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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Moser
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Stich. Irgendwie hatte ich erwartet, dass er sich mehr über meinen Anruf freuen würde, dass er mir Fragen über mein jetziges Leben stellen, dass er mir sagen würde, wie sehr er und unsere Eltern hoffen, dass diese Sache bald überstanden ist. Aber Fabio wirkte seltsam reserviert, beinahe so, als wäre es ihm unangenehm, mit mir zu sprechen. Als hätte er Angst, er könnte durch mich in Schwierigkeiten geraten.
    Er braucht mich nicht mehr, denke ich bitter. Genauso wenig, wie meine früheren Freunde und meine Eltern. Nicht einmal meine Mutter scheint sich noch viele Gedanken um mich zu machen, sondern vielmehr um einen anderen Mann, wie ich vorhin im Internet in einer Klatschspalte gelesen habe. Mich fröstelt bei der Vorstellung. Auf die Idee, dass zur Abwechslung meine Mutter eine Affäre haben könnte, wäre ich nie gekommen. Auch Fabio hat kein Wort darüber verloren – obwohl das zu seinem Prinzip passen würde: Augen zu und ignorieren, wenn etwas stört.
    Aber vielleicht stimmt es ja auch tatsächlich nicht, denke ich hoffnungsvoll. Die Orsinis standen schließlich schon immer gerne im Schussfeld der Reporter. Und jetzt, wo ich ihnen keine Skandale mehr liefere, wurde es vielleicht Zeit, dass es jemand anderen erwischt.
    Dass ausgerechnet meine Mutter ihnen eine Angriffsfläche und Stoff für ihre miesen Klatschspalten bieten würde, hätte ich allerdings nie im Leben für möglich gehalten.

Jana
    »Und du musst heute wirklich noch in dieses Hokuspokus ?«, fragt Lukas und zeichnet mit der Fingerspitze feine Linien auf meinen Handrücken, während wir Richtung U-Bahn-Station laufen.
    Die leichten, kitzelnden Berührungen jagen mir einen wohligen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Ich lache. »Simsalabim«, korrigiere ich ihn. »Ja, leider. Eigentlich muss ich an den Wochenenden nie aushelfen, aber alle anderen sind krank, da konnte ich schlecht Nein sagen. Frau Schröder war schon total verzweifelt.«
    »Bestimmt nicht ansatzweise so verzweifelt wie ich. Du bist einfach zu gut für diese Welt«, seufzt Lukas theatralisch. »Vielleicht sollte ich mich auch bei Frau Schröder anmelden und so tun, als hätte ich niemanden, der auf mich aufpasst und mich bespaßt. Wäre ja eigentlich noch nicht einmal gelogen. Und wenigstens sehe ich dich dann öfter, auch wenn ich dich mit den anderen Kindern teilen muss.«
    »Hm, gar keine schlechte Idee«, gebe ich zu. »Zwei Freunde hättest du jedenfalls schon mal außer mir. Massimo und Vanessa haben mich die letzten Male ohnehin pausenlos gelöchert, wann mich mein Bräutigam endlich mal besuchen kommt.«
    »Tja, die beiden haben anscheinend einen besseren Riecher als wir. Immerhin wussten sie schon vor Wochen, dass wir zusammengehören.«
    Ich kuschle mich noch enger an ihn. Mir gefallen seine kleinen, versteckten Kommentare, die mir klarmachen, dass wir jetzt tatsächlich ein Paar sind. Sie zwicken mich wohlig von innen in den Bauch, als wollten sie mir zeigen, dass es kein Traum, sondern Wirklichkeit ist. Und dass ich beruhigt glücklich sein kann.
    Schon komisch, wie schnell sich alles ändern kann, denke ich, als ich verstohlen zu Lukas hochschiele. Mein Leben sieht auf einmal wieder viel bunter und schöner aus. Und auch Lukas scheint sich wohlzufühlen, so entspannt, wie er vor sich hin lächelt und in die Abendsonne blinzelt.
    »Willst du vielleicht noch ein Eis?«, fragt Lukas und ich stöhne auf.
    »Bloß nicht, das wäre ja schon das dritte heute. Ich kann absolut nicht mehr und bestimmt willst du keine fette Freundin, oder?«
    Lukas zwickt mir sanft in die Hüften. »Je mehr von dir da ist, desto besser. Aber eigentlich suche ich ja nur nach einem Grund, dich noch ein bisschen festzuhalten. Wir hatten gerade mal zwei Stunden zusammen. Du kannst dir auch gerne etwas anderes aussuchen, zum Beispiel Pommes, Cola, eins von diesen ekelhaft glitschigen Fischbrötchen, auf die hier alle so abfahren, oder …« Er bleibt stehen und nimmt mein Gesicht in beide Hände. Er blickt mir lächelnd in die Augen und ich merke, wie mir die Hitze in die Wangen schießt. Es haut mich um, wenn er mich so ansieht. Mit diesem erstaunten, ungläubigen Flackern in seinen grünen Augen, das mir das Gefühl gibt, er wäre jedes Mal von Neuem überwältigt davon, dass es mich gibt. Noch nie hat mich jemand so angesehen.
    »Oder was?«, hake ich leise nach.
    Lukas antwortet nicht, sondern zieht mich einfach an sich, um mich zu küssen. Ich habe das Gefühl, innerlich zu

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