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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Moser
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fängt sich sofort wieder. Lächelnd nimmt er meine Hand.
    »Ja, ich weiß, dass dir das komisch vorkommen muss. Ich muss dir wohl etwas gestehen«, sagt er. »Um ehrlich zu sein, wollte ich nie Italienisch studieren.«
    Ich blicke ihn stirnrunzelnd an. »Ach nein?«
    »Nein, ich habe nur nach einem Grund gesucht, dich in der Uni abzufangen.«
    »Was? Aber als du vor ein paar Tagen vor dem Seminarraum gestanden bist, da –«
    »Da wollte ich dich eigentlich bloß überreden, einen Kaffee mit mir trinken zu gehen«, beendet Lukas meinen Satz. »Aber dann kam Amelie mit dieser blöden Geschichte über Tamara an, und mich hat der Mut verlassen. Ich hatte Schiss, du würdest Nein sagen, und dachte, es wäre vielleicht geschickter, wenn ich noch etwas Zeit schinde. Nur deshalb bin ich mit ins Seminar gekommen. Ich wollte dich anschließend fragen. Aber das ging dann ja auch gründlich in die Hose. Lukas Richter ist eben schüchterner, als du denkst.«
    »So, so, schüchtern also …«, wiederhole ich versöhnlich.
    » Sì, bella . Nur gut, dass du gestern mit dem Essen vor meiner Tür aufgetaucht bist. Ich weiß nicht, ob ich so schnell noch einen zweiten Anlauf gestartet hätte.«
    Ich merke, wie sich der Unmut in mir auflöst und der kleine Schmetterling in meinem Bauch wieder wie wild mit den Flügeln um sich schlägt und seine vielen Freunde animiert mitzumachen. Ich schmiege mich erleichtert an Lukas und atme den herben Duft seiner Haut ein.
    »Ich mag dich«, murmele ich an seiner Brust. »Egal ob mit oder ohne Italienisch.«
    »Dass ich BWL zum Kotzen finde, stimmt aber«, sagt Lukas zu seiner Verteidigung. »Und auch, dass ich mir etwas Neues suchen will. Bloß Italienisch wird es wohl eher nicht sein. Dieser ganze sprachwissenschaftliche Mist ist nichts für mich. Ich kenne ja noch nicht einmal den Unterschied zwischen einem Adjektiv und einem Adverb.«
    Ich kichere und schäme mich insgeheim dafür, dass ich sauer auf Lukas war und angenommen habe, er hätte mir vorsätzlich etwas verheimlicht. Vielleicht liegt das daran, dass ich immer noch nicht richtig fassen kann, dass er sich wirklich in mich verliebt hat. Als müsse ich skeptisch bleiben, weil es da sicher noch irgendeinen versteckten Haken gibt.
    Plötzlich tippt mir jemand von hinten auf die Schulter. Ich mache mich von Lukas los und drehe mich um. Vor uns steht der kleine verloren geglaubte Junge und hält uns zwei riesige Eiswaffeln entgegen.
    »Grazie« , sagt er höflich und grinst uns breit an. Seine Mutter betrachtet ihn mit einem stolzen Lächeln aus einiger Entfernung. Sie lässt ihren Sprössling sicher nicht mehr so schnell aus den Augen. Lukas und ich wechseln einen leicht gequälten Blick, als wir ihm die Eistüten aus der Hand nehmen.
    »Vielen Dank, das … wäre wirklich nicht nötig gewesen«, presse ich gequält hervor. Nachdem der Junge und seine Mutter winkend verschwunden sind, stöhne ich mit einem Blick auf das gigantische Gebilde aus Eis und Sahne auf. »So, und hier haben wir jetzt unsere Nummer drei, und was für eine Portion!«
    Lukas nickt und tut so, als müsse er würgen. »Ich schätze, jetzt wäre sogar mir eins von diesen stinkenden Fischbrötchen lieber«, meint er, bevor er mit spitzen Fingern die einzige Kirsche von der Sahnehaube nimmt und sie mir in den Mund steckt.

Lukas
    »Als Alberti mich damals herzitierte, hatte ich ein ziemlich mieses Gefühl«, erzähle ich Beck und mache eine kleine Künstlerpause, während ich meinen ausgekauten Kaugummi umständlich in einen alten Kassenzettel einwickle. Ich hänge wieder mal auf seiner ultrahässlichen und ultrabequemen Couch ab, die mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen ist.
    »Wusstest du, dass es sich um ein größeres Drogengeschäft handelte?«, fragt Beck.
    Ich grinse triumphierend. Nicht, weil mich die Erinnerung an damals so wahnsinnig erheitert, aber weil ich wusste, dass Beck sich wieder nicht an sein Versprechen halten, sondern vor Ungeduld dazwischenquatschen würde. Dieses Mal schon nach sechseinhalb Minuten, wie ich mit einem belustigten Blick auf die Wanduhr feststelle.
    »Sorry!« Beck hebt entschuldigend die Hände. Dann macht er diese alberne Geste, als sperre er seinen Mund ab und werfe den Schlüssel weg.
    »Schon gut«, sage ich augenrollend. »Es ist okay, wenn du mich nervst. Dann fühle ich mich wenigstens daran erinnert, dass kein pseudoschlauer Seelenklempner vor mir sitzt, sondern bloß ein simpler Amateur von Leibwächter, der die

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