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Wenn alle Schranken fallen

Wenn alle Schranken fallen

Titel: Wenn alle Schranken fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Barton
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bereit, seine Partnerin war willig. Er musste nur noch fragen.
    Seit langer Zeit hatte er keine Frau mehr gehabt. Aber jetzt brauchte er eine. Leider war die, die er wollte, nicht die, die er in den Armen hielt.
    “Willst du mich nach Hause bringen?” Zart biss die Rothaarige in sein Ohrläppchen.
    Gordon packte ihre Hüften und presste sie an sich. Er brauchte eine Frau! Aber nicht diese. “Ich bin geschmeichelt, weil du gefragt hast.” Gordon hatte sie herausgefordert und schuldete ihr mehr als einen schnellen Rückzieher. “Aber ich möchte dich nicht benutzen, um jemand anderen zu vergessen.”
    “Vielleicht bist du nicht der Einzige, der heute Nacht Trost sucht.”
    “Das funktioniert bei mir nicht.” Abrupt beendete Gordon den Tanz, führte die Rothaarige wieder an die Bar und wandte sich an den Barkeeper. “He, Snake, bring der Dame einen Drink auf meine Kosten.” Er zog ein paar Geldscheine aus der Brieftasche und küsste seine Tanzpartnerin zum Abschied auf die Wange.
    Als er gehen wollte, hielt ihn die Rothaarige am Handgelenk fest. “Weiß sie eigentlich, was für ein Glück sie hat?”
    Gordon stieß ein Geräusch aus, das irgendwo zwischen einem leisen Lachen und einem Knurren lag. Ohne zu antworten, holte er seine Lederjacke, schlüpfte hinein und eilte zum Ausgang. Er brauchte dringend frische Luft. Der Geruch von Rauch, Alkohol und Schweiß lag schwer und beißend im Raum.
    Der Regen war in Schnee übergegangen. Schnell schloss Gordon den Reißverschluss seiner braunen Bomberjacke, zog die Autoschlüssel aus der Tasche und rannte zum Wagen. In der dunklen, kalten Fahrerkabine schüttelte er sich die Feuchtigkeit ab und strich mit eiskalten Fingern durch sein feuchtes Haar. Auf dem Beifahrersitz lag sein Stetson.
    Als er den Highway erreichte, bog er in Richtung Stadt. Er wusste, wohin er fahren musste und was er zu tun hatte.
    Hoffentlich schickte sie ihn nicht weg …
    Lydia stand neben dem Himmelbett. Lediglich der Schein einer kleinen Nachttischlampe erhellte den dunklen Raum. Vor knapp einer halben Stunde war sie vom Silvesterball des Country Clubs zurückgekehrt, und schon erdrückte sie die Einsamkeit.
    Ihr Abendkleid aus blauem Chiffon hing bereits wieder im Schrank. Nun warf sie den Unterrock auf einen Stuhl und zog sich bis auf ihren weißen Spitzenslip aus.
    Draußen verwandelte sich die Welt langsam in ein weißes Winterparadies, doch ihr Haus war warm und behaglich, aber leer – so entsetzlich leer.
    Nur weil Glenn und Eloise darauf bestanden hatten, war sie überhaupt auf den Ball gegangen. Von allen Seiten wurde Lydia mit mitfühlenden Fragen über ihr Leben überhäuft, sie erhielt unzählige Ratschläge, wie sie mit dem Verlust des geliebten Mannes fertig werden konnte, und wurde getröstet, dass die Zeit ihr gebrochenes Herz heilen würde. Jedes weibliche Wesen ließ kleine Andeutungen über Gordon fallen, und die Hälfte der Männer, die sie zum Tanz aufgefordert hatten, war ihr zu nahe getreten.
    Sie blickte auf die Leuchtziffern des Weckers. Fünf vor halb zwei. Ein neues Jahr lag vor ihr. Schon bald musste sie einige Entscheidungen treffen. So ziellos wie seit Tylers Tod im vorigen April konnte sie nicht weiterleben. Vielleicht sollte sie Riverton verlassen und ihre Innenarchitekturfirma in Birmingham, Alabama, wieder eröffnen.
    Wenigstens blieb ihr dadurch eine erneute Begegnung mit Gordon erspart. Zugleich fürchtete und ersehnte Lydia den Tag, an dem sie einander zufällig über den Weg laufen würden. Das Wissen, dass sie kein Recht hatte, einen Mann zu begehren, der völlig unpassend für sie war, hielt sie nicht davon ab, Tag und Nacht an ihn zu denken. Noch dazu, wo Gordon auf keinen Fall noch einmal heiraten wollte. Außerdem war seine Frau Tylers Geliebte gewesen.
    Und ausgerechnet in diesen Mann hatte sie sich verliebt.
    Seit Lydia sich zum Narren gemacht hatte, indem sie in Gordons Wagen gesprungen war, war der Klatsch über die Witwe des Bürgermeisters und Gordon Cameron wieder aufgeblüht. Und es kamen zwei weitere anonyme Anrufe.
    Plötzlich entdeckte Lydia, dass sie die Hände rang. Seit sie Gordon das letzte Mal gesehen hatte, war sie nicht so nervös gewesen. Was war nur mit ihr los?
    Belüg dich nicht selbst, befahl sie sich leise. Du weißt genau, was mit dir los ist. Du bist eine normale, gesunde, junge Frau. Und du verzehrst dich nach einem Mann. Nach Gordon.
    Gedankenverloren spielte Lydia mit ihrem Ehering und dem Verlobungsring. Schnell

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