Wenn Alkohol zum Problem wird
Speiseröhre, sodass Speisebrei vom Magen wieder in die Speiseröhre hochsteigt und hier zu Entzündungen führen kann (sogenannte Reflux-Ösophagitis).
Wie reagieren Herz und Nerven?
Alkohol schädigt den Herzmuskel (»Bierherz «).
Die Schädigung des Herzmuskels (Kardiomyopathie) äußert sich klinisch durch Herzrhythmusstörungen, Lungenstauung und Atemstörungen. Der Herzmuskel ist erweitert und in seiner Funktion geschwächt. Die körperliche Belastbarkeit sinkt langsam. Behandlungsmöglichkeiten gibt es kaum.
Nervenentzündung (Polyneuropathie)
Eine Nervenentzündung ist einer der häufigsten Störungen bei chronischem Alkoholkonsum. Mindestens jeder fünfte Alkoholkranke leidet daran. Betroffen sind vor allem die langen Nervenbahnen an den Beinen, seltener an den Armen oder gar im Kopf- bzw. Gesichtsbereich. Typischerweise beginnt die Polyneuropathie schleichend mit Taubheitsgefühlen, Kribbeln und Schmerzen in den Beinen. In schweren Stadien kommen auch Schwäche bzw. Lähmungen der Muskulatur hinzu.
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Sexuelle Störungen
Sehr häufig finden sich auch Störungen der Sexualfunktionen; beim Mann Impotenz oder Minderung des sexuellen Verlangens, bei der Frau Zyklusunregelmäßigkeiten. Alkohol führt zu einer Schädigung bzw. Schrumpfung des Hodens, womit die Produktion männlicher Sexualhormone (z. B. Testosteron) absinkt. Dies führt zu der Potenzschwäche, wobei auch die oben genannte Polyneuropathie eine Rolle spielen kann. (Ist das autonome Nervensystem betroffen, kann dies zur Impotenz führen.) Bei schweren Leberfunktionsstörungen kommt es zusätzlich zu einer »Verweiblichung« des männlichen Erscheinungsbildes mit Anschwellung der Brustdrüsen und Verlust der männlichen Genitalbehaarung.
Zunehmend ist das Geh- und Stehvermögen beeinträchtigt. Oft finden sich auch Schädigungen im zentralen Nervensystem oder im Kleinhirn. Bei Alkoholabstinenz ist die Prognose selbst bei schweren Polyneuropathien überraschend gut, die Ausfälle bilden sich mehr oder weniger vollständig zurück. Therapeutisch werden vor allem Vitamine gegeben.
Wie viel bekommt das Gehirn ab?
Auf unser Gehirn wirkt Alkohol besonders verheerend, wobei die Schäden oft erst relativ spät erkannt werden.
Das Gehirn gehört zu den am häufigsten und schwer betroffenen Organen. Alkohol wirkt hier besonders schädlich. Oft sind die Folgen einer Hirnschädigung aber erst relativ spät zu erkennen. Geschädigt wird vor allem die graue Substanz. Umstritten ist, inwieweit sich bestimmte Hirnschädigungen zurückbilden können. Die Hirnschrumpfung (Hirnatrophie) kann man mit modernen neuroradiologischen Methoden (Computertomographie, vor allem Kernspintomographie) nachweisen. Parallel mit der Schädigung des Gehirns kommt es auch zu einer Beeinträchtigung der geistigen und psychischen Leistungsfähigkeit.
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Wernicke-Korsakow-Schädigung
Neben diesen mehr oder weniger langsam fortschreitenden Veränderungen gibt es auch ganz akut sich entwickelnde Gehirnschädigungen mit oft tödlichem Ausgang. Gefürchtet ist z. B. die aufgrund eines Vitamin-B1-Mangels sich rasch entwickeln de Wernicke-Korsakow-Schädigung. Dabei kommt es zu Blutungen in bestimmten Hirnarealen, die u. a. zu Bewusstseinsstörungen und Augenmuskellähmungen führen. Die Sterblichkeit ist sehr hoch. Wird die akute Wernicke-Enzephalopathie überlebt, stellt sich häufig eine Korsakow-Psychose ein. Diese ist durch starke Vergesslichkeit und Merkfähigkeitsstörungen gekennzeichnet. Die Wernicke-Enzephalopathie muss unbedingt stationär behandelt werden mit Vitamin-B-Infusionen. Eine effektive Therapie der Korsakow-Psychose ist dagegen nicht bekannt. Häufig sind die Patienten dauerhaft Pflegefälle.
Besonders betroffen sind bei Alkoholabhängigen häufig das Kleinhirn, das für Koordination und Bewegung verantwortlich ist, sowie die vorderen Hirnanteile (Frontalhirn). Hier sind intellektuelle Funktionen, im weitesten Sinne auch die Persönlichkeit, zu lokalisieren. Alkoholkranke mit Frontalhirnschädigungen wirken häufig in ihrer Persönlichkeit verändert, enthemmt oder »kindisch«. Häufig findet sich beim Fortschreiten des geistigen und psychischen Verfalls auch eine Demenz.
Sterben Alkoholiker früher?
Die Lebenserwartung Alkoholkranker ist ganz erheblich beeinträchtigt. Einige Modellrechnungen gehen davon aus, dass in Deutschland jährlich etwa 40 000–70 000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums sterben. Die Lebenserwartung des Alkoholkranken im
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