, wofür ich ihn hasse. Was wieder verzweifelte Tränen in meinen Augen brennen lässt.
„Es tut mir leid, dass ich dich zu diesem Treffen geschleppt habe und du im Haus meiner Eltern übernachtet hast“, beginnt er leise zu erklären, wobei er die Tatsache, dass ich auf die Übernachtung bestanden habe, gekonnt ignoriert und redet einfach weiter.
„Ich habe ihnen gesagt dass wir nicht zusammen sind und … und wir ihnen das alles nur vorgespielt haben“, schwingt ehrliches Bedauern in seiner Stimme mit und lässt mich überrascht zu ihm aufblicken.
„Dann war ja die ganze Aktion völlig für umsonst“, wispere ich emotionslos und kann, selbst wenn ich es wollte, meinen Blick nicht wieder von ihm lösen. Unruhig sehe ich von einem seiner Augen zum anderen und spüre wieder diese angenehme Wärme, wie sie sich schleichend in meinem gesamten Körper ausbreitet.
„Das ist nicht mehr wichtig“, haucht Sebastian die Worte nur noch und lässt mein Herz schneller schlagen. Es liegt wieder diese trügerische sinnliche Stimmung in diesem Raum, wie gestern Nacht in seinem Zimmer, wo er mich beinahe geküsst hätte. Oder eben nicht.
„Warum bist du hier, Sebastian? Wenn die Sache mit deinen Eltern geklärt ist… was willst du dann noch von mir?“, bringe ich es kaum auf die Reihe ihn zu fragen und schlucke schwer, als er sich fahrig über seine Unterlippe leckt. Wie viele unbewusste Verletzungen von ihm kann ich wohl noch ertragen?
„Ich… hab keine Ahnung. Ich weiß nur… dass ich… seit letzter Nacht… immer daran denken muss… wie gut du schmeckst und ich dich gerne wieder küssen möchte“, gibt er so leise von sich, dass ich Mühe habe ihn zu verstehen. Dennoch habe ich jedes einzelne Wort erfasst.
„Wieso?“, wispere ich, kaum noch in der Lage meine Lungen mit dem dringend benötigten Sauerstoff zu versorgen, und kann förmlich fühlen wie mein Blut in rasantem Tempo durch meine Adern schießt, weil er sanft seine rechte Hand an meine Wange legt und mit dem Daumen zart über meine Unterlippe streicht. Was mich genießerisch die Augen schließen lässt.
„Darf ich dich küssen?“, raunt sein heißer Atem an meinem Mund und ich kann seine weichen warmen Lippen schon fast spüren, was mich dazu verleitet mich anbietend ein wenig nach vorne zu beugen. Nur wenige Zentimeter und ich habe das Gefühl zu zerreißen. Vor Verlangen.
Die Empfindung seiner Lippen bringt mich zu Fall. Viel zu gut fühlt es sich an, wie er behutsam, als habe er Angst irgendetwas falsch zu machen, vorgeht und sich in äußerster Zurückhaltung übt, die mir deutlich macht, wie vergänglich dieser Moment ist. Was mich dazu treibt, ohne Rücksicht auf das was danach passiert, einmal, wenigstens einmal das zu bekommen wonach ich mich schon so lange sehne. Sebastian.
Es ist egal, was morgen ist und ob ich mich gerade selbst betrüge, ich will es. Und so rutsche ich an den Rand des Sofas, um Sebastian noch näher zu sein. Dränge meinen Brustkorb gegen seinen Körper, während seine Hände unruhig meine Seiten auf und abwandern, als würden sie einen Halt suchen und ihn doch nicht finden können. Meine Zunge streicht verlangend über Sebastians Unterlippe und bittet um Einlass, was ihn unterdrückt in den Kuss keuchen lässt.
Diesen schwachen Moment nutze ich sofort aus und erobere seine Mundhöhle. Nehme Besitz von ihr und verwickle Sebastian in ein leidenschaftliches Zungengefecht auf das er nach kurzem Zögern bereitwillig eingeht und mich mit seiner Zunge fast um den Verstand bringt. Immer wieder versucht er die kleinen Metallkugeln, von meinem Zungenpiercing, einzufangen und sich damit gefühlte
Ewigkeiten zu beschäftigen, was in mir die Gier auf mehr weckt. Ich will ihn ganz. Ihn in mir spüren und mit ihm verschmelzen. Ich brenne darauf von ihm alles zu bekommen und kann meine Lust auf ihn kaum zügeln.
Ungeduldig tasten meine Finger blind nach dem Saum seines T-Shirts und ziehen es in einer flinken Bewegung über seinen Kopf, wobei wir unsere Lippen voneinander lösen müssen und Sebastian mich mit einem undeutbaren Blick ansieht. Man kann ebenso Lust in ihnen lesen, wie auch Zweifel. Die ich aus meinem Verstand
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