Wenigstens für eine Nacht
vielleicht“, antworte und er ruck-zuck durch die Tür verschwunden ist.
Mein Blick schweift erneut über die Poster an den Wänden, wovon ein Großteil aus halbnackten Typen besteht und mir ein Schmunzeln entlockt. Hier hat ganz eindeutig Niklas schwule Seite ausgeschlagen, die mir bisher verborgen blieb und wenn Sebastian mich bei der Party nicht verdächtigt hätte mit Niklas zusammen zu sein, hätte ich es auch nicht gedacht. Er ist eben nicht so ein klischeehafter Homosexueller, denen man auf den ersten Blick ansieht, dass sie anders ticken. Während ich an einem der Poster hängen bleibe, auf dem zwei gut aussehende Jungs sich zusammen im Sand rumsuhlen, bemerke ich irgendetwas Seltsames an meinem Fuß.
„Ach Gottchen, was bist du denn für ein Süßes?“, beuge ich mich entzückt herunter und nehme das kleine schwarze Fellknäuel in meine Hände, um es mir genauer anzusehen. Ein kleines schwarzes Kätzchen, mit einer weißen Ohrspitze auf der rechten Seite, ist tollpatschig über meinen Fuß gestolpert und schnurrt mich gerade zufrieden an. Nach einem suchenden Blick über den Boden, entdecke ich unter Niklas Bett auch noch ein getigertes Exemplar, das mit irgendetwas herumtollt.
„Na, willst du denn nicht mitspielen?“, flüstere ich dem kleinen schwarzen Miezchen zu und halte sie ganz nah an mein Gesicht, wo es sich neugierig etwas reckt und ihr Köpfchen gegen meine Wange drückt.
„Sie mag dich“, erklingt sanft Sebastians Stimme plötzlich im Zimmer, ohne dass ich mitbekommen habe, wie die Tür aufging und zucke erschrocken zusammen. Mein Herz setzt aus und verweigert seinen Dienst. Mir wird heiß und kalt zugleich und ich kann mich überhaupt nicht regen. Sitze stocksteif da und flüstere, ohne einen Einfluss auf meine Worte zu haben, „na wenigstens eine“.
Ganz langsam senken sich meine Hände ab und landen auf meinem Schoß, wo sich das kleine Fellknäuel dreimal um die eigene Achse dreht, um es sich dann auf meinen Beinen gemütlich zu machen, was Sebastian ein bezauberndes Lächeln entlockt und ich mich selber dafür in den Hintern treten könnte, dass ich ihn angesehen habe. Weil mein Herz sich jetzt dazu durchgerungen hat seinen Dienst doch wieder aufzunehmen und in doppelter Geschwindigkeit weiter schlägt.
Meine Kehle fühlt sich staubtrocken an und ich überlege, wie ich am besten dieser Situation entfliehen könnte. Was alleine dadurch, dass Sebastian den einzigen Ausgang versperrt, indem er mit dem Rücken gegen die Tür lehnt, völlig aussichtslos ist und ich somit nur auf Niklas hoffen kann. Dass er so schnell wie möglich zurückkommt. Um meine innere Anspannung zu überspielen, kraule ich das weiche Fell der kleinen Katze auf meinem Schoß und lenke mich selber damit ab. Versuche einfach zu verdrängen, dass Sebastian mit mir in diesem Raum ist.
„Das wegen gestern Abend tut mir leid“, flüstert er plötzlich und macht es mir damit unmöglich ihn zu ignorieren.
„Erspar´s dir“, blocke ich sofort ab und muss schwer schlucken um meine Emotionen im Zaum zu halten. Ich will nicht ausgerechnet durch ihn erinnert werden und spüre doch, dass sich schon wieder Tränen sammeln, die viel zu deutlich verraten, wie verletzt ich mich durch seine Zurückweisung fühle.
„Sie heißt übrigens Fleckchen und ist eigentlich ganz scheu“, lenkt er das Gespräch überraschenderweise in eine andere Richtung. Doch bevor ich dazu komme, darüber erleichtert zu sein, ist er mir auf einmal viel zu nah und hockt sich vor mir hin. Wo er liebevoll das schwarze Bündelchen auf meinen Beinen streichelt.
Jede Bewegung seiner schlanken Finger beobachte ich schweigend, bis seine Hände von dem Fell der Katze
ablassen und sanft über meine Oberschenkel streichen, was mir sofort eine Gänsehaut bereitet und mich perplex aufblicken lässt. Direkt in seine wunderschönen Augen. Ich kann nicht nachvollziehen, warum sich diese zärtliche Geste so wahnsinnig gut anfühlt und ich nicht einfach aufspringe und rausrenne. Vor ihm flüchte. Irgendetwas hält mich hier gefangen.
Eindringlich sieht er mir in die Augen und bewegt unablässig seinen Daumen auf meinem Bein, was eine schleichende Wärme von dort aus in meinem ganzen Körper verbreitet. Mein Blut kocht, mein Puls rast und mein Herz hämmert, als wolle es aus meinem Brustkorb brechen. Aber ich will nicht, dass ich nach letzter Nacht so empfinde, wenn er mich berührt. Vielmehr möchte ich ihn in meinem verletzten Stolz einfach nur
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