Wenn Alkohol zum Problem wird
Vater alkoholkrank sind wahrscheinlich keine Missbildungen zu erwarten, da die Samenzellen des Mannes vom Alkohol nicht so verändert werden, dass damit Schädigungen des Kindes verbunden sind. Auch im Alkoholrausch gezeugte Kinder (»Rauschkinder«) sind in körperlicher Hinsicht nicht stärker gefährdet als die Kinder, die nicht unter Alkoholeinfluss gezeugt wurden.
Psychische Folgen
Alkoholismus schädigt das Gehirn und kann auf diese Weise zu zahlreichen psychischen Störungen führen:
Das Gedächtnis verschlechtert sich.
Die Motorik (Bewegung) wird verlangsamt und gestört.
Urteils- und Kritikfähigkeit lassen nach.
Das Gefühlserleben verarmt; es können Enthemmung, Rührseligkeit, Apathie und zunehmende Gleichgültigkeit auftreten.
Die Kapazität zur Informationsverarbeitung ist verringert, die Merkfähigkeit verschlechtert.
Häufig tritt ein Antriebsmangel auf.
Die Persönlichkeit kann sich verändern.
Welche psychischen Veränderungen treten auf?
Die Interessen engen sich immer mehr auf Alkohol ein: Aufgaben, Verpflichtungen in Beruf und Familie verlieren immer mehr an Bedeutung, Dinge, die einem früher wichtig waren, interessieren nicht mehr. Angst und traurige Verstimmung mit Schuldgefühlen oder sogar Selbstmordgedanken herr schen vor, andererseits kann es aber auch häufig zu einer euphorischen Enthemmung kommen, durchaus auch außerhalb akuter Rauschzustände. Besonders in diesen kommt es aber auch nicht selten zu aggressiven Handlungen. Die Hemmschwelle dafür ist deutlich herabgesetzt.
INFO
Persönlichkeitsabbau
Langfristig kommt es bei vielen Betroffenen auch zu einem alkoholbedingten Persönlichkeitsabbau. Typisch dafür ist der rasche Wechsel der Stimmung und eine Veränderung des Lebensumfeldes. Die Interessen engen sich zunehmend auf das Alkoholikermilieu ein. Familiäre Kontakte oder sogar die Körperpflege werden vernachlässigt.
Alkoholhalluzinose, z. B. Stimmenhören
Neben diesen Persönlichkeitsveränderungen kann es aber auch zu klaren psychischen Störungen kommen. Dazu gehören z. B. Verwirrtheitszustände, (z. B. beim Wernicke-Korsakow-Syndrom mit Verlust der Orientierung) oder aber auch zu Psychosen. Nicht selten ist dabei die Alkoholhalluzinose, ein Krankheitsbild, das der akuten Schizophrenie ähnelt. Der Betroffene leidet an plötzlich auftretenden akustischen Halluzinationen, insbesondere Stimmenhören. Meist beschimpfen die Stimmen den Alkoholkranken oder unterhalten sich über ihn. Seltener sind optische Halluzinationen. Bei Abstinenz und Gabe von Psychopharmaka (Neuroleptika) ist die Prognose meist gut, in 10 % der Fälle chronifizieren Alkoholhalluzinosen aber auch.
Eifersuchtswahn
Deutlich seltener sind bei Alkoholkranken reine Wahnideen, insbesondere der Eifersuchtswahn. Bei Letzterem, der fast immer Männer befällt, glaubt der Betroffene, von seiner Frau bzw. Intimpartnerin betrogen zu werden und führt häufig die lächerlichsten Beweise dafür ins Feld und lässt sich davon nicht abbringen. Gefürchtet sind die bei Eifersuchtskranken aus den Wahnideen resultierenden Gewalttaten, die sich fast immer gegen die Ehefrau, seltener gegen den vermeintlichen Nebenbuhler richten. Die Prognose ist leider schlecht, in vielen Fällen chronifizieren die Eifersuchtsideen.
Korsakow-Syndrom
Schon angesprochen wurde das Korsakow-Syndrom, das häufig nach einem Alkoholdelir auftritt. Hier stehen Störungen des Gedächtnisses, der Merkfähigkeit und der Orientierung im Vordergrund. Die Kranken verkennen ihre derzeitige Umgebung und leben gleichsam in einer anderen Situation, die meist aus ihrem früheren Leben stammt. Ausgeprägte Störungen der Merkfähigkeit liegen vor, oft auch des Gedächtnisses. Neue Dinge können nicht mehr behalten werden. Die Patienten sind in der Regel nicht mehr in der Lage, ihre Angelegenheiten selbst zu besorgen. Werden sie nicht in der Familie gestützt, müssen sie in Pflegeheimen betreut werden. Leider gibt es keine effektiven Medikamente gegen diese Störung.
Wie kommt es zu Gedächtnislücken (Filmrissen)?
Gedächtnislücken gelten als »Frühsymptom« und Anzeichen dafür, dass eine alkoholbedingte Hirnschädigung eingetreten ist.
Alkohol schädigt das Gedächtnis in mehrfacher Hinsicht. So wird u. a. durch Alkohol das Kurzzeitgedächtnis beeinflusst. Der Alkoholisierte kann sich zum Beispiel nicht mehr erinnern, in welchem Lokal er war, wo er das Auto gelassen hat, was er alles gesagt und getan hat und wie er überhaupt nach Hause gekommen ist
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