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Wenn Alkohol zum Problem wird

Wenn Alkohol zum Problem wird

Titel: Wenn Alkohol zum Problem wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Soyka
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einen schweren Rückfall oder einen Ausrutscher handelt, signalisiert der erneute Alkoholkonsum, dass Sie noch Lernbedarf haben.
Der Rückfall beginnt im Denken – schon lange vor dem ersten Schluck!
    Rückfälle beginnen nicht erst »mit dem ersten Schluck Alkohol«, sondern zeichnen sich bereits vorher im Denken und Handeln ab.
    Kaum ein Betroffener greift »zufällig« zum Glas und trinkt. Dazu hat der Alkoholkonsum in der Vergangenheit schon zu oft zu viele Probleme bereitet und schlimme Konsequenzen gehabt. Dem Trinken des Alkohols gehen also bestimmte Gedanken voraus, die Sie sich bewusst machen sollten, um Rückfällen vorzubeugen.
    Es ist daher wichtig, diese Gedankengänge zu erkennen und sie sich bewusst zu machen, erst dann können Sie sich gezielt und bewusst anders verhalten. Wir sind schon darauf eingegangen, dass auch bestimmte Gefühle (z. B. Traurigkeit, Wut) und Situationen (z. B. ein einsamer Sonntag, an dem man nichts mit sich anzufangen weiß), in denen man früher getrunken hat, das Alkoholverlangen aktivieren können und damit eine Rückfallgefährdung darstellen. Während der Entwöhnungsbehandlung wird damit begonnen, diese individuellen Rückfallgefahren herauszuarbeiten und neue Verhaltensweisen und Einstellungen einzuüben, die dem entgegenwirken. Diese psychotherapeutische Arbeit sollte im Rahmen der Nachsorge fortgesetzt werden. Je besser Sie Ihre individuellen Gefährdungsmuster erkennen und je öfter Sie neue, alternative Verhaltensweisen einüben (an einem einsamen Sonntag also einen guten Freund anrufen, um zu reden oder etwas zu unternehmen), desto wirksamer wehren Sie Rückfälle ab.
Ich hatte einen Rückfall – was nun?
    Ein Rückfall ist nicht das Ende allen Bemühens und damit der Untergang, er ist vielmehr ein Anfang künftiger Abstinenz.
    Nehmen Sie es sportlich: »Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.« Und bedenken Sie bitte, dass fast jeder trockene Alkoholiker auf seinem Weg zum abstinenten Leben Rückfälle erlebt hat. In gewisser Weise gehören sie also zu dem Prozess, den Sie gerade durchlaufen, dazu. Lassen Sie sich also von einem Rückfall nicht entmutigen; Sie brauchen sich auch keine übertriebenenVorwürfe zu machen, dürfen ihn aber auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Nehmen Sie den Rückfall lieber als Ansporn, die Auslösebedingungen genau zu analysieren und zu schauen, was Sie in Zukunft anders machen wollen.
    TIPP
    Wichtige Schritte bei/nach einem Rückfall
    Bitte scheuen Sie sich nicht, sich unverzüglich an Ihre Beratungsstelle oder Ihren Therapeuten zu wenden! Holen Sie sich Hilfe, um den Rückfall möglichst schnell zu beenden. Auch bei der Rückfallanalyse sollten Sie die therapeutische Hilfe nutzen. Nehmen Sie sich Zeit, um über folgende Punkte nachzudenken:
Woran lag es, dass ich getrunken habe? Wie war die Situation? Was habe ich gefühlt, was habe ich gedacht? Welche Erinnerungen kamen hoch? Hatte ich vielleicht eine Idee, was ich tun könnte, bevor ich dann doch zur Flasche gegriffen habe? Was war das für eine Idee?
Was hätte mir geholfen, um nicht rückfällig zu werden? Was hätte ich stattdessen tun können? Warum habe ich es dennoch nicht getan (Vorsicht: Bitte keine Vorwürfe, sondern eine »neutrale« Analyse.)
Was werde ich nun konkret einüben? Welche Verhaltensweisen und Einschätzungen stärken mich? Was tut mir gut? Mit welchen Menschen möchte ich mehr Zeit verbringen? Wie kann ich mich in Zukunft besser schützen? Schreiben Sie sich am besten möglichst konkrete Punkte auf, und belohnen bzw. loben Sie sich, wenn Sie diese umsetzen.
Bitte versuchen Sie, bei diesen Gedanken und Überlegungen genauso wertschätzend und positiv mit sich umzugehen, wie Sie es von Ihrem Therapeuten her kennen. Vorwürfe und Schuldgefühle sind zwar verständlich und menschlich; diese bringen Sie aber nicht weiter. Deshalb sollten Sie diese »verzagte Phase« möglichst rasch überwinden.
Bitte vergessen Sie auch nicht, dass Sie bereits bewiesen haben – vielleicht sogar über eine längere Zeit hinweg –, dass Sie abstinent leben können. Halten Sie an dem Vorsatz fest, Ihr Leben abstinent zu gestalten. Nutzen Sie diese schwierige Phase also ganz bewusst als Neubeginn und setzen die angesprochenen Punkte aktiv um.
Warum sind Selbsthilfegruppen so wichtig?
    Besuchen Sie unterschiedliche Selbsthilfegruppen, bevor Sie sich entscheiden, welcher Sie sich anschließen.
    Im deutschsprachigen Raum gibt es viele Selbsthilfeorganisationen, die zum Teil

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