Wenigstens für eine Nacht
ausblende und ihn umgehend in einen weiteren aufregenden Kuss verwickle. Bis ich es kaum mehr ertragen kann und ihn Haut auf Haut spüren will. Mir deshalb ebenso hastig mein eigenes Oberteil ausziehe. Schwer atmend sitze ich vor ihm, während sein Blick verlangend über meine nackte Brust wandert und ein Kribbeln auf meiner Haut hinterlässt, als wären es seine Finger die mich berühren.
„Julian… ich…“, raunt er in die Stille, die nur durch unsere viel zu erregten Atemgeräusche durchbrochen wird, als er wieder in meinem Gesicht angelangt ist.
„Nicht“, stoppe ich ihn mit meinem Zeigefinger auf seinen Lippen, weil ich nicht hören will, dass er Bedenken hat, die sich so deutlich in seinen Augen widerspiegeln und ersetze meinen Finger schließlich durch meine Lippen. Denen er nicht widerstehen kann, wie mir natürlich nicht entgangen ist und so mache ich es mir jetzt zunutze, auch wenn es hinterhältig ist. Es interessiert mich im Moment nicht. Und wenn ich es hinterher tausendmal bereuen werde, ich will ihn. Jetzt. Schließlich ist es mein Herz was ich breche und nicht seins. Meine Gefühle werden verletzt und ich bin es der sich hinterher ausgenutzt fühlen wird, aber es ist mir egal. Ich ignoriere es für den einen Moment. Für die Erfüllung meiner Träume. Eins zu sein mit Sebastian. Den Jungen, den ich wahnsinnig liebe und für den ich bereit bin mich aufzugeben. Ich wünsche mir nichts mehr, als ein einziges Mal von ihm geliebt zu werden. Wenigstens für eine Nacht.
„Schlaf mit mir“, wispere ich keuchend in unseren nicht enden wollenden Kuss, als würden unsere Lippen uns gegenseitig mit lebenswichtigem Sauerstoff versorgen. Und keine Sekunde später ist die Verbindung unterbrochen.
Abrupt rückt Sebastian weit genug von mir ab, um mir zu verdeutlichen, dass ich zuviel von ihm verlangt habe. Er bringt sich in Sicherheit und sieht mich entsetzt an, was mir ein weiteres Mal mein Herz zerreißt. Doch auch wenn ich mich darauf eingestellt habe, dass er es mir rausreißen und es zerquetschen wird, sollte es doch erst viel später passieren. Wenn ich bekommen hätte, wofür sich dieses Opfer lohnt.
Reglos bleibe ich genauso auf meinem Sofa sitzen, wie Sebastian von mir abgelassen hat und sehe ihm dabei zu, wie er hektisch sein Shirt wendet und ungeschickt über seinen Körper streift. Fast schon überstürzt steht er vom Boden auf und wischt sich immer wieder mit fahrigen Bewegungen über seine Augenbraue. Er setzt zum Sprechen an und lässt es doch wieder, auf der Suche nach einer passenden Ausrede oder Entschuldigung. Dabei würde ich mir viel lieber wünschen, er würde einfach gehen und es mit Ausflüchten und Erklärungen nicht noch schlimmer für mich machen.
„Es… es tut mir leid, Julian. Ich… ich kann das nicht“, stottert er und ist weg.
„Glückwunsch, Julian“, gratuliere ich mir selbst zu meiner hervorragenden Tat, als die Tür gedämpft ins Schloss einrastet und erhebe mich wie in Trance von meiner Couch, um das Licht zu löschen. Öffne auf dem Weg zum Fenster meine Gürtelschnalle, den Knopf und Reißverschluss meiner Hose und sehe durch die Gardine Sebastian auf der Straße. In meiner Wohnung ist es bis auf das hereinfallende Mondlicht dunkel, sodass er mich nicht sehen kann und doch blickt er herauf, ehe er in seinen roten Mercedes AMG steigt und wegfährt.
Genau das ist der Moment wo ich mich ärgere, dass mein Auto nicht vor der Tür steht, sondern bei Niklas. Weil das
hier absolut der passende Zeitpunkt wäre, um den Wagen vor einen Baum zu setzen.
Kapitel 9
An Schlaf war natürlich die ganze Nacht nicht zu denken. Obwohl ich wirklich müde und erschöpft war, wollte mein Kopf mich nicht zur Ruhe kommen lassen und hat mich mit dem Verlauf des Abends gequält. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so blamiert wie bei Sebastian, als ich mich ihm an den Hals geworfen habe, wie eine rollige Katze. Jetzt, Stunden später, kann ich es noch viel weniger glauben, was ich da getan habe.
Ich sollte mir wirklich überlegen einen anderen Job zu suchen, denn wenn ich im `Extraordinary` auf ihn treffe, werde ich vor Scham im Erdboden versinken. Ich kann dem doch nie wieder gegenübertreten, geschweige denn ihn wie einen ganz normalen Gast behandeln. Mit der Aktion gestern habe ich doch wirklich alles kaputt gemacht und sogar die Aussicht auf eine reine Freundschaft mit ihm schon im Keim erstickt. Zu der ich aber sowieso nicht fähig gewesen wäre. Toll.
Was zum
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