Wenn Alkohol zum Problem wird
(Gedächtnislücken, »Blackouts«). Solche Gedächtnislücken sind ein relativ typisches Frühsymptom eines beginnenden Alkoholismus und beunruhigen den Betroffenen häufig. Es ist aber ohne Weiteres möglich, dass Familienangehörige und Freunde diese Folgeerscheinungen nicht bemerken und der Betroffene sich selbst ansonsten völlig unauffällig verhält.
Die Gedächtnislücken sind Ausdruck einer akuten Vergiftung des Gehirns und treten in der Regel nur bei höherer Alkoholisierung auf. Sie sind schon relativ früh im Verlauf einer »Alkoholkarriere« zu beobachten.
INFO
Alkoholdelir (Delirium tremens)
Das Delirium tremens ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der auftreten kann, wenn Alkoholkranke den Konsum ohne entsprechende medizinische Begleitung beenden. Kennzeichnend sind schwere Angst- und Unruhezustände, Bewusstseins-, Orientierungs- sowie Sinnestäuschungen, vor allem auf optischem Gebiet. Typisch ist das Sehen von weißen Mäusen und anderen Kleintieren oder von Fäden und das Erleben von meist »grausigen Geschehnissen«.
Häufig wird ein Delir von einem epileptischen Anfall eingeleitet. Die Betroffenen zittern und schwitzen sehr stark und sind auch oft fiebrig. Gefährlich sind insbesondere Kreislaufprobleme (Blutdruck und Puls). Dieses Alkoholentzugsdelir kann ebenfalls auftreten, wenn ein Alkoholkranker aufgrund eines Unfalls oder anderer körperlicher Erkrankungen stationär behandelt wird, die Ärzte aber nichts von seiner Alkoholabhängigkeit wissen und somit ein ungewollter, unbehandelter Entzug erfolgt.
Unbehandelt verläuft das Delir unter Umständen tödlich, früher starben bis zu 20 % der Kranken innerhalb weniger Tage. Heute versterben nur noch sehr wenige Delirkranke. Aufgrund dieser möglichen Komplikationen sollte eine Entzugbehandlung grundsätzlich nur unter ärztlicher Begleitung erfolgen (siehe → S. 111 ).
Wann kommt es zu Krampfanfällen?
Bei ca. 10–15 % der Alkoholkranken kommt es im Verlauf der »Alkoholkarriere« zum Auftreten von epileptischen Anfällen. Dabei handelt es sich typischerweise fast ausschließlich um »große Anfälle«, die schlagartig auftreten und mit einem plötzlichen Bewusstseinsverlust sowie starken Krämpfen der Muskulatur einhergehen. Typischerweise treten die epileptischen Anfälle innerhalb der ersten 24, längstens 48 Stunden, nach der Beendigung einer Alkoholisierungsphase auf. Der Betroffene ist durch den plötzlichen Bewusstseinsverlust sowie Verletzungen durch Stürze besonders gefährdet. In aller Regel treten die epileptischen Anfälle isoliert auf, also nicht in Serien, was auch bei fortgesetztem Alkoholkonsum der Fall sein kann.
Auszuschließen ist bei Betroffenen in jedem Fall das Vorliegen einer anderen Hirnschädigung, z. B. eine Hirnblutung, wie sie bei Alkoholkranken häufig ist. Auch Stoffwechselstörungen (z. B. niedriger Blutzucker, Diabetes mellitus) können zum Auftreten von epileptischen Anfällen beitragen. Bleibt der Alkoholkranke trocken, ist das Risiko für das wiederholte Auftreten von epileptischen Anfällen gering – bei erneutem Alkoholkonsum dagegen sehr hoch. Um andere Hirnfunktionsstörungen und Erkrankungen auszuschließen, sind das EEG sowie bildgebende Verfahren (Computertomographie, Kernspintomographie des Gehirns) hilfreich.
Special: Alkoholrausch – einmal ganz nüchtern betrachtet
Das gängige Bild des Alkoholrausches ist den meisten bekannt. Wie stark der Rausch nach dem Konsum alkoholischer Getränke ausfällt bzw. wie stark die Ausfallserscheinungen sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab, allen voran der Trinkmenge. Darüber hinaus spielen aber auch eine Reihe anderer Faktoren eine Rolle, nämlich
die persönliche Alkoholgewöhnung,
die körperliche und psychische Verfassung,
die eventuelle Einnahme anderer Medikamente oder Drogen,
die Umgebung und
der Anlass der Berauschung.
Alkohol hat im Körper eine Vielzahl von Wirkungen. Dazu gehören z. B. eine Beeinträchtigung der Herzkreislauffunktionen. Im Wesentlichen wird die alkoholische Berauschung aber durch die Wirkung von Alkohol auf das Gehirn verursacht. Vereinfacht gesagt, wirken bei den meisten Menschen kleinere Alkoholmengen euphorisierend, d. h. man ist in einem Zustand eher gehobener, entspannter Stimmung – eventuell auch mit gesteigerter Erregbarkeit. Je höher der Alkoholspiegel, desto ausgeprägter ist der dämpfende Effekt von Alkohol auf das Gehirn. Es kann zu zunehmender Apathie, schließlich Bewusstlosigkeit und Koma kommen.
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