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Wenn alle Schranken fallen

Wenn alle Schranken fallen

Titel: Wenn alle Schranken fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Barton
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meinte, es sei geschäftlich”, rief seine Mutter ihm nach.
    Nervös wie ein Schuljunge nahm er den Hörer ab und wählte. Sowie er ihre Stimme hörte, verspannte sich sein Körper vor Erregung. “Hier ist Gordon. Du wolltest mich sprechen?”
    Die Novembersonne schien warm auf Gordons Wangen, doch der kühle Wind erinnerte an den nahen Winter. Er warf die Wagentür zu und betrat ‘Stanley’s Steakhaus’. Das Restaurant war für einen späten Samstagnachmittag gut besucht. Voller Unbehagen registrierte Gordon, dass mehrere Gäste in seine Richtung blickten. Offenbar brannten sie darauf, zu erfahren, mit wem er sich traf.
    Lächelnd wurde er von der Empfangsdame begrüßt. Als er erklärte, er sei mit Mrs Reid verabredet, wurde das Lächeln der jungen Frau breiter. Gordon öffnete seine Lederjacke und rückte den Kragen seines karierten Hemdes zurecht.
    Da sah er sie. Sie saß in einer Nische am Fenster. Sonnenlicht verwandelte Lydias hellbraunes Haar in dunkles Gold. Ihr pinkfarbenes Wollkleid besaß genau den gleichen Farbton wie ihre weichen, rosigen Lippen. Eine einreihige Perlenkette ruhte auf dem Ansatz ihrer Brüste. Passende Perlenclips schmückten ihre Ohren, wo sich einige Strähnen ihres feinen Haars aus dem eleganten Chignon gelöst hatten.
    Auch wenn Gordon sie seit Wochen nicht gesehen hatte, war sie immer in seinen Gedanken gewesen. Die Erinnerung an ihr schönes Gesicht trug er Tag und Nacht bei sich. Es kostete ihn jeden Funken seiner Willenskraft, sich von ihr fernzuhalten, und nun lud sie ihn zum Lunch ein. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was für ein “Geschäft” es zwischen ihnen zu besprechen gab. Sicher diente es nur als Alibi, weil Lydia ihn in der Zwischenzeit ebenso sehr vermisst hatte wie er sie.
    Gerade als die Empfangsdame beiseitetrat, damit Gordon in die Nische eintreten konnte, sah Lydia auf. Wärme durchdrang sie wie warme Sommersonnenstrahlen die nackte Haut. Lydias Magen zog sich zusammen und ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Seit ihrem vierzehnten Lebensjahr hatte kein männliches Wesen sie so nervös gemacht. Damals war sie in einen der Freunde ihres älteren Bruders verliebt gewesen. Ihre Gefühle für diesen lange vergessenen Jungen waren unschuldig gewesen, aber es lag entschieden nichts Unschuldiges in den Empfindungen, die Gordon in ihr weckte. Obwohl sie wusste, wie unangebracht diese Gefühle waren, gelang es Lydia einfach nicht, sie im Zaum zu halten.
    Sie beobachtete, wie er sich näherte. Sein Lächeln ließ ihr Herz höher schlagen. In seinen braunen Augen lag so viel Wärme und Freundlichkeit, so viel Freude. Gordon war überwältigend, der Inbegriff männlicher Kraft und innerer Stärke, ein Mann, neben dem andere Männer unweigerlich verblassten.
    Lydia zwang sich, die Hand auszustrecken. Bevor er sie ergriff, zögerte Gordon einen Augenblick. “Danke, dass du gekommen bist. Bitte setz dich doch.”
    Widerstrebend ließ er ihre Hand los und setzte sich ihr gegenüber. “Ich freue mich über die Einladung.” Fragend blickte er zu der Empfangsdame auf, die immer noch neben dem Tisch stand.
    “Oh.” Die junge Frau schnappte nach Luft. “Ihre Bedienung wird in einer Minute hier sein.” Sie reichte Gordon eine Speisekarte, dann legte sie eine vor Lydia hin. “Darf ich Ihnen einen Drink bringen?”
    “Kaffee”, bestellte Lydia, ohne den Blick von Gordon zu lösen. Wie oft hatte sie von ihm geträumt. Doch jetzt, da sie ihm gegenübersaß, erkannte sie, dass die Wirklichkeit ihre Fantasie bei weitem übertraf.
    “Für mich auch bitte.” Er wartete, bis sie allein waren. “Ich habe dich vermisst”, flüsterte er.
    Was sollte sie darauf antworten? Durfte sie ihm die Wahrheit eingestehen? Nein, unmöglich. Das ist ein geschäftliches Essen, sonst nichts, ermahnte sich Lydia. Dachte Gordon womöglich, ihr Anruf sei persönlicher Natur gewesen? “Ich habe unsere Gespräche vermisst, Gordon. Ich glaube, wir haben einander gebraucht, um die schwierige Zeit nach Tylers und Macies Tod zu überstehen.”
    Das Lächeln auf seinem Gesicht verblasste. Er reckte das Kinn vor, und der Puls an seiner Schläfe wurde sichtbar. “Wie ich sehe, ist es dir gut ergangen. Keine Drohanrufe mehr?”
    “Nein, nicht seit du zuletzt bei mir warst. Aber dreißig Minuten nach deiner Abfahrt hat sich der anonyme Anrufer noch einmal gemeldet.”
    Die Serviererin erschien und stellte Wassergläser und in Leinenservietten gewickelte Bestecke auf den Tisch.

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